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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Tritt denn der Frühling an/ so wird sie gleich falls grünen/
Annehmlich von Gestalt/ lebhafftig/ Rosen-roth.
Jhr andre Nymfen mögt die dünnen Röcke preisen/
Sie zieren euch den Tag und nützen nicht die Nacht!
Die Rosilis läst sich mit einem Peltz abspeisen/
Den sie weit höher schätzt als aller Kleider-Pracht.
Wünscht/ was die Schuldigkeit erfordert/ beiden Glücke/
Der Peltz/ der schweb' in Freud und seine Braut in Lust;
Es sey ein solches Kleid/ das sich zu allen schicke/
So wol im grünen Lentz als in des Winters Wust.
Jndessen/ liebster Sohn/ laß nur die Seiten klingen/
Und uns von Hertzen fro bey diesem Feste seyn;
Du magst mit deinem Volck/ als wie du pflegest/ springen/
Biß euch zu Bette jagt des Mondens später Schein.
Glückwunsch auf die W. und G. Hochzeit
den 17. Febr. 1670.
APollo kam zu mir und wolte mich besprechen/
Er hatte sein Gesicht in schwartzen Zorn verhüllt:
Er schwur; Jch und mein Chor muß diesen Frevel rächen/
Weil keine Pflicht bey dir der alten Freundschafft gilt:
Versagst du dem ein Lied/ der an der Pallas Brüsten
Die Kost der Wissenschafft genossen als wie du?
Wirst du bey diesem Fest den Pegasus nicht rüsten/
Daß er der Schuldigkeit ein voll Genügen thu?
Jch sprach: Gekrönter Fürst/ für dem der Pindus zittert/
Und den der Musen Schaar als ihren König ehrt/
Seynd eure Majestät auff mich so hoch erbittert?
Ach ihr fußfällig Knecht werd auff ein Wort gehört!
Den Freunden hab ich nie der Freundschaffts-Pflicht entzogen/
Und der Vertrauten Fest ist mir nicht unbekand/
Es wäre längst mein Geist in Helicon geflogen/
Und hätte zu dem Quell Pirenens sich gewand.
Allein was bringt man für? von Lieb und Lieben fingen/
Von Schertzen/ Freud und Lust/ das ist ein altes Spiel/
Und über Hals und Kopff die Reim auff Wünsche zwingen
Jst ein gemeines Werck/ und gilt numehr nicht viel:
Des Frauen-Zimmers Pracht und Schönheit zu beschreiben
Muß ein Narcissus seyn der selbst voll Flammen brennt/
Denn/ wem der Liebreitz nicht die Geister pflegt zu treiben/
Macht ungereimtes Ding/ das keine Zierrath kennt.
Und
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Hochzeit-Gedichte.
Tritt denn der Fruͤhling an/ ſo wird ſie gleich falls gruͤnen/
Annehmlich von Geſtalt/ lebhafftig/ Roſen-roth.
Jhr andre Nymfen moͤgt die duͤnnen Roͤcke preiſen/
Sie zieren euch den Tag und nuͤtzen nicht die Nacht!
Die Roſilis laͤſt ſich mit einem Peltz abſpeiſen/
Den ſie weit hoͤher ſchaͤtzt als aller Kleider-Pracht.
Wuͤnſcht/ was die Schuldigkeit erfordert/ beiden Gluͤcke/
Der Peltz/ der ſchweb’ in Freud und ſeine Braut in Luſt;
Es ſey ein ſolches Kleid/ das ſich zu allen ſchicke/
So wol im gruͤnen Lentz als in des Winters Wuſt.
Jndeſſen/ liebſter Sohn/ laß nur die Seiten klingen/
Und uns von Hertzen fro bey dieſem Feſte ſeyn;
Du magſt mit deinem Volck/ als wie du pflegeſt/ ſpringen/
Biß euch zu Bette jagt des Mondens ſpaͤter Schein.
Gluͤckwunſch auf die W. und G. Hochzeit
den 17. Febr. 1670.
APollo kam zu mir und wolte mich beſprechen/
Er hatte ſein Geſicht in ſchwartzen Zorn verhuͤllt:
Er ſchwur; Jch und mein Chor muß dieſen Frevel raͤchen/
Weil keine Pflicht bey dir der alten Freundſchafft gilt:
Verſagſt du dem ein Lied/ der an der Pallas Bruͤſten
Die Koſt der Wiſſenſchafft genoſſen als wie du?
Wirſt du bey dieſem Feſt den Pegaſus nicht ruͤſten/
Daß er der Schuldigkeit ein voll Genuͤgen thu?
