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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Der Himmel ist nicht frey und Jupiter gefangen/
Wenn dieser schnelle Pfeil durch seine Brust gegangen.

Mercurius.
Daß die Verwegenheit dir angebohren sey/
Erweist du täglich noch mit Worten und mit Wercken/
Man kan den Ubermuth aus deinen Thaten mercken/
Ein Kind/ das nackt und bloß/ gantz ohne Scham und Schen
Greift auch die Götter an/ ach unbesonner Knabe/
Gedencke doch wie viel der Himmel Keile habe!
Cupido.
Die Donnerkeile sind nur Stroh für meinem Pfeil/
Und flüchtiger Mercur erinn're dich der Stunden/
Da sich die Chione umb deinen Halß gewunden.
Sucht nicht wer tödlich kranck bey mir noch Hülf und Heil.
Jch mache Löwen zahm und spiele mit den Drachen/
Die Tyger müssen stehn/ die Crocodilen lachen.
Mercurius.
Nichts als nur Schadenfroh/ was gleicht sich meinem Ruhm?
Die Götter brauchen mich zu ihrem Abgesandten/
Jch bin der Scheide-Mann bey Fried und Kriegs Verwandten.
So ist Beredsamkeit mein eintzig Eigenthum
Es hat die Lilien die Vorwelt mir geweyhet/
Weil offters meine Zung anmuthig sie erfreuet.
Cupido.
Du fühlst die Ohren nur/ ich aber Seel und Geist/
Man kan bey schwartzer Nacht nicht so viel Sterne kennen/
Als von der Liebe Gluth mir treue Hertzen brennen.
Und was diß grosse Rund in seinem Kreiß beschleust
Hengt meiner Regung nach/ empfindt die süssen Züge/
Womit ich Hertz an Hertz und Seel an Seele füge.
Mercurius.
Die Flamme die du rühmst brennt viel in Asch und Grauß/
Jch baue Land und Stadt/ mein handeln und verkehren
Wird uns die neue Welt durch Kauffmanschafft gewehren
Was bringt uns nicht vor Gut so manches Segel-Hauß?
Wir speisen Jndien und China auff dem Tische/
Ja der beeiste Nord muß liefern seine Fische.
Cupido.
Es sey/ ein Kauffmann muß durch Hitze Frost und Schnee
Durch Unruh und Gefahr in frembde Länder reisen.
Jst

Hochzeit-Gedichte.
Der Himmel iſt nicht frey und Jupiter gefangen/
Wenn dieſer ſchnelle Pfeil durch ſeine Bruſt gegangen.

Mercurius.
Daß die Verwegenheit dir angebohren ſey/
Erweiſt du taͤglich noch mit Worten und mit Wercken/
Man kan den Ubermuth aus deinen Thaten mercken/
Ein Kind/ das nackt und bloß/ gantz ohne Scham und Schen
Greift auch die Goͤtter an/ ach unbeſonner Knabe/
Gedencke doch wie viel der Himmel Keile habe!
Cupido.
Die Donnerkeile ſind nur Stroh fuͤr meinem Pfeil/
Und fluͤchtiger Mercur erinn’re dich der Stunden/
Da ſich die Chione umb deinen Halß gewunden.
Sucht nicht wer toͤdlich kranck bey mir noch Huͤlf und Heil.
Jch mache Loͤwen zahm und ſpiele mit den Drachen/
Die Tyger muͤſſen ſtehn/ die Crocodilen lachen.
Mercurius.
Nichts als nuꝛ Schadenfroh/ was gleicht ſich meinem Ruhm?
Die Goͤtter brauchen mich zu ihrem Abgeſandten/
Jch bin der Scheide-Mann bey Fried und Kriegs Verwandten.
So iſt Beredſamkeit mein eintzig Eigenthum
Es hat die Lilien die Vorwelt mir geweyhet/
Weil offters meine Zung anmuthig ſie erfreuet.
Cupido.
Du fuͤhlſt die Ohren nur/ ich aber Seel und Geiſt/
Man kan bey ſchwartzer Nacht nicht ſo viel Sterne kennen/
Als von der Liebe Gluth mir treue Hertzen brennen.
Und was diß groſſe Rund in ſeinem Kreiß beſchleuſt
Hengt meiner Regung nach/ empfindt die ſuͤſſen Zuͤge/
Womit ich Hertz an Hertz und Seel an Seele fuͤge.
Mercurius.
Die Flamme die du ruͤhmſt brennt viel in Aſch und Grauß/
Jch baue Land und Stadt/ mein handeln und verkehren
Wird uns die neue Welt durch Kauffmanſchafft gewehren
Was bringt uns nicht vor Gut ſo manches Segel-Hauß?
Wir ſpeiſen Jndien und China auff dem Tiſche/
Ja der beeiſte Nord muß liefern ſeine Fiſche.
Cupido.
Es ſey/ ein Kauffmann muß durch Hitze Froſt und Schnee
Durch Unruh und Gefahr in frembde Laͤnder reiſen.
Jſt
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[120/0194] Hochzeit-Gedichte. Der Himmel iſt nicht frey und Jupiter gefangen/ Wenn dieſer ſchnelle Pfeil durch ſeine Bruſt gegangen. Mercurius. Daß die Verwegenheit dir angebohren ſey/ Erweiſt du taͤglich noch mit Worten und mit Wercken/ Man kan den Ubermuth aus deinen Thaten mercken/ Ein Kind/ das nackt und bloß/ gantz ohne Scham und Schen Greift auch die Goͤtter an/ ach unbeſonner Knabe/ Gedencke doch wie viel der Himmel Keile habe! Cupido. Die Donnerkeile ſind nur Stroh fuͤr meinem Pfeil/ Und fluͤchtiger Mercur erinn’re dich der Stunden/ Da ſich die Chione umb deinen Halß gewunden. Sucht nicht wer toͤdlich kranck bey mir noch Huͤlf und Heil. Jch mache Loͤwen zahm und ſpiele mit den Drachen/ Die Tyger muͤſſen ſtehn/ die Crocodilen lachen. Mercurius. Nichts als nuꝛ Schadenfroh/ was gleicht ſich meinem Ruhm? Die Goͤtter brauchen mich zu ihrem Abgeſandten/ Jch bin der Scheide-Mann bey Fried und Kriegs Verwandten. So iſt Beredſamkeit mein eintzig Eigenthum Es hat die Lilien die Vorwelt mir geweyhet/ Weil offters meine Zung anmuthig ſie erfreuet. Cupido. Du fuͤhlſt die Ohren nur/ ich aber Seel und Geiſt/ Man kan bey ſchwartzer Nacht nicht ſo viel Sterne kennen/ Als von der Liebe Gluth mir treue Hertzen brennen. Und was diß groſſe Rund in ſeinem Kreiß beſchleuſt Hengt meiner Regung nach/ empfindt die ſuͤſſen Zuͤge/ Womit ich Hertz an Hertz und Seel an Seele fuͤge. Mercurius. Die Flamme die du ruͤhmſt brennt viel in Aſch und Grauß/ Jch baue Land und Stadt/ mein handeln und verkehren Wird uns die neue Welt durch Kauffmanſchafft gewehren Was bringt uns nicht vor Gut ſo manches Segel-Hauß? Wir ſpeiſen Jndien und China auff dem Tiſche/ Ja der beeiſte Nord muß liefern ſeine Fiſche. Cupido. Es ſey/ ein Kauffmann muß durch Hitze Froſt und Schnee Durch Unruh und Gefahr in frembde Laͤnder reiſen. Jſt

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/194>, abgerufen am 25.11.2024.