Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Ob zwar der Artzat längst das Reich der SterbligkeitGesegnet und nunmehr in andern Freuden sitzet/ So lebt der Nachruhm noch/ wie er der Stadt genützet/ Wie seiner Sorgfalt-Treu bey Früh- und Abends-Zeit Der Bürger Heil gesucht; man sieht von seinen Söhnen/ Mit gleicher Folg' und Lob das werthe Grab bekrönen. Der/ den die gantze Stadt/ aus Pflicht/ als Vater ehrt/ Hat für gemeinen Nutz ingleichen stets gewachet/ Den itzt der Himmel selbst mit Freuden-Schein anlachet/ Der ohne Thränen nicht der Freunde Glück-Wunsch hört/ Hat von dem Vaterland schon längst den Schluß erlanget/ Daß er mit Ruhm und Recht in Lorber-Kronen pranget. So sprach Jdalia/ und trat mit voller Pracht Jn das beglückte Haus/ die schöne Braut zu grüssen/ Und in der Armen Band holdseeligst einzuschliessen. Was thut Uranie/ die von der Liebe Macht Und Stärcke noch nicht weiß? von Zucht und Scham getrieben/ Giebt ihre Röth' an Tag/ sie kenne nicht das lieben. Nicht anders mischt sich Blut mit reinem Helffenbein/ So färbt die Rose sich bey klaren Sommer-Tagen/ So sieht bey früher Zeit der Morgen-Röthe Wagen. Die Venus brach heraus/ es müst ein Felsen seyn/ Der dich nicht lieben solt/ ich muß es frey bekennen/ Du köntest Götter selbst/ nicht nur die Menschen/ brennen. Wolan/ der Seiten-Klang/ der Gäste freyer Schertz/ Und deines Bräutigams höchst-eyfriges Verlangen/ Erwarten Tantz und Spiel/ der Tag ist nun vergangen/ Diana weiset schon die blancke Silber-Kertz/ Am hohen Himmels-Saal/ und jede Sterne ruffen/ Des Namens Ewigkeit ist aus der Eh' zu hoffen. Nim diesen Demant-Krantz zum Zeichen meiner Gunst; Es müss' euch Freud und Lust zu Tisch und Bette dienen/ Es müsse fort für fort der Baum der Liebe grünen/ Und unauslöschlich seyn die Flammen reiner Brunst: Sie schloß/ und ließ zugleich das Liebes-Ambra glimmen/ Jndem der Göttin Wunsch bejahten aller Stimmen. Auf
Hochzeit-Gedichte. Ob zwar der Artzat laͤngſt das Reich der SterbligkeitGeſegnet und nunmehr in andern Freuden ſitzet/ So lebt der Nachruhm noch/ wie er der Stadt genuͤtzet/ Wie ſeiner Sorgfalt-Treu bey Fruͤh- und Abends-Zeit Der Buͤrger Heil geſucht; man ſieht von ſeinen Soͤhnen/ Mit gleicher Folg’ und Lob das werthe Grab bekroͤnen. Der/ den die gantze Stadt/ aus Pflicht/ als Vater ehrt/ Hat fuͤr gemeinen Nutz ingleichen ſtets gewachet/ Den itzt der Himmel ſelbſt mit Freuden-Schein anlachet/ Der ohne Thraͤnen nicht der Freunde Gluͤck-Wunſch hoͤrt/ Hat von dem Vaterland ſchon laͤngſt den Schluß erlanget/ Daß er mit Ruhm und Recht in Lorber-Kronen pranget. So ſprach Jdalia/ und trat mit voller Pracht Jn das begluͤckte Haus/ die ſchoͤne Braut zu gruͤſſen/ Und in der Armen Band holdſeeligſt einzuſchlieſſen. Was thut Uranie/ die von der Liebe Macht Und Staͤrcke noch nicht weiß? von Zucht und Scham getrieben/ Giebt ihre Roͤth’ an Tag/ ſie kenne nicht das lieben. Nicht anders miſcht ſich Blut mit reinem Helffenbein/ So faͤrbt die Roſe ſich bey klaren Sommer-Tagen/ So ſieht bey fruͤher Zeit der Morgen-Roͤthe Wagen. Die Venus brach heraus/ es muͤſt ein Felſen ſeyn/ Der dich nicht lieben ſolt/ ich muß es frey bekennen/ Du koͤnteſt Goͤtter ſelbſt/ nicht nur die Menſchen/ brennen. Wolan/ der Seiten-Klang/ der Gaͤſte freyer Schertz/ Und deines Braͤutigams hoͤchſt-eyfriges Verlangen/ Erwarten Tantz und Spiel/ der Tag iſt nun vergangen/ Diana weiſet ſchon die blancke Silber-Kertz/ Am hohen Himmels-Saal/ und jede Sterne ruffen/ Des Namens Ewigkeit iſt aus der Eh’ zu hoffen. Nim dieſen Demant-Krantz zum Zeichen meiner Gunſt; Es muͤſſ’ euch Freud und Luſt zu Tiſch und Bette dienen/ Es muͤſſe fort fuͤr fort der Baum der Liebe gruͤnen/ Und unausloͤſchlich ſeyn die Flammen reiner Brunſt: Sie ſchloß/ und ließ zugleich das Liebes-Ambra glimmen/ Jndem der Goͤttin Wunſch bejahten aller Stimmen. Auf
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Hochzeit-Gedichte.
Ob zwar der Artzat laͤngſt das Reich der Sterbligkeit
Geſegnet und nunmehr in andern Freuden ſitzet/
So lebt der Nachruhm noch/ wie er der Stadt genuͤtzet/
Wie ſeiner Sorgfalt-Treu bey Fruͤh- und Abends-Zeit
Der Buͤrger Heil geſucht; man ſieht von ſeinen Soͤhnen/
Mit gleicher Folg’ und Lob das werthe Grab bekroͤnen.
Der/ den die gantze Stadt/ aus Pflicht/ als Vater ehrt/
Hat fuͤr gemeinen Nutz ingleichen ſtets gewachet/
Den itzt der Himmel ſelbſt mit Freuden-Schein anlachet/
Der ohne Thraͤnen nicht der Freunde Gluͤck-Wunſch hoͤrt/
Hat von dem Vaterland ſchon laͤngſt den Schluß erlanget/
Daß er mit Ruhm und Recht in Lorber-Kronen pranget.
So ſprach Jdalia/ und trat mit voller Pracht
Jn das begluͤckte Haus/ die ſchoͤne Braut zu gruͤſſen/
Und in der Armen Band holdſeeligſt einzuſchlieſſen.
Was thut Uranie/ die von der Liebe Macht
Und Staͤrcke noch nicht weiß? von Zucht und Scham getrieben/
Giebt ihre Roͤth’ an Tag/ ſie kenne nicht das lieben.
Nicht anders miſcht ſich Blut mit reinem Helffenbein/
So faͤrbt die Roſe ſich bey klaren Sommer-Tagen/
So ſieht bey fruͤher Zeit der Morgen-Roͤthe Wagen.
Die Venus brach heraus/ es muͤſt ein Felſen ſeyn/
Der dich nicht lieben ſolt/ ich muß es frey bekennen/
Du koͤnteſt Goͤtter ſelbſt/ nicht nur die Menſchen/ brennen.
Wolan/ der Seiten-Klang/ der Gaͤſte freyer Schertz/
Und deines Braͤutigams hoͤchſt-eyfriges Verlangen/
Erwarten Tantz und Spiel/ der Tag iſt nun vergangen/
Diana weiſet ſchon die blancke Silber-Kertz/
Am hohen Himmels-Saal/ und jede Sterne ruffen/
Des Namens Ewigkeit iſt aus der Eh’ zu hoffen.
Nim dieſen Demant-Krantz zum Zeichen meiner Gunſt;
Es muͤſſ’ euch Freud und Luſt zu Tiſch und Bette dienen/
Es muͤſſe fort fuͤr fort der Baum der Liebe gruͤnen/
Und unausloͤſchlich ſeyn die Flammen reiner Brunſt:
Sie ſchloß/ und ließ zugleich das Liebes-Ambra glimmen/
Jndem der Goͤttin Wunſch bejahten aller Stimmen.
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/108>, abgerufen am 24.07.2024. |