Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wieder darin. Sie richtete sich auf, und mit Schrecken um sich schauend, rief sie Olaf's Namen. Er ist nicht mehr hier, sagte Stureson sanftmüthig im strafenden Tone. Und wohin ist er? Was ist ihm geschehen? fragte sie, die Hände faltend. Nichts ist ihm geschehen, erwiderte der Landrichter, und nichts soll ihm weiter geschehen, ich schwöre es Ihnen, liebe Mary! Seien Sie ruhig, hier ist nichts, was Sie erschrecken könnte. Ich muß fort, murmelte das junge Mädchen, indem sie aufzustehen versuchte. Wir müssen Beide fort, sagte Stureson, denn der Tag will anbrechen, aber hören Sie mich einen Augenblick, Mary. -- Ihr edles Herz hat Sie hierher geführt aus Mitleid für die Klagen eines Thoren, der mit dem kindischen Hochmuth, welcher das Erbtheil seines Volkes ist, sich überschätzt. Ich weiß, daß dieser Edelmuth allein Sie zu einem Schritte verleiten konnte, der, wenn er bekannt würde, Sie dem Spott der rohen Menge aussetzte und Ihrem Vater die tiefste Wunde schlüge. Mein Vater! flüsterte sie mit erlöschender Stimme. Er wird nie etwas davon erfahren, fuhr Stureson fort; nie, so wahr ich lebe und mit treuer Freundschaft Ihnen anhänge! -- Und nun geben Sie mir Ihre Hand, liebe Mary, wir wollen kein Wort mehr darüber sprechen. Olaf wird sich abgekühlt haben; er hat wieder darin. Sie richtete sich auf, und mit Schrecken um sich schauend, rief sie Olaf's Namen. Er ist nicht mehr hier, sagte Stureson sanftmüthig im strafenden Tone. Und wohin ist er? Was ist ihm geschehen? fragte sie, die Hände faltend. Nichts ist ihm geschehen, erwiderte der Landrichter, und nichts soll ihm weiter geschehen, ich schwöre es Ihnen, liebe Mary! Seien Sie ruhig, hier ist nichts, was Sie erschrecken könnte. Ich muß fort, murmelte das junge Mädchen, indem sie aufzustehen versuchte. Wir müssen Beide fort, sagte Stureson, denn der Tag will anbrechen, aber hören Sie mich einen Augenblick, Mary. — Ihr edles Herz hat Sie hierher geführt aus Mitleid für die Klagen eines Thoren, der mit dem kindischen Hochmuth, welcher das Erbtheil seines Volkes ist, sich überschätzt. Ich weiß, daß dieser Edelmuth allein Sie zu einem Schritte verleiten konnte, der, wenn er bekannt würde, Sie dem Spott der rohen Menge aussetzte und Ihrem Vater die tiefste Wunde schlüge. Mein Vater! flüsterte sie mit erlöschender Stimme. Er wird nie etwas davon erfahren, fuhr Stureson fort; nie, so wahr ich lebe und mit treuer Freundschaft Ihnen anhänge! — Und nun geben Sie mir Ihre Hand, liebe Mary, wir wollen kein Wort mehr darüber sprechen. Olaf wird sich abgekühlt haben; er hat <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0093"/> wieder darin. Sie richtete sich auf, und mit Schrecken um sich schauend, rief sie Olaf's Namen. </p><lb/> <p> Er ist nicht mehr hier, sagte Stureson sanftmüthig im strafenden Tone. </p><lb/> <p> Und wohin ist er? Was ist ihm geschehen? fragte sie, die Hände faltend. </p><lb/> <p> Nichts ist ihm geschehen, erwiderte der Landrichter, und nichts soll ihm weiter geschehen, ich schwöre es Ihnen, liebe Mary! Seien Sie ruhig, hier ist nichts, was Sie erschrecken könnte. </p><lb/> <p> Ich muß fort, murmelte das junge Mädchen, indem sie aufzustehen versuchte. </p><lb/> <p> Wir müssen Beide fort, sagte Stureson, denn der Tag will anbrechen, aber hören Sie mich einen Augenblick, Mary. — Ihr edles Herz hat Sie hierher geführt aus Mitleid für die Klagen eines Thoren, der mit dem kindischen Hochmuth, welcher das Erbtheil seines Volkes ist, sich überschätzt. Ich weiß, daß dieser Edelmuth allein Sie zu einem Schritte verleiten konnte, der, wenn er bekannt würde, Sie dem Spott der rohen Menge aussetzte und Ihrem Vater die tiefste Wunde schlüge. </p><lb/> <p> Mein Vater! flüsterte sie mit erlöschender Stimme. </p><lb/> <p> Er wird nie etwas davon erfahren, fuhr Stureson fort; nie, so wahr ich lebe und mit treuer Freundschaft Ihnen anhänge! — Und nun geben Sie mir Ihre Hand, liebe Mary, wir wollen kein Wort mehr darüber sprechen. Olaf wird sich abgekühlt haben; er hat<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0093]
wieder darin. Sie richtete sich auf, und mit Schrecken um sich schauend, rief sie Olaf's Namen.
Er ist nicht mehr hier, sagte Stureson sanftmüthig im strafenden Tone.
Und wohin ist er? Was ist ihm geschehen? fragte sie, die Hände faltend.
Nichts ist ihm geschehen, erwiderte der Landrichter, und nichts soll ihm weiter geschehen, ich schwöre es Ihnen, liebe Mary! Seien Sie ruhig, hier ist nichts, was Sie erschrecken könnte.
Ich muß fort, murmelte das junge Mädchen, indem sie aufzustehen versuchte.
Wir müssen Beide fort, sagte Stureson, denn der Tag will anbrechen, aber hören Sie mich einen Augenblick, Mary. — Ihr edles Herz hat Sie hierher geführt aus Mitleid für die Klagen eines Thoren, der mit dem kindischen Hochmuth, welcher das Erbtheil seines Volkes ist, sich überschätzt. Ich weiß, daß dieser Edelmuth allein Sie zu einem Schritte verleiten konnte, der, wenn er bekannt würde, Sie dem Spott der rohen Menge aussetzte und Ihrem Vater die tiefste Wunde schlüge.
Mein Vater! flüsterte sie mit erlöschender Stimme.
Er wird nie etwas davon erfahren, fuhr Stureson fort; nie, so wahr ich lebe und mit treuer Freundschaft Ihnen anhänge! — Und nun geben Sie mir Ihre Hand, liebe Mary, wir wollen kein Wort mehr darüber sprechen. Olaf wird sich abgekühlt haben; er hat
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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