französischen Regierungs-Form zu suchen sey, und man kann ohne Beleidigung sagen: Dass von diesem Zeitpunct an wenige Fürsten-Häu- ser auszunehmen seyen, welche nicht Beyspiele von mehr oder minderm, zuweilen in würkli- che Tyranneyen ausartendem, Despotismus ih- rer Regenten aufzuweisen hätten; wann sie es auch nicht so arg und so weit zu treiben ver- mocht, als in neuern Zeiten ein Herzog Carl Leopold von Meklenburg, und einige seines gleichen zu thun gewagt haben.
Um aber auch diese Behauptung nicht ganz ohne Beleg zu lassen, so mag es an demjeni- gen genug seyn, was Spittler*), der treffend- ste Fürsten-Mahler, von Herzog Johann Fried- rich zu Braunschweig gesagt hat: "Was wohl der Herzog einmahl wollte, das pflegte er stark zu wollen; wo er einmahl mit gereiztem Argwohn eines blos eigensinnigen Widerstan- des wollte, fuhr er mit Macht fort. -- Des Her- zogs Sinn war redlich, aber sein Herrschers- Gefühl reizbar. Ich bin Kayser in meinem Lan- de, das wars, was er geradehin erklärte; das wars, was in hundert Entschliessungen dessel-
*) In der Geschichte des Fürstenthums Hannover, II. B. S. 295. u. 306.
französischen Regierungs-Form zu suchen sey, und man kann ohne Beleidigung sagen: Daſs von diesem Zeitpunct an wenige Fürsten-Häu- ser auszunehmen seyen, welche nicht Beyspiele von mehr oder minderm, zuweilen in würkli- che Tyranneyen ausartendem, Despotismus ih- rer Regenten aufzuweisen hätten; wann sie es auch nicht so arg und so weit zu treiben ver- mocht, als in neuern Zeiten ein Herzog Carl Leopold von Meklenburg, und einige seines gleichen zu thun gewagt haben.
Um aber auch diese Behauptung nicht ganz ohne Beleg zu lassen, so mag es an demjeni- gen genug seyn, was Spittler*), der treffend- ste Fürsten-Mahler, von Herzog Johann Fried- rich zu Braunschweig gesagt hat: „Was wohl der Herzog einmahl wollte, das pflegte er stark zu wollen; wo er einmahl mit gereiztem Argwohn eines blos eigensinnigen Widerstan- des wollte, fuhr er mit Macht fort. — Des Her- zogs Sinn war redlich, aber sein Herrschers- Gefühl reizbar. Ich bin Kayser in meinem Lan- de, das wars, was er geradehin erklärte; das wars, was in hundert Entschliessungen dessel-
*) In der Geschichte des Fürstenthums Hannover, II. B. S. 295. u. 306.
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französischen Regierungs-Form zu suchen sey,
und man kann ohne Beleidigung sagen: Daſs
von diesem Zeitpunct an wenige Fürsten-Häu-
ser auszunehmen seyen, welche nicht Beyspiele
von mehr oder minderm, zuweilen in würkli-
che Tyranneyen ausartendem, Despotismus ih-
rer Regenten aufzuweisen hätten; wann sie es
auch nicht so arg und so weit zu treiben ver-
mocht, als in neuern Zeiten ein Herzog Carl
Leopold von Meklenburg, und einige seines
gleichen zu thun gewagt haben.
Um aber auch diese Behauptung nicht ganz
ohne Beleg zu lassen, so mag es an demjeni-
gen genug seyn, was Spittler *), der treffend-
ste Fürsten-Mahler, von Herzog Johann Fried-
rich zu Braunschweig gesagt hat: „Was wohl
der Herzog einmahl wollte, das pflegte er
stark zu wollen; wo er einmahl mit gereiztem
Argwohn eines blos eigensinnigen Widerstan-
des wollte, fuhr er mit Macht fort. — Des Her-
zogs Sinn war redlich, aber sein Herrschers-
Gefühl reizbar. Ich bin Kayser in meinem Lan-
de, das wars, was er geradehin erklärte; das
wars, was in hundert Entschliessungen dessel-
*) In der Geschichte des Fürstenthums Hannover, II. B. S.
295. u. 306.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/40>, abgerufen am 23.11.2024.
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