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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Wie dich die Dürfftigkeit des Glückes nicht gehindert/
Noch mancher sauer Tritt abwendig hat gemacht;
Wie nicht der Kranckheit Schaar des Geistes Lust gemindert/
Noch andre Trübsal dir hat Eckel überbracht.
Es wird des Buhlens Mund/ den selbst die Charitinnen
Jn ihren Nectar-Strom anmuthig einget aucht/
Und dem die gantze Schaar der holden Castalinnen/
Hat ihre Freundligkeit und Demut angehaucht/
Ein unverwerfflich Lob ohn alles heucheln leisten/
Jndem die gantze Zeit du frey bey ihm getischt.
Er wundert sich annoch/ wie von den allermeisten
Bey Aganippens Quell du deinen Geist erfrischt.
Solt ich nun diesen nicht/ den alle Musen krönen/
Der Grossen heilger Rath mit seinen Stimmen ehrt
Auch schliessen in mein Hertz? Der Neid mag immer höhnen/
Mich hat der Aberwitz und Tunckel nie bethört.
Es werden mirs auch nicht verweisen die Lindinnen/
Daß einem Schlester mein Hertz ich zugeneigt;
Wo Kunst und Wissenschafft die Oberhand gewinnen/
Was wunder/ daß sich da der Liebe Purpur zeigt?
Ja/ ist dein Vaterland an Berg und Steinen wilde/
So ist/ Florino/ dir die Sanfftmut zugelegt.
Man lobet nur den Stamm/ nicht aber das Gefilde/
Es gilt ein jeder Baum der gute Früchte trägt.
Und bist du endlich auch nicht von so hohem Stande/
Der ist genung geziert/ den Tugend edel macht.
Kunst und Geschickligkeit sinds beste Gut im Lande/
Wer diese nur besitzt/ darff keinen Schmuck und Pracht.
Florino meine Seel und ander Theil vom Hertzen/
Des Lebens Auffenthalt/ und meiner Schätze Schatz/
Du weist/ Rubelle pflegt mit Worten nicht zu schertzen/
Sie nennt dich eintzig nur der Freuden Sammel-Platz.
Und nichts auff dieser Welt weiß sie dir vorzuziehen/
Gelehrte Liebe sticht doch andre Liebe weg;
Die jene/ so da kan bey Kunst und Liebe blühen/
Hat/ wie mich dünckt/ erreicht des Höchsten Glückes Zweck.
Der Sinnen Treffligkeit ist nicht mit Gold zugleichen/
Und ein geschickter Kopff er zihlt den grössern Ruhm:
Begüttert' ohn Verstand sind wie entseelte Leichen/
Es ist geborgtes Werck/ und nichts ihr Eigenthum.

Was

Hochzeit-Gedichte.
Wie dich die Duͤrfftigkeit des Gluͤckes nicht gehindert/
Noch mancher ſauer Tritt abwendig hat gemacht;
Wie nicht der Kranckheit Schaar des Geiſtes Luſt gemindert/
Noch andre Truͤbſal dir hat Eckel uͤberbracht.
Es wird des Buhlens Mund/ den ſelbſt die Charitinnen
Jn ihren Nectar-Strom anmuthig einget aucht/
Und dem die gantze Schaar der holden Caſtalinnen/
Hat ihre Freundligkeit und Demut angehaucht/
Ein unverwerfflich Lob ohn alles heucheln leiſten/
Jndem die gantze Zeit du frey bey ihm getiſcht.
Er wundert ſich annoch/ wie von den allermeiſten
Bey Aganippens Quell du deinen Geiſt erfriſcht.
Solt ich nun dieſen nicht/ den alle Muſen kroͤnen/
Der Groſſen heilger Rath mit ſeinen Stimmen ehrt
Auch ſchlieſſen in mein Hertz? Der Neid mag immer hoͤhnen/
Mich hat der Aberwitz und Tunckel nie bethoͤrt.
Es werden mirs auch nicht verweiſen die Lindinnen/
Daß einem Schleſter mein Hertz ich zugeneigt;
Wo Kunſt und Wiſſenſchafft die Oberhand gewinnen/
Was wunder/ daß ſich da der Liebe Purpur zeigt?
Ja/ iſt dein Vaterland an Berg und Steinen wilde/
So iſt/ Florino/ dir die Sanfftmut zugelegt.
Man lobet nur den Stamm/ nicht aber das Gefilde/
Es gilt ein jeder Baum der gute Fruͤchte traͤgt.
Und biſt du endlich auch nicht von ſo hohem Stande/
Der iſt genung geziert/ den Tugend edel macht.
Kunſt und Geſchickligkeit ſinds beſte Gut im Lande/
Wer dieſe nur beſitzt/ darff keinen Schmuck und Pracht.
Florino meine Seel und ander Theil vom Hertzen/
Des Lebens Auffenthalt/ und meiner Schaͤtze Schatz/
Du weiſt/ Rubelle pflegt mit Worten nicht zu ſchertzen/
Sie nennt dich eintzig nur der Freuden Sammel-Platz.
Und nichts auff dieſer Welt weiß ſie dir vorzuziehen/
Gelehrte Liebe ſticht doch andre Liebe weg;
Die jene/ ſo da kan bey Kunſt und Liebe bluͤhen/
Hat/ wie mich duͤnckt/ erreicht des Hoͤchſten Gluͤckes Zweck.
Der Sinnen Treffligkeit iſt nicht mit Gold zugleichen/
Und ein geſchickter Kopff er zihlt den groͤſſern Ruhm:
Beguͤttert’ ohn Verſtand ſind wie entſeelte Leichen/
Es iſt geborgtes Werck/ und nichts ihr Eigenthum.

