so musste man ihm blos einen einzigen, als den bessten vorlegen; denn alsdann war er gewöhn- lich misstrauisch und vermuthete Neben-Absich- ten: Sondern man musste ihm mehrere Vorschlä- ge zugleich thun, und man konnte fast gewiss versichert seyn, dass er den bessten wählen wür- de. Mündliche Vorstellungen ertrug Joseph viel besser, als schriftliche; denn diese schickte er nicht selten mit bittern Anmerkungen zurück. So mächtig und oft eigenmächtig Joseph auch war, so musste er doch oft die herbesten Wahr- heiten hören; und man kann ihn so gut, wie einen jeden andern Regenten, als ein Beyspiel anführen, wenn man beweisen will, dass Für- sten sich im Ganzen viel härtere Dinge sagen und schreiben lassen müssen, als Privat-Per- sonen nöthig haben".
"Mit einem seltenen Scharfsinn und einem stets gespannten Beobachtungs-Geist verband Joseph eine beyspiellose Thätigkeit. Je näher man dem Kayser war, und je genauer man den Kayser kannte, desto allgemeiner und kräftiger betheuerte man es, dass es beynahe unmöglich sey, ihm nachzuarbeiten, oder mit ihm gleich zu arbeiten. Leider gieng diese feurige und
an-
so muſste man ihm blos einen einzigen, als den beſsten vorlegen; denn alsdann war er gewöhn- lich miſstrauisch und vermuthete Neben-Absich- ten: Sondern man muſste ihm mehrere Vorschlä- ge zugleich thun, und man konnte fast gewiſs versichert seyn, daſs er den beſsten wählen wür- de. Mündliche Vorstellungen ertrug Joseph viel besser, als schriftliche; denn diese schickte er nicht selten mit bittern Anmerkungen zurück. So mächtig und oft eigenmächtig Joseph auch war, so muſste er doch oft die herbesten Wahr- heiten hören; und man kann ihn so gut, wie einen jeden andern Regenten, als ein Beyspiel anführen, wenn man beweisen will, daſs Für- sten sich im Ganzen viel härtere Dinge sagen und schreiben lassen müssen, als Privat-Per- sonen nöthig haben„.
„Mit einem seltenen Scharfsinn und einem stets gespannten Beobachtungs-Geist verband Joseph eine beyspiellose Thätigkeit. Je näher man dem Kayser war, und je genauer man den Kayser kannte, desto allgemeiner und kräftiger betheuerte man es, daſs es beynahe unmöglich sey, ihm nachzuarbeiten, oder mit ihm gleich zu arbeiten. Leider gieng diese feurige und
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so muſste man ihm blos einen einzigen, als den
beſsten vorlegen; denn alsdann war er gewöhn-
lich miſstrauisch und vermuthete Neben-Absich-
ten: Sondern man muſste ihm mehrere Vorschlä-
ge zugleich thun, und man konnte fast gewiſs
versichert seyn, daſs er den beſsten wählen wür-
de. Mündliche Vorstellungen ertrug Joseph
viel besser, als schriftliche; denn diese schickte
er nicht selten mit bittern Anmerkungen zurück.
So mächtig und oft eigenmächtig Joseph auch
war, so muſste er doch oft die herbesten Wahr-
heiten hören; und man kann ihn so gut, wie
einen jeden andern Regenten, als ein Beyspiel
anführen, wenn man beweisen will, daſs Für-
sten sich im Ganzen viel härtere Dinge sagen
und schreiben lassen müssen, als Privat-Per-
sonen nöthig haben„.
„Mit einem seltenen Scharfsinn und einem
stets gespannten Beobachtungs-Geist verband
Joseph eine beyspiellose Thätigkeit. Je näher
man dem Kayser war, und je genauer man den
Kayser kannte, desto allgemeiner und kräftiger
betheuerte man es, daſs es beynahe unmöglich
sey, ihm nachzuarbeiten, oder mit ihm gleich
zu arbeiten. Leider gieng diese feurige und
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/54>, abgerufen am 27.11.2024.
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