Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Ja, Mary, denn meine Seele lag in Todespein, war seine Antwort. Ich habe ihm Alles gesagt, was ich litt; habe ihm gesagt, daß mein einziger Trost das süße Licht deiner Augen sei, daß ich athme, weil du es so willst. Und was hat er geantwortet? Du weißt es, sagte Olaf. Er ist gut und liebt uns, aber auch er kann nicht Steine in Brod verwandeln. -- Da ist keine Rettung, da ist kein Heil, als in Entsagung, Flucht und Buße. Gott, der mein Herz so stolz und kühn gemacht, daß es zu dir sich erhebt, fuhr er fort, indem er die Hand zum Himmel ausstreckte, Gott soll versöhnt werden durch Gebet und Demuth. -- Mary, theure Mary! rief er dumpf und zitternd, zum letzten Male soll ich deine Stimme hören, zum letzten Male dich sehen! Er will dich fortnehmen -- du, ein Missionär! Nein, rief Olaf laut und hart, ich kann es nicht sein. Wer ist sein Gott, daß er mich zertritt? Wo ist seine Liebe, seine Gerechtigkeit, seine Güte, die ich preisen soll? -- Ich habe nichts als Schmach erfahren. Verflucht, wie ich es bin, ausgestoßen, ein elendes Wesen, mag ich kein Verkündiger seines Wortes werden. O! frevle nicht, seufzte Mary, und ihre Arme um ihn schlagend setzte sie hinzu: Olaf, mein Freund, ich liebe dich ja, ich will nie von dir lassen. Du, sagte er, und ein dämonisches Feuer leuch- Ja, Mary, denn meine Seele lag in Todespein, war seine Antwort. Ich habe ihm Alles gesagt, was ich litt; habe ihm gesagt, daß mein einziger Trost das süße Licht deiner Augen sei, daß ich athme, weil du es so willst. Und was hat er geantwortet? Du weißt es, sagte Olaf. Er ist gut und liebt uns, aber auch er kann nicht Steine in Brod verwandeln. — Da ist keine Rettung, da ist kein Heil, als in Entsagung, Flucht und Buße. Gott, der mein Herz so stolz und kühn gemacht, daß es zu dir sich erhebt, fuhr er fort, indem er die Hand zum Himmel ausstreckte, Gott soll versöhnt werden durch Gebet und Demuth. — Mary, theure Mary! rief er dumpf und zitternd, zum letzten Male soll ich deine Stimme hören, zum letzten Male dich sehen! Er will dich fortnehmen — du, ein Missionär! Nein, rief Olaf laut und hart, ich kann es nicht sein. Wer ist sein Gott, daß er mich zertritt? Wo ist seine Liebe, seine Gerechtigkeit, seine Güte, die ich preisen soll? — Ich habe nichts als Schmach erfahren. Verflucht, wie ich es bin, ausgestoßen, ein elendes Wesen, mag ich kein Verkündiger seines Wortes werden. O! frevle nicht, seufzte Mary, und ihre Arme um ihn schlagend setzte sie hinzu: Olaf, mein Freund, ich liebe dich ja, ich will nie von dir lassen. Du, sagte er, und ein dämonisches Feuer leuch- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <pb facs="#f0090"/> <p> Ja, Mary, denn meine Seele lag in Todespein, war seine Antwort. Ich habe ihm Alles gesagt, was ich litt; habe ihm gesagt, daß mein einziger Trost das süße Licht deiner Augen sei, daß ich athme, weil du es so willst. </p><lb/> <p> Und was hat er geantwortet? </p><lb/> <p> Du weißt es, sagte Olaf. Er ist gut und liebt uns, aber auch er kann nicht Steine in Brod verwandeln. — Da ist keine Rettung, da ist kein Heil, als in Entsagung, Flucht und Buße. Gott, der mein Herz so stolz und kühn gemacht, daß es zu dir sich erhebt, fuhr er fort, indem er die Hand zum Himmel ausstreckte, Gott soll versöhnt werden durch Gebet und Demuth. — Mary, theure Mary! rief er dumpf und zitternd, zum letzten Male soll ich deine Stimme hören, zum letzten Male dich sehen! </p><lb/> <p> Er will dich fortnehmen — du, ein Missionär! </p><lb/> <p> Nein, rief Olaf laut und hart, ich kann es nicht sein. Wer ist sein Gott, daß er mich zertritt? Wo ist seine Liebe, seine Gerechtigkeit, seine Güte, die ich preisen soll? — Ich habe nichts als Schmach erfahren. Verflucht, wie ich es bin, ausgestoßen, ein elendes Wesen, mag ich kein Verkündiger seines Wortes werden. </p><lb/> <p> O! frevle nicht, seufzte Mary, und ihre Arme um ihn schlagend setzte sie hinzu: Olaf, mein Freund, ich liebe dich ja, ich will nie von dir lassen. </p><lb/> <p> Du, sagte er, und ein dämonisches Feuer leuch-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Ja, Mary, denn meine Seele lag in Todespein, war seine Antwort. Ich habe ihm Alles gesagt, was ich litt; habe ihm gesagt, daß mein einziger Trost das süße Licht deiner Augen sei, daß ich athme, weil du es so willst.
Und was hat er geantwortet?
Du weißt es, sagte Olaf. Er ist gut und liebt uns, aber auch er kann nicht Steine in Brod verwandeln. — Da ist keine Rettung, da ist kein Heil, als in Entsagung, Flucht und Buße. Gott, der mein Herz so stolz und kühn gemacht, daß es zu dir sich erhebt, fuhr er fort, indem er die Hand zum Himmel ausstreckte, Gott soll versöhnt werden durch Gebet und Demuth. — Mary, theure Mary! rief er dumpf und zitternd, zum letzten Male soll ich deine Stimme hören, zum letzten Male dich sehen!
Er will dich fortnehmen — du, ein Missionär!
Nein, rief Olaf laut und hart, ich kann es nicht sein. Wer ist sein Gott, daß er mich zertritt? Wo ist seine Liebe, seine Gerechtigkeit, seine Güte, die ich preisen soll? — Ich habe nichts als Schmach erfahren. Verflucht, wie ich es bin, ausgestoßen, ein elendes Wesen, mag ich kein Verkündiger seines Wortes werden.
O! frevle nicht, seufzte Mary, und ihre Arme um ihn schlagend setzte sie hinzu: Olaf, mein Freund, ich liebe dich ja, ich will nie von dir lassen.
Du, sagte er, und ein dämonisches Feuer leuch-
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