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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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Die Frau von Maintenon, die Frau, die so
lange an dem damahls glänzendsten Hof von
Europa lebte, schrieb sogar an ihren Freund,
den Herzog von Noailles *), voll Verwunde-
rung: A propos de tendresse, je ne puis oublier
la scene de Sceaux, ou nos Princes firent eclater
une si touchante les uns pour les autres; quoiqu'il
leur en ait coute, j'en ai ete ravie: Je n'aurois
jamais cru, qu'on paut etre Prince et sen-
sible
.


Das Weiche, Zarte und Empfindsame möchte
endlich noch hingehen; man könnte es ihnen
noch gar schenken, weil ein Fürst neben sei-
ner Herzens-Güte auch fest seyn muss, alle
Festigkeit aber an eine gewisse Härte gränzt,
wenn sie auch nicht so weit reichte, dass er
dadurch in der Geschichte seines Hauses den
Beynahmen: Der Eiserne **), verdiente; doch

*) Den II. Dec. 1700.
**) Wie der alte ehrliche Cyriac Spangenberg in seinem Jag-
Teufel S. 307. von einem unbekannt reisenden und
bey einem Schmied seines Landes einkehrenden Land-
grafen von Hessen erzählt, welcher des Morgens sei-
nem mit einem grossen Hammer das Eisen zusammen
schlagenden Wirth zusahe, als dieser auf einmahl mit
Fluchen sagte: "Werde hart! Wollte Gott, dass der

Die Frau von Maintenon, die Frau, die so
lange an dem damahls glänzendsten Hof von
Europa lebte, schrieb sogar an ihren Freund,
den Herzog von Noailles *), voll Verwunde-
rung: A propos de tendresse, je ne puis oublier
la scene de Sceaux, ou nos Princes firent éclater
une si touchante les uns pour les autres; quoiqu’il
leur en ait couté, j’en ai été ravie: Je n’aurois
jamais cru, qu’on pût être Prince et sen-
sible
.


Das Weiche, Zarte und Empfindsame möchte
endlich noch hingehen; man könnte es ihnen
noch gar schenken, weil ein Fürst neben sei-
ner Herzens-Güte auch fest seyn muſs, alle
Festigkeit aber an eine gewisse Härte gränzt,
wenn sie auch nicht so weit reichte, daſs er
dadurch in der Geschichte seines Hauses den
Beynahmen: Der Eiserne **), verdiente; doch

*) Den II. Dec. 1700.
**) Wie der alte ehrliche Cyriac Spangenberg in seinem Jag-
Teufel S. 307. von einem unbekannt reisenden und
bey einem Schmied seines Landes einkehrenden Land-
grafen von Hessen erzählt, welcher des Morgens sei-
nem mit einem grossen Hammer das Eisen zusammen
schlagenden Wirth zusahe, als dieser auf einmahl mit
Fluchen sagte: „Werde hart! Wollte Gott, daſs der
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[172/0178] Die Frau von Maintenon, die Frau, die so lange an dem damahls glänzendsten Hof von Europa lebte, schrieb sogar an ihren Freund, den Herzog von Noailles *), voll Verwunde- rung: A propos de tendresse, je ne puis oublier la scene de Sceaux, ou nos Princes firent éclater une si touchante les uns pour les autres; quoiqu’il leur en ait couté, j’en ai été ravie: Je n’aurois jamais cru, qu’on pût être Prince et sen- sible. Das Weiche, Zarte und Empfindsame möchte endlich noch hingehen; man könnte es ihnen noch gar schenken, weil ein Fürst neben sei- ner Herzens-Güte auch fest seyn muſs, alle Festigkeit aber an eine gewisse Härte gränzt, wenn sie auch nicht so weit reichte, daſs er dadurch in der Geschichte seines Hauses den Beynahmen: Der Eiserne **), verdiente; doch *) Den II. Dec. 1700. **) Wie der alte ehrliche Cyriac Spangenberg in seinem Jag- Teufel S. 307. von einem unbekannt reisenden und bey einem Schmied seines Landes einkehrenden Land- grafen von Hessen erzählt, welcher des Morgens sei- nem mit einem grossen Hammer das Eisen zusammen schlagenden Wirth zusahe, als dieser auf einmahl mit Fluchen sagte: „Werde hart! Wollte Gott, daſs der

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/178>, abgerufen am 22.11.2024.