Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt haben, so hören Sie immer vorher die Beleh- rungen und Urtheile von ihrem Conseil, ehe Sie sich würklich entscheiden". Und am Ende dieser Schrift fügt er bey: "Ich endige mit ei- ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen je geben kann: Lassen Sie sich von nie- mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr; haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei- nen Premier-Minister. Hören Sie, berathen Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber entscheiden Sie selbst. Gott, der Sie zum König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute Absichten haben, auch die benöthigte Einsich- ten geben". Und die noch junge, aber männlich- kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs schrieb selbst im Jahr 1702. *) an ihren Gross- Vater Ludwig XIV. in Frankreich: "Ew. Ma- jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An- sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün- den über den König, Ihren Enkel, haben, dass er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa- gen: Ich will! oder: Ich will nicht! mit Einem Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su-
che".
*)Memoir. de Noailles, T. II. p. 279.
Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt haben, so hören Sie immer vorher die Beleh- rungen und Urtheile von ihrem Conseil, ehe Sie sich würklich entscheiden„. Und am Ende dieser Schrift fügt er bey: „Ich endige mit ei- ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen je geben kann: Lassen Sie sich von nie- mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr; haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei- nen Premier-Minister. Hören Sie, berathen Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber entscheiden Sie selbst. Gott, der Sie zum König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute Absichten haben, auch die benöthigte Einsich- ten geben„. Und die noch junge, aber männlich- kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs schrieb selbst im Jahr 1702. *) an ihren Groſs- Vater Ludwig XIV. in Frankreich: „Ew. Ma- jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An- sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün- den über den König, Ihren Enkel, haben, daſs er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa- gen: Ich will! oder: Ich will nicht! mit Einem Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su-
che„.
*)Memoir. de Noailles, T. II. p. 279.
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Sie mögen aber noch so viele Erfahrung erlangt
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Sie sich würklich entscheiden„. Und am Ende
dieser Schrift fügt er bey: „Ich endige mit ei-
ner der wichtigsten Belehrungen, die ich Ihnen
je geben kann: Lassen Sie sich von nie-
mand beherrschen; seyen Sie selbst Herr;
haben Sie nie weder einen Favoriten noch ei-
nen Premier-Minister. Hören Sie, berathen
Sie sich mit Ihrem geheimen Rath, aber
entscheiden Sie selbst. Gott, der Sie zum
König gemacht, wird Ihnen, so lange Sie gute
Absichten haben, auch die benöthigte Einsich-
ten geben„. Und die noch junge, aber männlich-
kluge erste Gemahlin dieses schwachen Königs
schrieb selbst im Jahr 1702. *) an ihren Groſs-
Vater Ludwig XIV. in Frankreich: „Ew. Ma-
jestät bitte ich unterthänigst, sich alles des An-
sehens zu bedienen, das Sie aus so vielen Grün-
den über den König, Ihren Enkel, haben, daſs
er sich gewöhne, mit einem festen Ton zu sa-
gen: Ich will! oder: Ich will nicht! mit Einem
Wort, dafs er Ihrem Beyspiel nachzufolgen su-
che„.
*) Memoir. de Noailles, T. II. p. 279.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/22>, abgerufen am 23.11.2024.
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