Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

wir Dir in deinen Gnadenschutz Unsern gnä-
digen Landes Vater und Herrn, sampt dem gan-
tzen Fürstenthumb; stärcke ihn in seinem ho-
hen Alter, und führe ihn in deiner Furcht; si-
tze mit ihm im Rath, und gib ihm gesunde
Räthe und treue Amptleute, die auch in deiner
Furcht wandeln, und das Böse hassen sampt
dem Geitz. Schaffe, dass sie allesampt richten
nach Recht und Gerechtigkeit; in aller Noth
sey ihre starcke Hülffe, auff dass wir in Ruhe
und Friede deinem heiligen Nahmen dienen
mögen, Amen.


So herzlich und geistreich, wie Lütkemann,
würden auch Spener und Franke zu Ende
des vorigen Jahrhunderts gebetet -- eine solche
Predigt aber würden, um hundert Jahre weiter
hin, weder Mosheim noch Jerusalem in
Braunschweig gehalten haben; und eben so
gewiss ist, dass, wenn in unsern Tagen ein
Geistlicher irgend eines Landes und Standes,
eine Canzel-Rede in diesem Ton und Melodie
zu halten sich ermächtigte, er als ein Fürsten-
Schänder und Volks-Aufwiegler, zu unausbleib-
licher Verantwortung und Strafe würde gezogen
werden.

wir Dir in deinen Gnadenschutz Unsern gnä-
digen Landes Vater und Herrn, sampt dem gan-
tzen Fürstenthumb; stärcke ihn in seinem ho-
hen Alter, und führe ihn in deiner Furcht; si-
tze mit ihm im Rath, und gib ihm gesunde
Räthe und treue Amptleute, die auch in deiner
Furcht wandeln, und das Böse hassen sampt
dem Geitz. Schaffe, daſs sie allesampt richten
nach Recht und Gerechtigkeit; in aller Noth
sey ihre starcke Hülffe, auff daſs wir in Ruhe
und Friede deinem heiligen Nahmen dienen
mögen, Amen.


So herzlich und geistreich, wie Lütkemann,
würden auch Spener und Franke zu Ende
des vorigen Jahrhunderts gebetet — eine solche
Predigt aber würden, um hundert Jahre weiter
hin, weder Mosheim noch Jerusalem in
Braunschweig gehalten haben; und eben so
gewiſs ist, daſs, wenn in unsern Tagen ein
Geistlicher irgend eines Landes und Standes,
eine Canzel-Rede in diesem Ton und Melodie
zu halten sich ermächtigte, er als ein Fürsten-
Schänder und Volks-Aufwiegler, zu unausbleib-
licher Verantwortung und Strafe würde gezogen
werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0317" n="311"/>
wir Dir in deinen Gnadenschutz Unsern gnä-<lb/>
digen Landes Vater und Herrn, sampt dem gan-<lb/>
tzen Fürstenthumb; stärcke ihn in seinem ho-<lb/>
hen Alter, und führe ihn in deiner Furcht; si-<lb/>
tze mit ihm im Rath, und gib ihm gesunde<lb/>
Räthe und treue Amptleute, die auch in deiner<lb/>
Furcht wandeln, und das Böse hassen sampt<lb/>
dem Geitz. Schaffe, da&#x017F;s sie allesampt richten<lb/>
nach Recht und Gerechtigkeit; in aller Noth<lb/>
sey ihre starcke Hülffe, auff da&#x017F;s wir in Ruhe<lb/>
und Friede deinem heiligen Nahmen dienen<lb/>
mögen, Amen.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>So herzlich und geistreich, wie <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lütkemann</hi>,</hi><lb/>
würden auch <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Spener</hi></hi> und <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Franke</hi></hi> zu Ende<lb/>
des vorigen Jahrhunderts <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">gebetet</hi></hi> &#x2014; eine <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">solche</hi></hi><lb/>
Predigt aber würden, um hundert Jahre weiter<lb/>
hin, weder <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mosheim</hi></hi> noch <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Jerusalem</hi></hi> in<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Braunschweig</hi></hi> gehalten haben; und eben so<lb/>
gewi&#x017F;s ist, da&#x017F;s, wenn in unsern Tagen ein<lb/>
Geistlicher irgend eines Landes und Standes,<lb/>
eine Canzel-Rede in diesem Ton und Melodie<lb/>
zu halten sich ermächtigte, er als ein Fürsten-<lb/>
Schänder und Volks-Aufwiegler, zu unausbleib-<lb/>
licher Verantwortung und Strafe würde gezogen<lb/>
werden.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0317] wir Dir in deinen Gnadenschutz Unsern gnä- digen Landes Vater und Herrn, sampt dem gan- tzen Fürstenthumb; stärcke ihn in seinem ho- hen Alter, und führe ihn in deiner Furcht; si- tze mit ihm im Rath, und gib ihm gesunde Räthe und treue Amptleute, die auch in deiner Furcht wandeln, und das Böse hassen sampt dem Geitz. Schaffe, daſs sie allesampt richten nach Recht und Gerechtigkeit; in aller Noth sey ihre starcke Hülffe, auff daſs wir in Ruhe und Friede deinem heiligen Nahmen dienen mögen, Amen. So herzlich und geistreich, wie Lütkemann, würden auch Spener und Franke zu Ende des vorigen Jahrhunderts gebetet — eine solche Predigt aber würden, um hundert Jahre weiter hin, weder Mosheim noch Jerusalem in Braunschweig gehalten haben; und eben so gewiſs ist, daſs, wenn in unsern Tagen ein Geistlicher irgend eines Landes und Standes, eine Canzel-Rede in diesem Ton und Melodie zu halten sich ermächtigte, er als ein Fürsten- Schänder und Volks-Aufwiegler, zu unausbleib- licher Verantwortung und Strafe würde gezogen werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/317
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/317>, abgerufen am 25.11.2024.