Was
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[52/0126] Hochzeit-Gedichte. Wie dich die Duͤrfftigkeit des Gluͤckes nicht gehindert/ Noch mancher ſauer Tritt abwendig hat gemacht; Wie nicht der Kranckheit Schaar des Geiſtes Luſt gemindert/ Noch andre Truͤbſal dir hat Eckel uͤberbracht. Es wird des Buhlens Mund/ den ſelbſt die Charitinnen Jn ihren Nectar-Strom anmuthig einget aucht/ Und dem die gantze Schaar der holden Caſtalinnen/ Hat ihre Freundligkeit und Demut angehaucht/ Ein unverwerfflich Lob ohn alles heucheln leiſten/ Jndem die gantze Zeit du frey bey ihm getiſcht. Er wundert ſich annoch/ wie von den allermeiſten Bey Aganippens Quell du deinen Geiſt erfriſcht. Solt ich nun dieſen nicht/ den alle Muſen kroͤnen/ Der Groſſen heilger Rath mit ſeinen Stimmen ehrt Auch ſchlieſſen in mein Hertz? Der Neid mag immer hoͤhnen/ Mich hat der Aberwitz und Tunckel nie bethoͤrt. Es werden mirs auch nicht verweiſen die Lindinnen/ Daß einem Schleſter mein Hertz ich zugeneigt; Wo Kunſt und Wiſſenſchafft die Oberhand gewinnen/ Was wunder/ daß ſich da der Liebe Purpur zeigt? Ja/ iſt dein Vaterland an Berg und Steinen wilde/ So iſt/ Florino/ dir die Sanfftmut zugelegt. Man lobet nur den Stamm/ nicht aber das Gefilde/ Es gilt ein jeder Baum der gute Fruͤchte traͤgt. Und biſt du endlich auch nicht von ſo hohem Stande/ Der iſt genung geziert/ den Tugend edel macht. Kunſt und Geſchickligkeit ſinds beſte Gut im Lande/ Wer dieſe nur beſitzt/ darff keinen Schmuck und Pracht. Florino meine Seel und ander Theil vom Hertzen/ Des Lebens Auffenthalt/ und meiner Schaͤtze Schatz/ Du weiſt/ Rubelle pflegt mit Worten nicht zu ſchertzen/ Sie nennt dich eintzig nur der Freuden Sammel-Platz. Und nichts auff dieſer Welt weiß ſie dir vorzuziehen/ Gelehrte Liebe ſticht doch andre Liebe weg; Die jene/ ſo da kan bey Kunſt und Liebe bluͤhen/ Hat/ wie mich duͤnckt/ erreicht des Hoͤchſten Gluͤckes Zweck. Der Sinnen Treffligkeit iſt nicht mit Gold zugleichen/ Und ein geſchickter Kopff er zihlt den groͤſſern Ruhm: Beguͤttert’ ohn Verſtand ſind wie entſeelte Leichen/ Es iſt geborgtes Werck/ und nichts ihr Eigenthum. Was

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/126>, abgerufen am 22.11.2024.