schaffen fromm sey". Man sehe nur an, was gros- se Potentaten thun, wenn sie Krieg führen. Können sie es dahin bringen, dass die Welt meine, es gehe die Religion an, so haben sie schon halb gewonnen. Ich habe meinem Vorhaben ein Gnügen gethan; denn ich mir vorgenommen zu sagen, wie sich die Got- tesfurcht reime mit einem Regenten, der nach der heutigen statistschen Art sein Regiment führet, und Ratio Status wohl beobachten kann. Das habe ich nun gethan, und habe gezeiget, es reime mit solchen Regenten die Gottesfurcht sich nicht an- ders, als so ferne sie ist ein Deckel der fleischli- chen Lüste und Bosheit. Ich will dennoch, den Regenten zu gefallen, dieses hinzuthun, was doch endlich ein solcher Regent wird gewinnen und davon bringen? Kürzlich: Ich besorge, es werde ein strenges Gericht über sie ergehen. Denn dieweil sie andere gerichtet haben, sich aber selbsten nicht haben richten wollen, so wird der höchste Richter aufstehen, und über sie das Gerichte halten. Wem viel vertrauet ist, von dem wird auch viel gefordert werden. Wem ist aber mehr vertrauet als Regen- ten? So viele Menschen, derer Leib und Seel, deren Haab und Guth, Ehr und Wohlfahrt! Von
schaffen fromm sey„. Man sehe nur an, was gros- se Potentaten thun, wenn sie Krieg führen. Können sie es dahin bringen, daſs die Welt meine, es gehe die Religion an, so haben sie schon halb gewonnen. Ich habe meinem Vorhaben ein Gnügen gethan; denn ich mir vorgenommen zu sagen, wie sich die Got- tesfurcht reime mit einem Regenten, der nach der heutigen statistschen Art sein Regiment führet, und Ratio Status wohl beobachten kann. Das habe ich nun gethan, und habe gezeiget, es reime mit solchen Regenten die Gottesfurcht sich nicht an- ders, als so ferne sie ist ein Deckel der fleischli- chen Lüste und Bosheit. Ich will dennoch, den Regenten zu gefallen, dieses hinzuthun, was doch endlich ein solcher Regent wird gewinnen und davon bringen? Kürzlich: Ich besorge, es werde ein strenges Gericht über sie ergehen. Denn dieweil sie andere gerichtet haben, sich aber selbsten nicht haben richten wollen, so wird der höchste Richter aufstehen, und über sie das Gerichte halten. Wem viel vertrauet ist, von dem wird auch viel gefordert werden. Wem ist aber mehr vertrauet als Regen- ten? So viele Menschen, derer Leib und Seel, deren Haab und Guth, Ehr und Wohlfahrt! Von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0308"n="302"/>
schaffen fromm sey„. Man sehe nur an, was gros-<lb/>
se Potentaten thun, wenn sie Krieg führen.<lb/><hirendition="#i"><hirendition="#g">Können sie es dahin bringen, daſs die<lb/>
Welt meine, es gehe die Religion an, so<lb/>
haben sie schon halb gewonnen</hi>.</hi> Ich habe<lb/>
meinem Vorhaben ein Gnügen gethan; denn ich<lb/>
mir vorgenommen zu sagen, wie sich die Got-<lb/>
tesfurcht reime mit einem Regenten, der nach der<lb/>
heutigen statistschen Art sein Regiment führet, und<lb/><hirendition="#i"><hirendition="#g">Ratio Status</hi></hi> wohl beobachten kann. Das habe<lb/>
ich nun gethan, und habe gezeiget, es reime mit<lb/>
solchen Regenten die Gottesfurcht sich nicht an-<lb/>
ders, als so ferne sie ist ein Deckel der fleischli-<lb/>
chen Lüste und Bosheit. Ich will dennoch, den<lb/>
Regenten zu gefallen, dieses hinzuthun, was<lb/>
doch endlich ein solcher Regent wird gewinnen<lb/>
und davon bringen? Kürzlich: Ich besorge, es<lb/>
werde ein strenges Gericht über sie ergehen.<lb/>
Denn dieweil sie andere gerichtet haben, sich<lb/>
aber selbsten nicht haben richten wollen, so wird<lb/>
der höchste Richter aufstehen, und über sie das<lb/>
Gerichte halten. <hirendition="#i"><hirendition="#g">Wem viel vertrauet ist,<lb/>
von dem wird <choice><sic>anch</sic><corr>auch</corr></choice> viel gefordert werden.<lb/>
Wem ist aber mehr vertrauet als Regen-<lb/>
ten</hi>?</hi> So viele Menschen, derer Leib und Seel,<lb/>
deren Haab und Guth, Ehr und Wohlfahrt! Von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[302/0308]
schaffen fromm sey„. Man sehe nur an, was gros-
se Potentaten thun, wenn sie Krieg führen.
Können sie es dahin bringen, daſs die
Welt meine, es gehe die Religion an, so
haben sie schon halb gewonnen. Ich habe
meinem Vorhaben ein Gnügen gethan; denn ich
mir vorgenommen zu sagen, wie sich die Got-
tesfurcht reime mit einem Regenten, der nach der
heutigen statistschen Art sein Regiment führet, und
Ratio Status wohl beobachten kann. Das habe
ich nun gethan, und habe gezeiget, es reime mit
solchen Regenten die Gottesfurcht sich nicht an-
ders, als so ferne sie ist ein Deckel der fleischli-
chen Lüste und Bosheit. Ich will dennoch, den
Regenten zu gefallen, dieses hinzuthun, was
doch endlich ein solcher Regent wird gewinnen
und davon bringen? Kürzlich: Ich besorge, es
werde ein strenges Gericht über sie ergehen.
Denn dieweil sie andere gerichtet haben, sich
aber selbsten nicht haben richten wollen, so wird
der höchste Richter aufstehen, und über sie das
Gerichte halten. Wem viel vertrauet ist,
von dem wird auch viel gefordert werden.
Wem ist aber mehr vertrauet als Regen-
ten? So viele Menschen, derer Leib und Seel,
deren Haab und Guth, Ehr und Wohlfahrt! Von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/308>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.