von Nassau-Weilburg; und noch kurz vor sei- nem Hingang schrieb mir den 17. Jan. 1784. einer seiner vertrautesten und liebsten Diener: "Mein Herr thut und handelt gut, nur allein damit Gutes geschehe; niemand soll weiter da- von sprechen. Er will seine Handlungen ohn- bemerkt belassen wissen, und nie glaubt er, seine Regenten-Pflichten ganz genug zu erfül- len; er ist eben so ungerne gelobt, als geta- delt. Dergleichen köstliche Menschen giebt es freylich wenige auf Gottes Erdboden".
Diese Gesinnung mag auch wohl die Ursa- che seyn, warum in der nach dem Ableben die- ses treflichen Fürsten aus der Feder seines Prä- sidenten, Freiherrn von Bozheim, viele seiner merkwürdigsten Regenten-Thaten nur berührt, nur angedeutet, nicht detaillirt worden, wie der Wunsch Vieler war, und noch ist.
Das beste und schönste Lob eines Königs und Fürsten ist der Anblick seines wohl gebauten und bevölkerten Landes, und wohl genährten, vergnügten, zufriedenen und frölichen Volks.
Ich bat einst einen grossen Menschenken- ner, mir eine Schilderung von seinem Fürsten zu entwerfen: "Er ist nicht so schlecht", war
(II. Band.) I
von Nassau-Weilburg; und noch kurz vor sei- nem Hingang schrieb mir den 17. Jan. 1784. einer seiner vertrautesten und liebsten Diener: „Mein Herr thut und handelt gut, nur allein damit Gutes geschehe; niemand soll weiter da- von sprechen. Er will seine Handlungen ohn- bemerkt belassen wissen, und nie glaubt er, seine Regenten-Pflichten ganz genug zu erfül- len; er ist eben so ungerne gelobt, als geta- delt. Dergleichen köstliche Menschen giebt es freylich wenige auf Gottes Erdboden„.
Diese Gesinnung mag auch wohl die Ursa- che seyn, warum in der nach dem Ableben die- ses treflichen Fürsten aus der Feder seines Prä- sidenten, Freiherrn von Bozheim, viele seiner merkwürdigsten Regenten-Thaten nur berührt, nur angedeutet, nicht detaillirt worden, wie der Wunsch Vieler war, und noch ist.
Das beste und schönste Lob eines Königs und Fürsten ist der Anblick seines wohl gebauten und bevölkerten Landes, und wohl genährten, vergnügten, zufriedenen und frölichen Volks.
Ich bat einst einen groſsen Menschenken- ner, mir eine Schilderung von seinem Fürsten zu entwerfen: „Er ist nicht so schlecht„, war
(II. Band.) I
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von Nassau-Weilburg; und noch kurz vor sei-
nem Hingang schrieb mir den 17. Jan. 1784.
einer seiner vertrautesten und liebsten Diener:
„Mein Herr thut und handelt gut, nur allein
damit Gutes geschehe; niemand soll weiter da-
von sprechen. Er will seine Handlungen ohn-
bemerkt belassen wissen, und nie glaubt er,
seine Regenten-Pflichten ganz genug zu erfül-
len; er ist eben so ungerne gelobt, als geta-
delt. Dergleichen köstliche Menschen giebt es
freylich wenige auf Gottes Erdboden„.
Diese Gesinnung mag auch wohl die Ursa-
che seyn, warum in der nach dem Ableben die-
ses treflichen Fürsten aus der Feder seines Prä-
sidenten, Freiherrn von Bozheim, viele seiner
merkwürdigsten Regenten-Thaten nur berührt,
nur angedeutet, nicht detaillirt worden, wie
der Wunsch Vieler war, und noch ist.
Das beste und schönste Lob eines Königs und
Fürsten ist der Anblick seines wohl gebauten
und bevölkerten Landes, und wohl genährten,
vergnügten, zufriedenen und frölichen Volks.
Ich bat einst einen groſsen Menschenken-
ner, mir eine Schilderung von seinem Fürsten
zu entwerfen: „Er ist nicht so schlecht„, war
(II. Band.) I
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/135>, abgerufen am 22.11.2024.
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