Jch ſprach: Gekroͤnter Fuͤrſt/ fuͤr dem der Pindus zittert/
Und den der Muſen Schaar als ihren Koͤnig ehrt/
Seynd eure Majeſtaͤt auff mich ſo hoch erbittert?
Ach ihr fußfaͤllig Knecht werd auff ein Wort gehoͤrt!
Den Freunden hab ich nie der Freundſchaffts-Pflicht entzogen/
Und der Vertrauten Feſt iſt mir nicht unbekand/
Es waͤre laͤngſt mein Geiſt in Helicon geflogen/
Und haͤtte zu dem Quell Pirenens ſich gewand.
Allein was bringt man fuͤr? von Lieb und Lieben fingen/
Von Schertzen/ Freud und Luſt/ das iſt ein altes Spiel/
Und uͤber Hals und Kopff die Reim auff Wuͤnſche zwingen
Jſt ein gemeines Werck/ und gilt numehr nicht viel:
Des Frauen-Zimmers Pracht und Schoͤnheit zu beſchreiben
Muß ein Narciſſus ſeyn der ſelbſt voll Flammen brennt/
Denn/ wem der Liebreitz nicht die Geiſter pflegt zu treiben/
Macht ungereimtes Ding/ das keine Zierrath kennt.
Und
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[37/0111] Hochzeit-Gedichte. Tritt denn der Fruͤhling an/ ſo wird ſie gleich falls gruͤnen/ Annehmlich von Geſtalt/ lebhafftig/ Roſen-roth. Jhr andre Nymfen moͤgt die duͤnnen Roͤcke preiſen/ Sie zieren euch den Tag und nuͤtzen nicht die Nacht! Die Roſilis laͤſt ſich mit einem Peltz abſpeiſen/ Den ſie weit hoͤher ſchaͤtzt als aller Kleider-Pracht. Wuͤnſcht/ was die Schuldigkeit erfordert/ beiden Gluͤcke/ Der Peltz/ der ſchweb’ in Freud und ſeine Braut in Luſt; Es ſey ein ſolches Kleid/ das ſich zu allen ſchicke/ So wol im gruͤnen Lentz als in des Winters Wuſt. Jndeſſen/ liebſter Sohn/ laß nur die Seiten klingen/ Und uns von Hertzen fro bey dieſem Feſte ſeyn; Du magſt mit deinem Volck/ als wie du pflegeſt/ ſpringen/ Biß euch zu Bette jagt des Mondens ſpaͤter Schein. Gluͤckwunſch auf die W. und G. Hochzeit den 17. Febr. 1670. APollo kam zu mir und wolte mich beſprechen/ Er hatte ſein Geſicht in ſchwartzen Zorn verhuͤllt: Er ſchwur; Jch und mein Chor muß dieſen Frevel raͤchen/ Weil keine Pflicht bey dir der alten Freundſchafft gilt: Verſagſt du dem ein Lied/ der an der Pallas Bruͤſten Die Koſt der Wiſſenſchafft genoſſen als wie du? Wirſt du bey dieſem Feſt den Pegaſus nicht ruͤſten/ Daß er der Schuldigkeit ein voll Genuͤgen thu? Jch ſprach: Gekroͤnter Fuͤrſt/ fuͤr dem der Pindus zittert/ Und den der Muſen Schaar als ihren Koͤnig ehrt/ Seynd eure Majeſtaͤt auff mich ſo hoch erbittert? Ach ihr fußfaͤllig Knecht werd auff ein Wort gehoͤrt! Den Freunden hab ich nie der Freundſchaffts-Pflicht entzogen/ Und der Vertrauten Feſt iſt mir nicht unbekand/ Es waͤre laͤngſt mein Geiſt in Helicon geflogen/ Und haͤtte zu dem Quell Pirenens ſich gewand. Allein was bringt man fuͤr? von Lieb und Lieben fingen/ Von Schertzen/ Freud und Luſt/ das iſt ein altes Spiel/ Und uͤber Hals und Kopff die Reim auff Wuͤnſche zwingen Jſt ein gemeines Werck/ und gilt numehr nicht viel: Des Frauen-Zimmers Pracht und Schoͤnheit zu beſchreiben Muß ein Narciſſus ſeyn der ſelbſt voll Flammen brennt/ Denn/ wem der Liebreitz nicht die Geiſter pflegt zu treiben/ Macht ungereimtes Ding/ das keine Zierrath kennt. Und C c 3

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/111>, abgerufen am 24.11.2024.