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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Der zieret eure Lieb' und eurer Eltern Hände/
Wer kennet schönste Braut den werthen Vater nicht?
Es rühmet seine Treu/ Fürst/ Fürstenthum und Stände/
Und nennet ihn mit recht/ der Rechte Trost und Licht.
Sol was verbündlich seyn in Menschlichen Geschäfften/
So muß der Siegel-Ring der beste Zeuge seyn.
Da eure Hertzen sich jetzt fest zusammen hefften/
So räumt ihr ja dem Ring das erste Vortheil ein.
Ja es vollzieht ein Ring den erst und letzten Willen/
Wir brauchen ihn zur Eh' und wieder in dem Todt/
Denn als wir noch das Grab mit unserm Leibe füllen/
Bezeugt ein Testament des Sterbenden Geboth.
Deß Ringes Ubergab erklärt den wahren Erben:
Ließ Alexander nicht sein weites Reich so stehn/
Und wer vom grossen Carl kont' ein Abtey erwerben/
Der mochte von ihm weg im Ring und Stabe gehn.
Ja was mehr Wunderns werth/ des Meeres wilde Wellen/
Die hat Venedig sich durch einen Ring vermählt.
Wenn man den Käysern pflegt die Kronen zuzustellen/
So wird ein Ring dabey/ der Würde Bild gezehlt.
Alleine dieses dient jetzt nicht verliebten Ohren/
Es sey der Völcker Brauch und Recht dahin gestellt;
Es hat in einem Ring zusammen sich geschworen/
Was den so grossen Bau der Erden Kugel hält.
Und mahlt nicht die Natur am blauen Himmels-Bogen/
Den herrlichsten Saphier ins Ringes Zirckel ab?
Jn diese Rundung sind die Sterne selbst gezogen/
Die Sonn und auch der Mond hat gleichen Messe-Stab.
Es bild't Egyptens-Witz die Ewigkeit im Ringe/
Man stellet durch den Ring den Lauff der Jahre für.
So sag' ich dieses sind zwar Lobens werthe Dinge/
Doch trägt der Liebenden ihr Ring die schönste Zier.
Es hat der Bräutigam durch die geweyhten Rechte/
Und andre Wissenschafft der Ehren Ring verdient.
Nun sieht er wie die Braut von Preißbahrem Geschlechte/
Des holden Jungfern Volcks als eine Palme grünt.
Und ist sie nicht ein Ring holdseel ger Liebligkeiten/
Der tausend Gratien in seinen Zirckel schleust?
Es mag die neue Welt mit edlen Steinen streiten/
Die alle sticht hinweg ihr Tugend-edler Geist.
Und
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Hochzeit-Gedichte.
Der zieret eure Lieb’ und eurer Eltern Haͤnde/
Wer kennet ſchoͤnſte Braut den werthen Vater nicht?
Es ruͤhmet ſeine Treu/ Fuͤrſt/ Fuͤrſtenthum und Staͤnde/
Und nennet ihn mit recht/ der Rechte Troſt und Licht.
Sol was verbuͤndlich ſeyn in Menſchlichen Geſchaͤfften/
So muß der Siegel-Ring der beſte Zeuge ſeyn.
Da eure Hertzen ſich jetzt feſt zuſammen hefften/
So raͤumt ihr ja dem Ring das erſte Vortheil ein.
Ja es vollzieht ein Ring den erſt und letzten Willen/
Wir brauchen ihn zur Eh’ und wieder in dem Todt/
Denn als wir noch das Grab mit unſerm Leibe fuͤllen/
Bezeugt ein Teſtament des Sterbenden Geboth.
Deß Ringes Ubergab erklaͤrt den wahren Erben:
Ließ Alexander nicht ſein weites Reich ſo ſtehn/
Und wer vom groſſen Carl kont’ ein Abtey erwerben/
Der mochte von ihm weg im Ring und Stabe gehn.
Ja was mehr Wunderns werth/ des Meeres wilde Wellen/
Die hat Venedig ſich durch einen Ring vermaͤhlt.
Wenn man den Kaͤyſern pflegt die Kronen zuzuſtellen/
So wird ein Ring dabey/ der Wuͤrde Bild gezehlt.
Alleine dieſes dient jetzt nicht verliebten Ohren/
Es ſey der Voͤlcker Brauch und Recht dahin geſtellt;
Es hat in einem Ring zuſammen ſich geſchworen/
Was den ſo groſſen Bau der Erden Kugel haͤlt.
