Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Das zwölfte Hauptstück.
so muß man jedes nach seiner Art vorzutragen beflissen seyn. Mit einem
Worte: man muß alles so spielen, daß man selbst davon gerühret wird (c).

§. 8.

Aus diesem fliesset: daß man die vorgeschriebenen Piano und Forte aufs
genaueste beobachten, und nicht immer in einem Tone fortleyren muß. Ja
man muß das Schwache mit dem Starken, ohne Vorschrift, auch meistens
selbst abzuwechseln und jedes am rechten Orte anzubringen wissen: denn dieß
heißt nach dem bekannten Mahlerspruche, Licht und Schatten. Die durch
() und () erhöheten Noten soll man allemal etwas stärker anspielen, in
der Folge der Melodie aber im Tone wieder abnehmen. Z. E.

[Abbildung]
Eben so muß man eine durch () und () angebrachte schnelle Erniedrigung
durch die Stärke unterscheiden Z. E.
[Abbildung]
Man pflegt halbe Noten, wenn sie unter kurzen Noten vermischet sind, alle-
mal stark anzustossen und im Tone wieder nachzulassen. Z. E.
[Abbildung]

Ja
(c) Es ist schlecht genug, daß mancher niemals an das denket, was er wirklich
thut, sondern seine Noten nur so wie im Traume wegspielet, oder als
wenn er geradezu für sich allein spielete. Ein solcher nimmt es nicht wahr,
wenn er gleich ein paar Viertheile im Tacte voraus läuft: und ich wette
darauf er würde das Stück um ein paar Täcte eher als andere enden,
wenn nicht der Nächste an ihm, oder der Anführer selbst ihm solches er-
innerte.

Das zwoͤlfte Hauptſtuͤck.
ſo muß man jedes nach ſeiner Art vorzutragen befliſſen ſeyn. Mit einem
Worte: man muß alles ſo ſpielen, daß man ſelbſt davon geruͤhret wird (c).

§. 8.

Aus dieſem flieſſet: daß man die vorgeſchriebenen Piano und Forte aufs
genaueſte beobachten, und nicht immer in einem Tone fortleyren muß. Ja
man muß das Schwache mit dem Starken, ohne Vorſchrift, auch meiſtens
ſelbſt abzuwechſeln und jedes am rechten Orte anzubringen wiſſen: denn dieß
heißt nach dem bekannten Mahlerſpruche, Licht und Schatten. Die durch
(𝇏) und (♮) erhoͤheten Noten ſoll man allemal etwas ſtaͤrker anſpielen, in
der Folge der Melodie aber im Tone wieder abnehmen. Z. E.

[Abbildung]
Eben ſo muß man eine durch (♭) und (♮) angebrachte ſchnelle Erniedrigung
durch die Staͤrke unterſcheiden Z. E.
[Abbildung]
Man pflegt halbe Noten, wenn ſie unter kurzen Noten vermiſchet ſind, alle-
mal ſtark anzuſtoſſen und im Tone wieder nachzulaſſen. Z. E.
[Abbildung]

