Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.geschossen; hohe Brombeer- und Himbeerhecken mischten sich mit Stachel- und Johannisbeeren, und vor dem Hause sah er schon einen Theil seiner Mobilien aus der Yacht, die dicht am Bollwerk lag, herausgeschafft, ihn erwartend. Den ganzen Tag über und die folgenden hatte er vollauf zu thun, um die ersten Einrichtungen zu treffen. Er fand das Haus, wie Hvaland es ihm beschrieben, sehr geräumig und wohnlich. Die doppelten Balkenwände waren fest und in bester Ordnung; bald kamen aus Lenvig und Tromsöe einige Arbeiter, welche nach Stureson's Anordnungen änderten und besserten, was er wünschte. Er hatte Tapeten mitgebracht und ließ die besten Gemächer damit neu bekleben, und als er mit bunten Decken die Fußböden belegte, Bilder in Goldrahmen an die Wände hing, feine neuen Möbel, Spiegel, Sopha's und weiche Armstühle aufstellte, waren die Leute überzeugt, der König in Stockholm könne nicht schöner und stolzer wohnen, wie ihr Richter am Malanger Fjord. Stureson's rasche Thätigkeit zeigte sich auch bald in der Art, wie er seine Geschäfte ergriff. Ein Landrichter in diesem wenig bewohnten, ausgedehnten Lande kann nicht still sitzen und warten, bis die Rechtsuchenden zu ihm kommen. Er muß reisen bald dahin, bald dorthin, bald über wilde Gebirge, bald über wildes Meer. Der Landrichter am Malanger Fjord hatte auf zwanzig Meilen Gericht zu halten geschossen; hohe Brombeer- und Himbeerhecken mischten sich mit Stachel- und Johannisbeeren, und vor dem Hause sah er schon einen Theil seiner Mobilien aus der Yacht, die dicht am Bollwerk lag, herausgeschafft, ihn erwartend. Den ganzen Tag über und die folgenden hatte er vollauf zu thun, um die ersten Einrichtungen zu treffen. Er fand das Haus, wie Hvaland es ihm beschrieben, sehr geräumig und wohnlich. Die doppelten Balkenwände waren fest und in bester Ordnung; bald kamen aus Lenvig und Tromsöe einige Arbeiter, welche nach Stureson's Anordnungen änderten und besserten, was er wünschte. Er hatte Tapeten mitgebracht und ließ die besten Gemächer damit neu bekleben, und als er mit bunten Decken die Fußböden belegte, Bilder in Goldrahmen an die Wände hing, feine neuen Möbel, Spiegel, Sopha's und weiche Armstühle aufstellte, waren die Leute überzeugt, der König in Stockholm könne nicht schöner und stolzer wohnen, wie ihr Richter am Malanger Fjord. Stureson's rasche Thätigkeit zeigte sich auch bald in der Art, wie er seine Geschäfte ergriff. Ein Landrichter in diesem wenig bewohnten, ausgedehnten Lande kann nicht still sitzen und warten, bis die Rechtsuchenden zu ihm kommen. Er muß reisen bald dahin, bald dorthin, bald über wilde Gebirge, bald über wildes Meer. Der Landrichter am Malanger Fjord hatte auf zwanzig Meilen Gericht zu halten <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0098"/> geschossen; hohe Brombeer- und Himbeerhecken mischten sich mit Stachel- und Johannisbeeren, und vor dem Hause sah er schon einen Theil seiner Mobilien aus der Yacht, die dicht am Bollwerk lag, herausgeschafft, ihn erwartend. </p><lb/> <p> Den ganzen Tag über und die folgenden hatte er vollauf zu thun, um die ersten Einrichtungen zu treffen. Er fand das Haus, wie Hvaland es ihm beschrieben, sehr geräumig und wohnlich. Die doppelten Balkenwände waren fest und in bester Ordnung; bald kamen aus Lenvig und Tromsöe einige Arbeiter, welche nach Stureson's Anordnungen änderten und besserten, was er wünschte. Er hatte Tapeten mitgebracht und ließ die besten Gemächer damit neu bekleben, und als er mit bunten Decken die Fußböden belegte, Bilder in Goldrahmen an die Wände hing, feine neuen Möbel, Spiegel, Sopha's und weiche Armstühle aufstellte, waren die Leute überzeugt, der König in Stockholm könne nicht schöner und stolzer wohnen, wie ihr Richter am Malanger Fjord. </p><lb/> <p> Stureson's rasche Thätigkeit zeigte sich auch bald in der Art, wie er seine Geschäfte ergriff. Ein Landrichter in diesem wenig bewohnten, ausgedehnten Lande kann nicht still sitzen und warten, bis die Rechtsuchenden zu ihm kommen. Er muß reisen bald dahin, bald dorthin, bald über wilde Gebirge, bald über wildes Meer. Der Landrichter am Malanger Fjord hatte auf zwanzig Meilen Gericht zu halten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
geschossen; hohe Brombeer- und Himbeerhecken mischten sich mit Stachel- und Johannisbeeren, und vor dem Hause sah er schon einen Theil seiner Mobilien aus der Yacht, die dicht am Bollwerk lag, herausgeschafft, ihn erwartend.
Den ganzen Tag über und die folgenden hatte er vollauf zu thun, um die ersten Einrichtungen zu treffen. Er fand das Haus, wie Hvaland es ihm beschrieben, sehr geräumig und wohnlich. Die doppelten Balkenwände waren fest und in bester Ordnung; bald kamen aus Lenvig und Tromsöe einige Arbeiter, welche nach Stureson's Anordnungen änderten und besserten, was er wünschte. Er hatte Tapeten mitgebracht und ließ die besten Gemächer damit neu bekleben, und als er mit bunten Decken die Fußböden belegte, Bilder in Goldrahmen an die Wände hing, feine neuen Möbel, Spiegel, Sopha's und weiche Armstühle aufstellte, waren die Leute überzeugt, der König in Stockholm könne nicht schöner und stolzer wohnen, wie ihr Richter am Malanger Fjord.
Stureson's rasche Thätigkeit zeigte sich auch bald in der Art, wie er seine Geschäfte ergriff. Ein Landrichter in diesem wenig bewohnten, ausgedehnten Lande kann nicht still sitzen und warten, bis die Rechtsuchenden zu ihm kommen. Er muß reisen bald dahin, bald dorthin, bald über wilde Gebirge, bald über wildes Meer. Der Landrichter am Malanger Fjord hatte auf zwanzig Meilen Gericht zu halten
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Zitationshilfe: | Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/98>, abgerufen am 26.06.2024. |