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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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de, indem einer ein Koloss von Person und ein
Zwerg von Verstand seyn kann; sondern dass
dadurch wahre und allgemein anerkannte Gei-
stes-Grösse
bezeichnet werden wolle. Da
nun Thatsache ist, dass dergleichen Geistes-
Riesen überhaupt in der Menschheit selten sind,
und jedes Jahrhundert etwann ein Paar derglei-
chen hervorbringt, so ist eine selbstsprechende
Folge, dass man mit dem Beynahmen: Gross,
gegen Könige und Fürsten, zu allen Zeiten viel
zu freygebig gewesen sey.

Grösse und Macht werden oft mit einander
verwechselt. Gross sind alle Könige durch ih-
re Geburt oder Wahl; mächtig aber nur der,
der durch Klugheit seine innere Stärke weislich
zu benutzen weiss. Man kann desswegen gross
seyn, aber nicht mächtig; hingegen kann man
auch zugleich gross und mächtig seyn. In diese
Cathegorie gehört Alexander der Grosse, der
mit einem kleinem Heer andere noch grössere
Könige überwand; Friedrich der Grosse, der
sieben Jahre lang vielen andern mächtigern Kö-
nigen wiederstuhnd, und zulezt doch noch durch
einen rühmlichen Frieden siegte; Gustav Adolf
von Schweden, der mit einer Hand voll Leute

de, indem einer ein Koloſs von Person und ein
Zwerg von Verstand seyn kann; sondern daſs
dadurch wahre und allgemein anerkannte Gei-
stes-Gröſse
bezeichnet werden wolle. Da
nun Thatsache ist, daſs dergleichen Geistes-
Riesen überhaupt in der Menschheit selten sind,
und jedes Jahrhundert etwann ein Paar derglei-
chen hervorbringt, so ist eine selbstsprechende
Folge, daſs man mit dem Beynahmen: Groſs,
gegen Könige und Fürsten, zu allen Zeiten viel
zu freygebig gewesen sey.

Gröſse und Macht werden oft mit einander
verwechselt. Groſs sind alle Könige durch ih-
re Geburt oder Wahl; mächtig aber nur der,
der durch Klugheit seine innere Stärke weislich
zu benutzen weiſs. Man kann deſswegen groſs
seyn, aber nicht mächtig; hingegen kann man
auch zugleich groſs und mächtig seyn. In diese
Cathegorie gehört Alexander der Grosse, der
mit einem kleinem Heer andere noch grössere
Könige überwand; Friedrich der Grosse, der
sieben Jahre lang vielen andern mächtigern Kö-
nigen wiederstuhnd, und zulezt doch noch durch
einen rühmlichen Frieden siegte; Gustav Adolf
von Schweden, der mit einer Hand voll Leute

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[170/0176] de, indem einer ein Koloſs von Person und ein Zwerg von Verstand seyn kann; sondern daſs dadurch wahre und allgemein anerkannte Gei- stes-Gröſse bezeichnet werden wolle. Da nun Thatsache ist, daſs dergleichen Geistes- Riesen überhaupt in der Menschheit selten sind, und jedes Jahrhundert etwann ein Paar derglei- chen hervorbringt, so ist eine selbstsprechende Folge, daſs man mit dem Beynahmen: Groſs, gegen Könige und Fürsten, zu allen Zeiten viel zu freygebig gewesen sey. Gröſse und Macht werden oft mit einander verwechselt. Groſs sind alle Könige durch ih- re Geburt oder Wahl; mächtig aber nur der, der durch Klugheit seine innere Stärke weislich zu benutzen weiſs. Man kann deſswegen groſs seyn, aber nicht mächtig; hingegen kann man auch zugleich groſs und mächtig seyn. In diese Cathegorie gehört Alexander der Grosse, der mit einem kleinem Heer andere noch grössere Könige überwand; Friedrich der Grosse, der sieben Jahre lang vielen andern mächtigern Kö- nigen wiederstuhnd, und zulezt doch noch durch einen rühmlichen Frieden siegte; Gustav Adolf von Schweden, der mit einer Hand voll Leute

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/176>, abgerufen am 22.11.2024.