Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Gedichte.
Wie/ rieff er/ strafft mich nun der Echo strenge Rach'
Und wird zur Marter mir der angenehme Bach!
Mercur ließ unterdeß den heilgen Gürtel fliegen/
Und rührte mit dem Stab dreymal der Erden Brust.
Als sich ein Jungfern-Bild voll Schönheit/ Schertz und Lust
Jm klaren Brunnen wieß. Nun/ Hylas/ dein Vergnügen/
Sprach der beredte Gott/ entdeckt die grüne Höl'/
Das Labsal deiner Noht/ den Zucker deiner Seel'.
Die Najas/ so wir jetzt Rosette wollen nennen/
Jst würdig/ daß auch du zerschmiltzst in gleicher Flut.
Schau an der Augen-Pracht/ der Wangen Milch und Blut/
Wo du kein Kieselstein/ du wirst empfindlich brennen.
Jch weiß daß sonst kein Thau den Liebes-Durst dir lescht/
Und daß dich diese Bach mit Rosen-Oele wäscht.
Narcissens Schönheit starb in ihren eignen Flammen/
Diß ist die Lebens-Bach/ der auch nicht Tagus gleicht
Noch Hermes der uns Gold in seinem Sande reicht/
Fliest nun/ Verliebte/ fliest/ wie Salmacis zusammen/
Als sie der Venus Sohn in ihren Arm umbfieng
Und wie ein Rebenblat an seinen Gliedern hieng.
Mercur fährt in die Lufft/ die lieblichste Rosette
Rufft: Hylas fleuch doch nicht/ hat Nymfen jene Zeit
Der Hylas in den Brunn verwandelt höchst erfreut/
Ach so verschmähe nicht mein Blumen-reiches Bette/
Du solst mein Hylas seyn/ ich deine Salmacis/
Und unsre Liebe bleibt biß in den Tod gewiß.
Was schafft des Himmels Rath wenn treue Seelen lieben
Es rinnet beyder Geist in einen Nectar-Fluß/
Der Lippen Rosen-Feld erquickt ein feuchter Kuß/
Nichts kan die Reinligkeit der Liebes-Bach betrüben.
Biß daß die Wollust selbst ein Zeugnüß leget bey/
Wie hier ein Paradieß der Treu-Verliebten sey.
Auf Hn. B. G. u. J. R. R. Hochzeit den
7. May. 1675.
AUrora wieß numehr ihr Rosen-reiches Haar/
Und nahm den Purpur-Rock den frühen Tag zu kleiden/
Der rund-gefallne Thau span wie von zarter Seiden
Den Wiesen ein Gewand/ das voller Perlen war/
Und
Hochzeit-Gedichte.
Wie/ rieff er/ ſtrafft mich nun der Echo ſtrenge Rach’
Und wird zur Marter mir der angenehme Bach!
Mercur ließ unterdeß den heilgen Guͤrtel fliegen/
Und ruͤhrte mit dem Stab dreymal der Erden Bruſt.
Als ſich ein Jungfern-Bild voll Schoͤnheit/ Schertz und Luſt
Jm klaren Brunnen wieß. Nun/ Hylas/ dein Vergnuͤgen/
Sprach der beredte Gott/ entdeckt die gruͤne Hoͤl’/
Das Labſal deiner Noht/ den Zucker deiner Seel’.
Die Najas/ ſo wir jetzt Roſette wollen nennen/
Jſt wuͤrdig/ daß auch du zerſchmiltzſt in gleicher Flut.
Schau an der Augen-Pracht/ der Wangen Milch und Blut/
Wo du kein Kieſelſtein/ du wirſt empfindlich brennen.
Jch weiß daß ſonſt kein Thau den Liebes-Durſt dir leſcht/
Und daß dich dieſe Bach mit Roſen-Oele waͤſcht.
Narciſſens Schoͤnheit ſtarb in ihren eignen Flammen/
Diß iſt die Lebens-Bach/ der auch nicht Tagus gleicht
Noch Hermes der uns Gold in ſeinem Sande reicht/
Flieſt nun/ Verliebte/ flieſt/ wie Salmacis zuſammen/
Als ſie der Venus Sohn in ihren Arm umbfieng
Und wie ein Rebenblat an ſeinen Gliedern hieng.
