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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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Mit Recht erwiederte aber Jacobi auf obige
Gäuls-Philosophie: "Wie sollten die Pferde
Eins aus ihrer Mitte je zu ihrem Reuter machen
können, der ihnen Zaum und Gebiss anlegte,
und sie lehrte, den Sporn zu ertragen? Aber
wir sind nicht, wie Thier und Mensch -- son-
dern (als Menschen) nur nach Graden von
einander unterschieden."

Im Jahr 1785. trat ein anderer tiefdenkender
Weiser, Herder, auf, der seinen Unglauben
an das Recht, von Geburts wegen zu herrschen,
laut und freymüthig bekannte *); zugleich aber
der Wielandischen Meinung von dem Recht
des Stärkern auf eine deutlicher bestimmte Weise
sich näherte, da er die Chimäre von dem still-
schweigenden Contract zwischen den Herrschern
und ihrem Volk, in die sich so manche Gelehrte
geträumt und vergafft hatten, in die einfache
und anschauliche Wahrheit auflöste: Dass der

*) Die Natur theilet ihre edelsten Gaben nicht familienwei-
se aus, und das Recht des Blutes, nach welchem ein
Ungebohrner über den andern Ungebohrnen, wenn bey-
de erst gebohren seyn werden, durchs Recht der
Geburt
zu herrschen das Recht habe, ist für mich eine
der dunkelsten Formeln der menschlichen Sprache.
Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der
Menschheit. II. B. S. 252.

Mit Recht erwiederte aber Jacobi auf obige
Gäuls-Philosophie: „Wie sollten die Pferde
Eins aus ihrer Mitte je zu ihrem Reuter machen
können, der ihnen Zaum und Gebiſs anlegte,
und sie lehrte, den Sporn zu ertragen? Aber
wir sind nicht, wie Thier und Mensch — son-
dern (als Menschen) nur nach Graden von
einander unterschieden.„

Im Jahr 1785. trat ein anderer tiefdenkender
Weiser, Herder, auf, der seinen Unglauben
an das Recht, von Geburts wegen zu herrschen,
laut und freymüthig bekannte *); zugleich aber
der Wielandischen Meinung von dem Recht
des Stärkern auf eine deutlicher bestimmte Weise
sich näherte, da er die Chimäre von dem still-
schweigenden Contract zwischen den Herrschern
und ihrem Volk, in die sich so manche Gelehrte
geträumt und vergafft hatten, in die einfache
und anschauliche Wahrheit auflöste: Daſs der

*) Die Natur theilet ihre edelsten Gaben nicht familienwei-
se aus, und das Recht des Blutes, nach welchem ein
Ungebohrner über den andern Ungebohrnen, wenn bey-
de erst gebohren seyn werden, durchs Recht der
Geburt
zu herrschen das Recht habe, ist für mich eine
der dunkelsten Formeln der menschlichen Sprache.
Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der
Menschheit. II. B. S. 252.
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[52/0058] Mit Recht erwiederte aber Jacobi auf obige Gäuls-Philosophie: „Wie sollten die Pferde Eins aus ihrer Mitte je zu ihrem Reuter machen können, der ihnen Zaum und Gebiſs anlegte, und sie lehrte, den Sporn zu ertragen? Aber wir sind nicht, wie Thier und Mensch — son- dern (als Menschen) nur nach Graden von einander unterschieden.„ Im Jahr 1785. trat ein anderer tiefdenkender Weiser, Herder, auf, der seinen Unglauben an das Recht, von Geburts wegen zu herrschen, laut und freymüthig bekannte *); zugleich aber der Wielandischen Meinung von dem Recht des Stärkern auf eine deutlicher bestimmte Weise sich näherte, da er die Chimäre von dem still- schweigenden Contract zwischen den Herrschern und ihrem Volk, in die sich so manche Gelehrte geträumt und vergafft hatten, in die einfache und anschauliche Wahrheit auflöste: Daſs der *) Die Natur theilet ihre edelsten Gaben nicht familienwei- se aus, und das Recht des Blutes, nach welchem ein Ungebohrner über den andern Ungebohrnen, wenn bey- de erst gebohren seyn werden, durchs Recht der Geburt zu herrschen das Recht habe, ist für mich eine der dunkelsten Formeln der menschlichen Sprache. Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. II. B. S. 252.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/58>, abgerufen am 23.11.2024.