Und mahlt nicht die Natur am blauen Himmels-Bogen/
Den herꝛlichſten Saphier ins Ringes Zirckel ab?
Jn dieſe Rundung ſind die Sterne ſelbſt gezogen/
Die Sonn und auch der Mond hat gleichen Meſſe-Stab.
Es bild’t Egyptens-Witz die Ewigkeit im Ringe/
Man ſtellet durch den Ring den Lauff der Jahre fuͤr.
So ſag’ ich dieſes ſind zwar Lobens werthe Dinge/
Doch traͤgt der Liebenden ihr Ring die ſchoͤnſte Zier.
Es hat der Braͤutigam durch die geweyhten Rechte/
Und andre Wiſſenſchafft der Ehren Ring verdient.
Nun ſieht er wie die Braut von Preißbahrem Geſchlechte/
Des holden Jungfern Volcks als eine Palme gruͤnt.
Und iſt ſie nicht ein Ring holdſeel ger Liebligkeiten/
Der tauſend Gratien in ſeinen Zirckel ſchleuſt?
Es mag die neue Welt mit edlen Steinen ſtreiten/
Die alle ſticht hinweg ihr Tugend-edler Geiſt.
Und
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[57/0131] Hochzeit-Gedichte. Der zieret eure Lieb’ und eurer Eltern Haͤnde/ Wer kennet ſchoͤnſte Braut den werthen Vater nicht? Es ruͤhmet ſeine Treu/ Fuͤrſt/ Fuͤrſtenthum und Staͤnde/ Und nennet ihn mit recht/ der Rechte Troſt und Licht. Sol was verbuͤndlich ſeyn in Menſchlichen Geſchaͤfften/ So muß der Siegel-Ring der beſte Zeuge ſeyn. Da eure Hertzen ſich jetzt feſt zuſammen hefften/ So raͤumt ihr ja dem Ring das erſte Vortheil ein. Ja es vollzieht ein Ring den erſt und letzten Willen/ Wir brauchen ihn zur Eh’ und wieder in dem Todt/ Denn als wir noch das Grab mit unſerm Leibe fuͤllen/ Bezeugt ein Teſtament des Sterbenden Geboth. Deß Ringes Ubergab erklaͤrt den wahren Erben: Ließ Alexander nicht ſein weites Reich ſo ſtehn/ Und wer vom groſſen Carl kont’ ein Abtey erwerben/ Der mochte von ihm weg im Ring und Stabe gehn. Ja was mehr Wunderns werth/ des Meeres wilde Wellen/ Die hat Venedig ſich durch einen Ring vermaͤhlt. Wenn man den Kaͤyſern pflegt die Kronen zuzuſtellen/ So wird ein Ring dabey/ der Wuͤrde Bild gezehlt. Alleine dieſes dient jetzt nicht verliebten Ohren/ Es ſey der Voͤlcker Brauch und Recht dahin geſtellt; Es hat in einem Ring zuſammen ſich geſchworen/ Was den ſo groſſen Bau der Erden Kugel haͤlt. Und mahlt nicht die Natur am blauen Himmels-Bogen/ Den herꝛlichſten Saphier ins Ringes Zirckel ab? Jn dieſe Rundung ſind die Sterne ſelbſt gezogen/ Die Sonn und auch der Mond hat gleichen Meſſe-Stab. Es bild’t Egyptens-Witz die Ewigkeit im Ringe/ Man ſtellet durch den Ring den Lauff der Jahre fuͤr. So ſag’ ich dieſes ſind zwar Lobens werthe Dinge/ Doch traͤgt der Liebenden ihr Ring die ſchoͤnſte Zier. Es hat der Braͤutigam durch die geweyhten Rechte/ Und andre Wiſſenſchafft der Ehren Ring verdient. Nun ſieht er wie die Braut von Preißbahrem Geſchlechte/ Des holden Jungfern Volcks als eine Palme gruͤnt. Und iſt ſie nicht ein Ring holdſeel ger Liebligkeiten/ Der tauſend Gratien in ſeinen Zirckel ſchleuſt? Es mag die neue Welt mit edlen Steinen ſtreiten/ Die alle ſticht hinweg ihr Tugend-edler Geiſt. Und D d 5

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/131>, abgerufen am 22.11.2024.