Mercur faͤhrt in die Lufft/ die lieblichſte Roſette
Rufft: Hylas fleuch doch nicht/ hat Nymfen jene Zeit
Der Hylas in den Brunn verwandelt hoͤchſt erfreut/
Ach ſo verſchmaͤhe nicht mein Blumen-reiches Bette/
Du ſolſt mein Hylas ſeyn/ ich deine Salmacis/
Und unſre Liebe bleibt biß in den Tod gewiß.
Was ſchafft des Himmels Rath wenn treue Seelen lieben
Es rinnet beyder Geiſt in einen Nectar-Fluß/
Der Lippen Roſen-Feld erquickt ein feuchter Kuß/
Nichts kan die Reinligkeit der Liebes-Bach betruͤben.
Biß daß die Wolluſt ſelbſt ein Zeugnuͤß leget bey/
Wie hier ein Paradieß der Treu-Verliebten ſey.
Auf Hn. B. G. u. J. R. R. Hochzeit den
7. May. 1675.
AUrora wieß numehr ihr Roſen-reiches Haar/
Und nahm den Purpur-Rock den fruͤhen Tag zu kleiden/
Der rund-gefallne Thau ſpan wie von zarter Seiden
Den Wieſen ein Gewand/ das voller Perlen war/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0140" n="66"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wie/ rieff er/ &#x017F;trafft mich nun der Echo &#x017F;trenge Rach&#x2019;</l><lb/>
          <l>Und wird zur Marter mir der angenehme Bach!</l><lb/>
          <l>Mercur ließ unterdeß den heilgen Gu&#x0364;rtel fliegen/</l><lb/>
          <l>Und ru&#x0364;hrte mit dem Stab dreymal der Erden Bru&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ich ein Jungfern-Bild voll Scho&#x0364;nheit/ Schertz und Lu&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Jm klaren Brunnen wieß. Nun/ Hylas/ dein Vergnu&#x0364;gen/</l><lb/>
          <l>Sprach der beredte Gott/ entdeckt die gru&#x0364;ne Ho&#x0364;l&#x2019;/</l><lb/>
          <l>Das Lab&#x017F;al deiner Noht/ den Zucker deiner Seel&#x2019;.</l><lb/>
          <l>Die Najas/ &#x017F;o wir jetzt Ro&#x017F;ette wollen nennen/</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t wu&#x0364;rdig/ daß auch du zer&#x017F;chmiltz&#x017F;t in gleicher Flut.</l><lb/>
          <l>Schau an der Augen-Pracht/ der Wangen Milch und Blut/</l><lb/>
          <l>Wo du kein Kie&#x017F;el&#x017F;tein/ du wir&#x017F;t empfindlich brennen.</l><lb/>
          <l>Jch weiß daß &#x017F;on&#x017F;t kein Thau den Liebes-Dur&#x017F;t dir le&#x017F;cht/</l><lb/>
          <l>Und daß dich die&#x017F;e Bach mit Ro&#x017F;en-Oele wa&#x0364;&#x017F;cht.</l><lb/>
          <l>Narci&#x017F;&#x017F;ens Scho&#x0364;nheit &#x017F;tarb in ihren eignen Flammen/</l><lb/>
          <l>Diß i&#x017F;t die Lebens-Bach/ der auch nicht Tagus gleicht</l><lb/>
          <l>Noch Hermes der uns Gold in &#x017F;einem Sande reicht/</l><lb/>
          <l>Flie&#x017F;t nun/ Verliebte/ flie&#x017F;t/ wie Salmacis zu&#x017F;ammen/</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ie der Venus Sohn in ihren Arm umbfieng</l><lb/>
          <l>Und wie ein Rebenblat an &#x017F;einen Gliedern hieng.</l><lb/>
          <l>Mercur fa&#x0364;hrt in die Lufft/ die lieblich&#x017F;te Ro&#x017F;ette</l><lb/>
          <l>Rufft: Hylas fleuch doch nicht/ hat Nymfen jene Zeit</l><lb/>
          <l>Der Hylas in den Brunn verwandelt ho&#x0364;ch&#x017F;t erfreut/</l><lb/>
          <l>Ach &#x017F;o ver&#x017F;chma&#x0364;he nicht mein Blumen-reiches Bette/</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;ol&#x017F;t mein Hylas &#x017F;eyn/ ich deine Salmacis/</l><lb/>
