Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

gleichwohl zum schuldigen Gehorsam gegen
ihre Obrigkeit anweisen wolle."

Geschieht das am grünen Holz, was wills am
dürren werden!


Wie mächtig Religions-Systeme und deren
verschiedene Grundsätze auf Verstand und Wil-
len eines jeden Menschen, insbesondere auf
Glauben und Aberglauben ganzer Völker, auf
deren Ueberzeugung, Anhänglichkeit und Ge-
horsam gegen das als Wahrheit erkannte und
geglaubte würken, davon zeugt die Geschichte
aller religiosen Parthien, Secten Gesellschaf-
ten, und aller einzelen Bekenner, Märtyrer,
Schwärmer, Phantasten, Enthusiasten, und wie
man sie nennen möchte, welche weder Schei-
terhaufen, Schwerdt, Strick, Galeeren, Verfol-
gungen, Dragonaden, die drohendeste Befehle,
Verlust ihres Vermögens und ganzen zeitlichen
Glücks, noch glänzende Aussichten, Schmei-
cheleien, Versprechungen, Bitten vermögen
konnten, ihren Glauben, Meinungen und Vor-
urtheilen, was es nun bey einem jeden war, zu
entsagen. Ich berühre diesen Punct nur um
des allgemeinen Zusammenhangs willen, da e[r]

gleichwohl zum schuldigen Gehorsam gegen
ihre Obrigkeit anweisen wolle.„

Geschieht das am grünen Holz, was wills am
dürren werden!


Wie mächtig Religions-Systeme und deren
verschiedene Grundsätze auf Verstand und Wil-
len eines jeden Menschen, insbesondere auf
Glauben und Aberglauben ganzer Völker, auf
deren Ueberzeugung, Anhänglichkeit und Ge-
horsam gegen das als Wahrheit erkannte und
geglaubte würken, davon zeugt die Geschichte
aller religiosen Parthien, Secten Gesellschaf-
ten, und aller einzelen Bekenner, Märtyrer,
Schwärmer, Phantasten, Enthusiasten, und wie
man sie nennen möchte, welche weder Schei-
terhaufen, Schwerdt, Strick, Galeeren, Verfol-
gungen, Dragonaden, die drohendeste Befehle,
Verlust ihres Vermögens und ganzen zeitlichen
Glücks, noch glänzende Aussichten, Schmei-
cheleien, Versprechungen, Bitten vermögen
konnten, ihren Glauben, Meinungen und Vor-
urtheilen, was es nun bey einem jeden war, zu
entsagen. Ich berühre diesen Punct nur um
des allgemeinen Zusammenhangs willen, da e[r]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0085" n="79"/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">gleichwohl</hi></hi> zum schuldigen <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Gehorsam</hi></hi> gegen<lb/>
ihre Obrigkeit anweisen wolle.&#x201E;</p><lb/>
          <p>Geschieht das am grünen Holz, was wills am<lb/>
dürren werden!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Wie mächtig <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Religions-Systeme</hi></hi> und deren<lb/>
verschiedene Grundsätze auf Verstand und Wil-<lb/>
len eines jeden Menschen, insbesondere auf<lb/>
Glauben und Aberglauben ganzer Völker, auf<lb/>
deren Ueberzeugung, Anhänglichkeit und Ge-<lb/>
horsam gegen das als Wahrheit erkannte und<lb/>
geglaubte würken, davon zeugt die Geschichte<lb/>
aller religiosen Parthien, Secten Gesellschaf-<lb/>
ten, <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> aller einzelen Bekenner, Märtyrer,<lb/>
Schwärmer, Phantasten, Enthusiasten, und wie<lb/>
man sie nennen möchte, welche weder Schei-<lb/>
terhaufen, Schwerdt, Strick, Galeeren, Verfol-<lb/>
gungen, Dragonaden, die drohendeste Befehle,<lb/>
Verlust ihres Vermögens und ganzen zeitlichen<lb/>
Glücks, noch glänzende Aussichten, Schmei-<lb/>
cheleien, Versprechungen, Bitten vermögen<lb/>
konnten, ihren Glauben, Meinungen und Vor-<lb/>
urtheilen, was es nun bey einem jeden war, zu<lb/>
entsagen. Ich berühre diesen Punct nur um<lb/>
des allgemeinen Zusammenhangs willen, da e<supplied>r</supplied><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0085] gleichwohl zum schuldigen Gehorsam gegen ihre Obrigkeit anweisen wolle.„ Geschieht das am grünen Holz, was wills am dürren werden! Wie mächtig Religions-Systeme und deren verschiedene Grundsätze auf Verstand und Wil- len eines jeden Menschen, insbesondere auf Glauben und Aberglauben ganzer Völker, auf deren Ueberzeugung, Anhänglichkeit und Ge- horsam gegen das als Wahrheit erkannte und geglaubte würken, davon zeugt die Geschichte aller religiosen Parthien, Secten Gesellschaf- ten, und aller einzelen Bekenner, Märtyrer, Schwärmer, Phantasten, Enthusiasten, und wie man sie nennen möchte, welche weder Schei- terhaufen, Schwerdt, Strick, Galeeren, Verfol- gungen, Dragonaden, die drohendeste Befehle, Verlust ihres Vermögens und ganzen zeitlichen Glücks, noch glänzende Aussichten, Schmei- cheleien, Versprechungen, Bitten vermögen konnten, ihren Glauben, Meinungen und Vor- urtheilen, was es nun bey einem jeden war, zu entsagen. Ich berühre diesen Punct nur um des allgemeinen Zusammenhangs willen, da er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/85
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/85>, abgerufen am 22.11.2024.