schaft der Höfe auf ganze Budels-Familien, die sich, ohne alles persönliche Verdienst und Würdigkeit, von Urvater, Gross-Vater, Vater und Sohn bis auf die Kinder und Enkel hinaus, durch blosses Kriechen, Aufwarten, Pfote ge- ben, Laternen tragen, Ja sagen, sich zu allem gebrauchen lassen, angebauet, erhalten, ge- wurzelt und vermehret haben. Da diese Art von Dienst an kleinen Höfen die gewöhnlich- ste, angenehmste und unentbehrlichste ist, so trift man auch an denselben diese menschliche Budels am häufigsten an, und wer mitessen, wer unter ihnen gedeihen will, muss entweder selbst von Budel-Art seyn oder in eine Budel- Familie heurathen.
Es giebt Haus-Thiere, die sich zähmen, ab- richten, unterrichten lassen, die in eine Art von vertraulicher Gesellschaft mit ihrem Füh- rer, Pfleger und Wohlthäter treten, seine Lau- nen, Härte, sogar Misshandlungen erdulden, so wie sie empfindlich und erkenntlich gegen seine Sorgfalt, Freundlichkeit und Schmeiche- leyen sind, so der Elephant, das Cameel, die Philosophen unter den Thieren, ein edles Ross, ein treuer Hund u. s. w.
schaft der Höfe auf ganze Budels-Familien, die sich, ohne alles persönliche Verdienst und Würdigkeit, von Urvater, Groſs-Vater, Vater und Sohn bis auf die Kinder und Enkel hinaus, durch bloſses Kriechen, Aufwarten, Pfote ge- ben, Laternen tragen, Ja sagen, sich zu allem gebrauchen lassen, angebauet, erhalten, ge- wurzelt und vermehret haben. Da diese Art von Dienst an kleinen Höfen die gewöhnlich- ste, angenehmste und unentbehrlichste ist, so trift man auch an denselben diese menschliche Budels am häufigsten an, und wer mitessen, wer unter ihnen gedeihen will, muſs entweder selbst von Budel-Art seyn oder in eine Budel- Familie heurathen.
Es giebt Haus-Thiere, die sich zähmen, ab- richten, unterrichten lassen, die in eine Art von vertraulicher Gesellschaft mit ihrem Füh- rer, Pfleger und Wohlthäter treten, seine Lau- nen, Härte, sogar Miſshandlungen erdulden, so wie sie empfindlich und erkenntlich gegen seine Sorgfalt, Freundlichkeit und Schmeiche- leyen sind, so der Elephant, das Cameel, die Philosophen unter den Thieren, ein edles Roſs, ein treuer Hund u. s. w.
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schaft der Höfe auf ganze Budels-Familien,
die sich, ohne alles persönliche Verdienst und
Würdigkeit, von Urvater, Groſs-Vater, Vater
und Sohn bis auf die Kinder und Enkel hinaus,
durch bloſses Kriechen, Aufwarten, Pfote ge-
ben, Laternen tragen, Ja sagen, sich zu allem
gebrauchen lassen, angebauet, erhalten, ge-
wurzelt und vermehret haben. Da diese Art
von Dienst an kleinen Höfen die gewöhnlich-
ste, angenehmste und unentbehrlichste ist, so
trift man auch an denselben diese menschliche
Budels am häufigsten an, und wer mitessen,
wer unter ihnen gedeihen will, muſs entweder
selbst von Budel-Art seyn oder in eine Budel-
Familie heurathen.
Es giebt Haus-Thiere, die sich zähmen, ab-
richten, unterrichten lassen, die in eine Art
von vertraulicher Gesellschaft mit ihrem Füh-
rer, Pfleger und Wohlthäter treten, seine Lau-
nen, Härte, sogar Miſshandlungen erdulden,
so wie sie empfindlich und erkenntlich gegen
seine Sorgfalt, Freundlichkeit und Schmeiche-
leyen sind, so der Elephant, das Cameel, die
Philosophen unter den Thieren, ein edles Roſs,
ein treuer Hund u. s. w.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/45>, abgerufen am 16.02.2025.
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