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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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Es ist aber nicht genug, dass der Gelobte
oder Getadelte todt sey; alle diejenigen, wel-
che ihn gelobt oder getadelt haben, müssen
auch nicht mehr vorhanden -- er muss schlech-
terdings nur noch in seinem Regenten-Leben
und Handlungen vorhanden seyn; er muss,
wenn er auch einbalsamirt worden, so trocken
wie eine Egyptische Mumie -- hingegen auch
aller Geruch der Faülniss und Verwesung gänz-
lich an ihm verschwunden seyn; niemand, der
ihn loben oder schelten könnte, muss ihn per-
sönlich noch gekannt haben; jeder muss ihn
nur noch aus seinen Thaten kennen.


Manchmahl wird ein Fürst auch aus Furcht
gelobt, um wieder seine Gnade oder doch Si-
cherheit vors künftige zu gewinnen. So machte
es der berühmte Graf von Büssy, nachdem er
viele Jahre in der Bastille geschmachtet hatte, mit
seinem Könige, Ludwig XIV. So der unglück-
liche Dichter Schubart, den Herzog Carl von
Würtemberg, aus noch immer unbekannten Ur-
sachen, lange Jahre in einem engen elenden
Loch auf der Vestung Asperg einsperren liess,
und ihm auf viele Vorbitten die Freyheit schenkte,
ihn aber, zur lezten Strafe, zum Theater-Dich-

Es ist aber nicht genug, daſs der Gelobte
oder Getadelte todt sey; alle diejenigen, wel-
che ihn gelobt oder getadelt haben, müssen
auch nicht mehr vorhanden — er muſs schlech-
terdings nur noch in seinem Regenten-Leben
und Handlungen vorhanden seyn; er muſs,
wenn er auch einbalsamirt worden, so trocken
wie eine Egyptische Mumie — hingegen auch
aller Geruch der Faülniſs und Verwesung gänz-
lich an ihm verschwunden seyn; niemand, der
ihn loben oder schelten könnte, muſs ihn per-
sönlich noch gekannt haben; jeder muſs ihn
nur noch aus seinen Thaten kennen.


Manchmahl wird ein Fürst auch aus Furcht
gelobt, um wieder seine Gnade oder doch Si-
cherheit vors künftige zu gewinnen. So machte
es der berühmte Graf von Büssy, nachdem er
viele Jahre in der Bastille geschmachtet hatte, mit
seinem Könige, Ludwig XIV. So der unglück-
liche Dichter Schubart, den Herzog Carl von
Würtemberg, aus noch immer unbekannten Ur-
sachen, lange Jahre in einem engen elenden
Loch auf der Vestung Asperg einsperren lieſs,
und ihm auf viele Vorbitten die Freyheit schenkte,
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[75/0081] Es ist aber nicht genug, daſs der Gelobte oder Getadelte todt sey; alle diejenigen, wel- che ihn gelobt oder getadelt haben, müssen auch nicht mehr vorhanden — er muſs schlech- terdings nur noch in seinem Regenten-Leben und Handlungen vorhanden seyn; er muſs, wenn er auch einbalsamirt worden, so trocken wie eine Egyptische Mumie — hingegen auch aller Geruch der Faülniſs und Verwesung gänz- lich an ihm verschwunden seyn; niemand, der ihn loben oder schelten könnte, muſs ihn per- sönlich noch gekannt haben; jeder muſs ihn nur noch aus seinen Thaten kennen. Manchmahl wird ein Fürst auch aus Furcht gelobt, um wieder seine Gnade oder doch Si- cherheit vors künftige zu gewinnen. So machte es der berühmte Graf von Büssy, nachdem er viele Jahre in der Bastille geschmachtet hatte, mit seinem Könige, Ludwig XIV. So der unglück- liche Dichter Schubart, den Herzog Carl von Würtemberg, aus noch immer unbekannten Ur- sachen, lange Jahre in einem engen elenden Loch auf der Vestung Asperg einsperren lieſs, und ihm auf viele Vorbitten die Freyheit schenkte, ihn aber, zur lezten Strafe, zum Theater-Dich-

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/81>, abgerufen am 22.11.2024.