Ja
(c) Es iſt ſchlecht genug, daß mancher niemals an das denket, was er wirklich
thut, ſondern ſeine Noten nur ſo wie im Traume wegſpielet, oder als
wenn er geradezu fuͤr ſich allein ſpielete. Ein ſolcher nimmt es nicht wahr,
wenn er gleich ein paar Viertheile im Tacte voraus laͤuft: und ich wette
darauf er wuͤrde das Stuͤck um ein paar Taͤcte eher als andere enden,
wenn nicht der Naͤchſte an ihm, oder der Anfuͤhrer ſelbſt ihm ſolches er-
innerte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0284" n="256"/><fw place="top" type="header">Das zwo&#x0364;lfte Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
&#x017F;o muß man jedes nach &#x017F;einer Art vorzutragen befli&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn. Mit einem<lb/>
Worte: man muß alles &#x017F;o &#x017F;pielen, daß man &#x017F;elb&#x017F;t davon geru&#x0364;hret wird <note place="foot" n="(c)">Es i&#x017F;t &#x017F;chlecht genug, daß mancher niemals an das denket, was er wirklich<lb/>
thut, &#x017F;ondern &#x017F;eine Noten nur &#x017F;o wie im Traume weg&#x017F;pielet, oder als<lb/>
wenn er geradezu fu&#x0364;r &#x017F;ich allein &#x017F;pielete. Ein &#x017F;olcher nimmt es nicht wahr,<lb/>
wenn er gleich ein paar Viertheile im Tacte voraus la&#x0364;uft: und ich wette<lb/>
darauf er wu&#x0364;rde das Stu&#x0364;ck um ein paar Ta&#x0364;cte eher als andere enden,<lb/>
wenn nicht der Na&#x0364;ch&#x017F;te an ihm, oder der Anfu&#x0364;hrer &#x017F;elb&#x017F;t ihm &#x017F;olches er-<lb/>
innerte.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;em flie&#x017F;&#x017F;et: daß man die vorge&#x017F;chriebenen <hi rendition="#b">Piano</hi> und <hi rendition="#b">Forte</hi> aufs<lb/>
genaue&#x017F;te beobachten, und nicht immer in einem Tone fortleyren muß. Ja<lb/>
man muß das Schwache mit dem Starken, ohne Vor&#x017F;chrift, auch mei&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t abzuwech&#x017F;eln und jedes am rechten Orte anzubringen wi&#x017F;&#x017F;en: denn dieß<lb/>
heißt nach dem bekannten Mahler&#x017F;pruche, <hi rendition="#b">Licht</hi> und <hi rendition="#b">Schatten.</hi> Die durch<lb/>
(&#x1D1CF;) und (&#x266E;) erho&#x0364;heten Noten &#x017F;oll man allemal etwas &#x017F;ta&#x0364;rker an&#x017F;pielen, in<lb/>
der Folge der Melodie aber im Tone wieder abnehmen. Z. E.<lb/><figure/><lb/>
Eben &#x017F;o muß man eine durch (&#x266D;) und (&#x266E;) angebrachte &#x017F;chnelle Erniedrigung<lb/>
durch die Sta&#x0364;rke unter&#x017F;cheiden Z. E.<lb/><figure/><lb/>
Man pflegt halbe Noten, wenn &#x017F;ie unter kurzen Noten vermi&#x017F;chet &#x017F;ind, alle-<lb/>
mal &#x017F;tark anzu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und im Tone wieder nachzula&#x017F;&#x017F;en. Z. E.<lb/><figure/> <fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0284] Das zwoͤlfte Hauptſtuͤck. ſo muß man jedes nach ſeiner Art vorzutragen befliſſen ſeyn. Mit einem Worte: man muß alles ſo ſpielen, daß man ſelbſt davon geruͤhret wird (c). §. 8. Aus dieſem flieſſet: daß man die vorgeſchriebenen Piano und Forte aufs genaueſte beobachten, und nicht immer in einem Tone fortleyren muß. Ja man muß das Schwache mit dem Starken, ohne Vorſchrift, auch meiſtens ſelbſt abzuwechſeln und jedes am rechten Orte anzubringen wiſſen: denn dieß heißt nach dem bekannten Mahlerſpruche, Licht und Schatten. Die durch (𝇏) und (♮) erhoͤheten Noten ſoll man allemal etwas ſtaͤrker anſpielen, in der Folge der Melodie aber im Tone wieder abnehmen. Z. E. [Abbildung] Eben ſo muß man eine durch (♭) und (♮) angebrachte ſchnelle Erniedrigung durch die Staͤrke unterſcheiden Z. E. [Abbildung] Man pflegt halbe Noten, wenn ſie unter kurzen Noten vermiſchet ſind, alle- mal ſtark anzuſtoſſen und im Tone wieder nachzulaſſen. Z. E. [Abbildung] Ja (c) Es iſt ſchlecht genug, daß mancher niemals an das denket, was er wirklich thut, ſondern ſeine Noten nur ſo wie im Traume wegſpielet, oder als wenn er geradezu fuͤr ſich allein ſpielete. Ein ſolcher nimmt es nicht wahr, wenn er gleich ein paar Viertheile im Tacte voraus laͤuft: und ich wette darauf er wuͤrde das Stuͤck um ein paar Taͤcte eher als andere enden, wenn nicht der Naͤchſte an ihm, oder der Anfuͤhrer ſelbſt ihm ſolches er- innerte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/284
Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/284>, abgerufen am 23.11.2024.