Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.war, wie eine Citronenschale, und fortgeworfen werden mußte. Den rüstigen Fischern, welche noch eine Hütte und ein Boot hatten, oder die ein Stück Land und eine Kuh besaßen, gab er gern und schwatzte ihnen mehr auf, als sie wollten; er durfte sie nicht aus seinem Buche lassen. Die Alten und Armen wurden härter behandelt, Umstände gemacht und ihnen so wenig als möglich zugetheilt; daneben wurden Andere, welche keine Aussicht mehr boten, abgewiesen, und statt des Mehls, der Grütze, des Branntweins oder der Fischgeräthe, die sie begehrten, empfingen sie Drohungen, wie Gesetz und Richter ihnen bald zeigen sollten, daß des Kaufmanns Langmuth erschöpft sei. Es war an diesem Morgen ein starkes Geschäft im Kramladen, weil viele Boote auf den Sommerheringsfang in die Sunde gingen, und Christie drückte den Männern die rauhen Hände, mit mancherle Späßen und vielen Glückwünschen auf reichen Fang, dann lächelte er den dummen Tölpeln nach, und seine listigen Augen glänzten vor Freude. Er wußte recht gut, daß, mochten sie alle Fische fangen, die das Meer herbergt, diese doch nur ihm gehörten, ihm abgeliefert werden mußten, und der allerreichste Fang niemals hinreichen konnte, diese Sclaven zu freien Männern zu machen. Ist für Alles gesorgt, sagte er, nachdem er in jedem Conto das Doppelte angeschrieben, was er war, wie eine Citronenschale, und fortgeworfen werden mußte. Den rüstigen Fischern, welche noch eine Hütte und ein Boot hatten, oder die ein Stück Land und eine Kuh besaßen, gab er gern und schwatzte ihnen mehr auf, als sie wollten; er durfte sie nicht aus seinem Buche lassen. Die Alten und Armen wurden härter behandelt, Umstände gemacht und ihnen so wenig als möglich zugetheilt; daneben wurden Andere, welche keine Aussicht mehr boten, abgewiesen, und statt des Mehls, der Grütze, des Branntweins oder der Fischgeräthe, die sie begehrten, empfingen sie Drohungen, wie Gesetz und Richter ihnen bald zeigen sollten, daß des Kaufmanns Langmuth erschöpft sei. Es war an diesem Morgen ein starkes Geschäft im Kramladen, weil viele Boote auf den Sommerheringsfang in die Sunde gingen, und Christie drückte den Männern die rauhen Hände, mit mancherle Späßen und vielen Glückwünschen auf reichen Fang, dann lächelte er den dummen Tölpeln nach, und seine listigen Augen glänzten vor Freude. Er wußte recht gut, daß, mochten sie alle Fische fangen, die das Meer herbergt, diese doch nur ihm gehörten, ihm abgeliefert werden mußten, und der allerreichste Fang niemals hinreichen konnte, diese Sclaven zu freien Männern zu machen. Ist für Alles gesorgt, sagte er, nachdem er in jedem Conto das Doppelte angeschrieben, was er <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0042"/> war, wie eine Citronenschale, und fortgeworfen werden mußte.</p><lb/> <p> Den rüstigen Fischern, welche noch eine Hütte und ein Boot hatten, oder die ein Stück Land und eine Kuh besaßen, gab er gern und schwatzte ihnen mehr auf, als sie wollten; er durfte sie nicht aus seinem Buche lassen. Die Alten und Armen wurden härter behandelt, Umstände gemacht und ihnen so wenig als möglich zugetheilt; daneben wurden Andere, welche keine Aussicht mehr boten, abgewiesen, und statt des Mehls, der Grütze, des Branntweins oder der Fischgeräthe, die sie begehrten, empfingen sie Drohungen, wie Gesetz und Richter ihnen bald zeigen sollten, daß des Kaufmanns Langmuth erschöpft sei.</p><lb/> <p> Es war an diesem Morgen ein starkes Geschäft im Kramladen, weil viele Boote auf den Sommerheringsfang in die Sunde gingen, und Christie drückte den Männern die rauhen Hände, mit mancherle Späßen und vielen Glückwünschen auf reichen Fang, dann lächelte er den dummen Tölpeln nach, und seine listigen Augen glänzten vor Freude. Er wußte recht gut, daß, mochten sie alle Fische fangen, die das Meer herbergt, diese doch nur ihm gehörten, ihm abgeliefert werden mußten, und der allerreichste Fang niemals hinreichen konnte, diese Sclaven zu freien Männern zu machen.</p><lb/> <p> Ist für Alles gesorgt, sagte er, nachdem er in jedem Conto das Doppelte angeschrieben, was er<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
war, wie eine Citronenschale, und fortgeworfen werden mußte.
Den rüstigen Fischern, welche noch eine Hütte und ein Boot hatten, oder die ein Stück Land und eine Kuh besaßen, gab er gern und schwatzte ihnen mehr auf, als sie wollten; er durfte sie nicht aus seinem Buche lassen. Die Alten und Armen wurden härter behandelt, Umstände gemacht und ihnen so wenig als möglich zugetheilt; daneben wurden Andere, welche keine Aussicht mehr boten, abgewiesen, und statt des Mehls, der Grütze, des Branntweins oder der Fischgeräthe, die sie begehrten, empfingen sie Drohungen, wie Gesetz und Richter ihnen bald zeigen sollten, daß des Kaufmanns Langmuth erschöpft sei.
Es war an diesem Morgen ein starkes Geschäft im Kramladen, weil viele Boote auf den Sommerheringsfang in die Sunde gingen, und Christie drückte den Männern die rauhen Hände, mit mancherle Späßen und vielen Glückwünschen auf reichen Fang, dann lächelte er den dummen Tölpeln nach, und seine listigen Augen glänzten vor Freude. Er wußte recht gut, daß, mochten sie alle Fische fangen, die das Meer herbergt, diese doch nur ihm gehörten, ihm abgeliefert werden mußten, und der allerreichste Fang niemals hinreichen konnte, diese Sclaven zu freien Männern zu machen.
Ist für Alles gesorgt, sagte er, nachdem er in jedem Conto das Doppelte angeschrieben, was er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |