bet ein heilsamer göttlicher Stand. Geschichts aber, dass Regenten ihres Standes missbrauchen, so soltihr darumb die Ordnung Gottes nichtschän- den. Müsset ihr schon etwas unbilliges leiden, werdet ihr zu hart gepresset, und müsset in eurem guten Recht niederfällig seyn: So solt ihr doch umb des Gewissens willen das Uebel vertragen, und nichts desto weniger die Obrigkeit lieben und ehren; und hütet euch ja, dass ihr umb eurer Ungelegenheit willen euer Hertz nicht zu einem Sathan wider einen Gesalbeten des Herrn machet.
Zum andern dienet auch vorgehabte Betrach- tung dazu, dass ihr den erbärmlichen Zustand der Christen verstehen und klagen könnet. Wenn ihr von unbillicher unbarmhertziger Ge- walt der Regenten höret, so gedencket, dass es eine Straffe von Gott sey, und habt Mitlei- den mit denselben, die von solcher unbillichen Gewalt gedrücket werden; wie ihr denn er- mahnet werdet ad Hebraeos 13. Gedencket de- rer die Trübsal leiden, als die ihr auch noch im Leibe lebet. Christen sind Glieder eines Leibes. Was dem einem wehe thut, soll auch der ander fühlen, und einer soll dem andern
bet ein heilsamer göttlicher Stand. Geschichts aber, daſs Regenten ihres Standes miſsbrauchen, so soltihr darumb die Ordnung Gottes nichtschän- den. Müsset ihr schon etwas unbilliges leiden, werdet ihr zu hart gepresset, und müſset in eurem guten Recht niederfällig seyn: So solt ihr doch umb des Gewissens willen das Uebel vertragen, und nichts desto weniger die Obrigkeit lieben und ehren; und hütet euch ja, daſs ihr umb eurer Ungelegenheit willen euer Hertz nicht zu einem Sathan wider einen Gesalbeten des Herrn machet.
Zum andern dienet auch vorgehabte Betrach- tung dazu, daſs ihr den erbärmlichen Zustand der Christen verstehen und klagen könnet. Wenn ihr von unbillicher unbarmhertziger Ge- walt der Regenten höret, so gedencket, daſs es eine Straffe von Gott sey, und habt Mitlei- den mit denselben, die von solcher unbillichen Gewalt gedrücket werden; wie ihr denn er- mahnet werdet ad Hebræos 13. Gedencket de- rer die Trübsal leiden, als die ihr auch noch im Leibe lebet. Christen sind Glieder eines Leibes. Was dem einem wehe thut, soll auch der ander fühlen, und einer soll dem andern
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0315"n="309"/>
bet ein heilsamer göttlicher Stand. Geschichts<lb/>
aber, daſs Regenten ihres Standes miſsbrauchen,<lb/>
so soltihr darumb die Ordnung Gottes nichtschän-<lb/>
den. Müsset ihr schon etwas unbilliges leiden,<lb/>
werdet ihr zu hart gepresset, und müſset in eurem<lb/>
guten Recht niederfällig seyn: So solt ihr doch<lb/>
umb des Gewissens willen das Uebel vertragen,<lb/>
und nichts desto weniger die Obrigkeit lieben<lb/>
und ehren; und hütet euch ja, daſs ihr umb<lb/>
eurer Ungelegenheit willen euer Hertz nicht<lb/>
zu einem Sathan wider einen Gesalbeten des<lb/>
Herrn machet.</p><lb/><p>Zum andern dienet auch vorgehabte Betrach-<lb/>
tung dazu, daſs ihr den erbärmlichen Zustand<lb/>
der Christen verstehen und klagen könnet.<lb/>
Wenn ihr von unbillicher unbarmhertziger Ge-<lb/>
walt der Regenten höret, so gedencket, daſs<lb/>
es eine Straffe von Gott sey, und habt Mitlei-<lb/>
den mit denselben, die von solcher unbillichen<lb/>
Gewalt gedrücket werden; wie ihr denn er-<lb/>
mahnet werdet ad Hebræos 13. Gedencket de-<lb/>
rer die Trübsal leiden, als die ihr auch noch<lb/>
im Leibe lebet. Christen sind Glieder eines<lb/>
Leibes. Was dem einem wehe thut, soll auch<lb/>
der ander fühlen, und einer soll dem andern<lb/></p></div></body></text></TEI>
[309/0315]
bet ein heilsamer göttlicher Stand. Geschichts
aber, daſs Regenten ihres Standes miſsbrauchen,
so soltihr darumb die Ordnung Gottes nichtschän-
den. Müsset ihr schon etwas unbilliges leiden,
werdet ihr zu hart gepresset, und müſset in eurem
guten Recht niederfällig seyn: So solt ihr doch
umb des Gewissens willen das Uebel vertragen,
und nichts desto weniger die Obrigkeit lieben
und ehren; und hütet euch ja, daſs ihr umb
eurer Ungelegenheit willen euer Hertz nicht
zu einem Sathan wider einen Gesalbeten des
Herrn machet.
Zum andern dienet auch vorgehabte Betrach-
tung dazu, daſs ihr den erbärmlichen Zustand
der Christen verstehen und klagen könnet.
Wenn ihr von unbillicher unbarmhertziger Ge-
walt der Regenten höret, so gedencket, daſs
es eine Straffe von Gott sey, und habt Mitlei-
den mit denselben, die von solcher unbillichen
Gewalt gedrücket werden; wie ihr denn er-
mahnet werdet ad Hebræos 13. Gedencket de-
rer die Trübsal leiden, als die ihr auch noch
im Leibe lebet. Christen sind Glieder eines
Leibes. Was dem einem wehe thut, soll auch
der ander fühlen, und einer soll dem andern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/315>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.