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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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de, überlistende Ketten, Fallstricke und Fäden
bemerken und ergründen sollte. Wie wahr ist,
was in dieser Hinsicht ein redlicher und tief-
blickender Mann einem bekehrten alten Fürsten-
Hasser in den Mund *) gelegt hat.


Mag dann immerhin ein Fürst ganz oder halb
blind seyn, wenn er nur einen guten Führer
hat; mag er immerhin nur die Laterne oder
der Kronleuchter seyn, wenn er nur gute Lich-
ter hat.

Tausendmahl für einmal sind aber die Befehle
der Regenten so geartet, als wenn der Blinde
dem Sehenden vorschreiben wollte, wie er ihn
führen soll? oder wenn der Blinde verlangte,

*) In den Materialien zur Geschichte des Socratismus S. 334.
"Mir dünkte, die Könige und Herrn seyen allerseits
die schlimmsten Gesellen, und ich hielt dafür, es sey
doch gleichwohl nichts leichter, als ein Fürst, und
eben darum der beste Sterbliche zu seyn. Aber die
Augen sind mir geöffnet. Es ist, wie ich nun finde,
unendlich schwerer, ein Fürst und doch gut zu seyn,
als ein Nicht-Fürst und zugleich ein braver Mann.
Dass unsere Fürsten eben darum nicht Tyrannen sind,
weil sie Fürsten sind, ist mir der stärkste Beweis,
dass die meisten unter ihnen die allerbravsten See-
len auf Gottes Erdboden seyn müssen; dann sie haben
doch allerseits mindestens eben so viel Recht und noch
viel leichtere Mittel, als ihre Tadler".

de, überlistende Ketten, Fallstricke und Fäden
bemerken und ergründen sollte. Wie wahr ist,
was in dieser Hinsicht ein redlicher und tief-
blickender Mann einem bekehrten alten Fürsten-
Hasser in den Mund *) gelegt hat.


Mag dann immerhin ein Fürst ganz oder halb
blind seyn, wenn er nur einen guten Führer
hat; mag er immerhin nur die Laterne oder
der Kronleuchter seyn, wenn er nur gute Lich-
ter hat.

Tausendmahl für einmal sind aber die Befehle
der Regenten so geartet, als wenn der Blinde
dem Sehenden vorschreiben wollte, wie er ihn
führen soll? oder wenn der Blinde verlangte,

*) In den Materialien zur Geschichte des Socratismus S. 334.
„Mir dünkte, die Könige und Herrn seyen allerseits
die schlimmsten Gesellen, und ich hielt dafür, es sey
doch gleichwohl nichts leichter, als ein Fürst, und
eben darum der beste Sterbliche zu seyn. Aber die
Augen sind mir geöffnet. Es ist, wie ich nun finde,
unendlich schwerer, ein Fürst und doch gut zu seyn,
als ein Nicht-Fürst und zugleich ein braver Mann.
Daſs unsere Fürsten eben darum nicht Tyrannen sind,
weil sie Fürsten sind, ist mir der stärkste Beweis,
daſs die meisten unter ihnen die allerbravsten See-
len auf Gottes Erdboden seyn müssen; dann sie haben
doch allerseits mindestens eben so viel Recht und noch
viel leichtere Mittel, als ihre Tadler„.
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[12/0018] de, überlistende Ketten, Fallstricke und Fäden bemerken und ergründen sollte. Wie wahr ist, was in dieser Hinsicht ein redlicher und tief- blickender Mann einem bekehrten alten Fürsten- Hasser in den Mund *) gelegt hat. Mag dann immerhin ein Fürst ganz oder halb blind seyn, wenn er nur einen guten Führer hat; mag er immerhin nur die Laterne oder der Kronleuchter seyn, wenn er nur gute Lich- ter hat. Tausendmahl für einmal sind aber die Befehle der Regenten so geartet, als wenn der Blinde dem Sehenden vorschreiben wollte, wie er ihn führen soll? oder wenn der Blinde verlangte, *) In den Materialien zur Geschichte des Socratismus S. 334. „Mir dünkte, die Könige und Herrn seyen allerseits die schlimmsten Gesellen, und ich hielt dafür, es sey doch gleichwohl nichts leichter, als ein Fürst, und eben darum der beste Sterbliche zu seyn. Aber die Augen sind mir geöffnet. Es ist, wie ich nun finde, unendlich schwerer, ein Fürst und doch gut zu seyn, als ein Nicht-Fürst und zugleich ein braver Mann. Daſs unsere Fürsten eben darum nicht Tyrannen sind, weil sie Fürsten sind, ist mir der stärkste Beweis, daſs die meisten unter ihnen die allerbravsten See- len auf Gottes Erdboden seyn müssen; dann sie haben doch allerseits mindestens eben so viel Recht und noch viel leichtere Mittel, als ihre Tadler„.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/18>, abgerufen am 25.11.2024.