          <l>Und un&#x017F;re Liebe bleibt biß in den Tod gewiß.</l><lb/>
          <l>Was &#x017F;chafft des Himmels Rath wenn treue Seelen lieben</l><lb/>
          <l>Es rinnet beyder Gei&#x017F;t in einen Nectar-Fluß/</l><lb/>
          <l>Der Lippen Ro&#x017F;en-Feld erquickt ein feuchter Kuß/</l><lb/>
          <l>Nichts kan die Reinligkeit der Liebes-Bach betru&#x0364;ben.</l><lb/>
          <l>Biß daß die Wollu&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t ein Zeugnu&#x0364;ß leget bey/</l><lb/>
          <l>Wie hier ein Paradieß der Treu-Verliebten &#x017F;ey.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf Hn. B. G. u. J. R. R. Hochzeit den</hi><lb/>
7. May. 1675.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">A</hi>Urora wieß numehr ihr Ro&#x017F;en-reiches Haar/</l><lb/>
          <l>Und nahm den Purpur-Rock den fru&#x0364;hen Tag zu kleiden/</l><lb/>
          <l>Der rund-gefallne Thau &#x017F;pan wie von zarter Seiden</l><lb/>
          <l>Den Wie&#x017F;en ein Gewand/ das voller Perlen war/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0140] Hochzeit-Gedichte. Wie/ rieff er/ ſtrafft mich nun der Echo ſtrenge Rach’ Und wird zur Marter mir der angenehme Bach! Mercur ließ unterdeß den heilgen Guͤrtel fliegen/ Und ruͤhrte mit dem Stab dreymal der Erden Bruſt. Als ſich ein Jungfern-Bild voll Schoͤnheit/ Schertz und Luſt Jm klaren Brunnen wieß. Nun/ Hylas/ dein Vergnuͤgen/ Sprach der beredte Gott/ entdeckt die gruͤne Hoͤl’/ Das Labſal deiner Noht/ den Zucker deiner Seel’. Die Najas/ ſo wir jetzt Roſette wollen nennen/ Jſt wuͤrdig/ daß auch du zerſchmiltzſt in gleicher Flut. Schau an der Augen-Pracht/ der Wangen Milch und Blut/ Wo du kein Kieſelſtein/ du wirſt empfindlich brennen. Jch weiß daß ſonſt kein Thau den Liebes-Durſt dir leſcht/ Und daß dich dieſe Bach mit Roſen-Oele waͤſcht. Narciſſens Schoͤnheit ſtarb in ihren eignen Flammen/ Diß iſt die Lebens-Bach/ der auch nicht Tagus gleicht Noch Hermes der uns Gold in ſeinem Sande reicht/ Flieſt nun/ Verliebte/ flieſt/ wie Salmacis zuſammen/ Als ſie der Venus Sohn in ihren Arm umbfieng Und wie ein Rebenblat an ſeinen Gliedern hieng. Mercur faͤhrt in die Lufft/ die lieblichſte Roſette Rufft: Hylas fleuch doch nicht/ hat Nymfen jene Zeit Der Hylas in den Brunn verwandelt hoͤchſt erfreut/ Ach ſo verſchmaͤhe nicht mein Blumen-reiches Bette/ Du ſolſt mein Hylas ſeyn/ ich deine Salmacis/ Und unſre Liebe bleibt biß in den Tod gewiß. Was ſchafft des Himmels Rath wenn treue Seelen lieben Es rinnet beyder Geiſt in einen Nectar-Fluß/ Der Lippen Roſen-Feld erquickt ein feuchter Kuß/ Nichts kan die Reinligkeit der Liebes-Bach betruͤben. Biß daß die Wolluſt ſelbſt ein Zeugnuͤß leget bey/ Wie hier ein Paradieß der Treu-Verliebten ſey. Auf Hn. B. G. u. J. R. R. Hochzeit den 7. May. 1675. AUrora wieß numehr ihr Roſen-reiches Haar/ Und nahm den Purpur-Rock den fruͤhen Tag zu kleiden/ Der rund-gefallne Thau ſpan wie von zarter Seiden Den Wieſen ein Gewand/ das voller Perlen war/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/140
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/140>, abgerufen am 23.11.2024.