Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.Alle diese Hüter und Priester der Gesetze Alle diese Erörterungen, wo der Monarch, Sie werden unter sich zanken, und keins kann Alle diese Hüter und Priester der Gesetze Alle diese Erörterungen, wo der Monarch, Sie werden unter sich zanken, und keins kann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0032" n="26"/> <p>Alle diese Hüter und Priester der Gesetze<lb/> sind aber keine Engel; eben wohl Menschen,<lb/> schwach, oft am schwächsten, wann und wo<lb/> sie am ersten Stärke beweisen sollten. Und wie<lb/> beym einzelnen Menschen zuweilen der Wille<lb/> mit dem Verstand davon läuft, von ihm ver-<lb/> führt und bethöret wird; wie der Vormünder<lb/> zuweilen zu gutherzig, zu nachgebend, und<lb/> sein Pupill desto frecher, kühner, schlauer und<lb/> zudringlicher ist, so auch hier. Doch auch so,<lb/> wie es ist, bey allen Mängeln, Unvollkommen-<lb/> heiten, ist’s noch immer besser, als wenns gar<lb/> nicht wäre.</p><lb/> <p>Alle diese Erörterungen, wo der Monarch,<lb/> Fürst, Herr auf der einen, und sein Reich,<lb/> Volk, Land auf der andern Seite steht, gehören<lb/> vor die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hobbes, Miltons, Sacheverels,<lb/> Linguets</hi>,</hi> und die Sprecher der <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Wighs</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Torys</hi></hi> der Menschheit.</p><lb/> <p>Sie werden unter sich zanken, und keins kann<lb/> entscheiden; das Volk wird seufzen, murren<lb/> und gehorchen; wer die Hand auf dem Beutel<lb/> hat, hat auch den richtigsten Verstand, und<lb/> wer die meisten Soldaten halten <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">kann</hi>, <hi rendition="#g">darf</hi></hi><lb/> wollen, was er will. Bald ist’s das Volk, bald<lb/> der Herr, so das eine, aber nicht das andere,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0032]
Alle diese Hüter und Priester der Gesetze
sind aber keine Engel; eben wohl Menschen,
schwach, oft am schwächsten, wann und wo
sie am ersten Stärke beweisen sollten. Und wie
beym einzelnen Menschen zuweilen der Wille
mit dem Verstand davon läuft, von ihm ver-
führt und bethöret wird; wie der Vormünder
zuweilen zu gutherzig, zu nachgebend, und
sein Pupill desto frecher, kühner, schlauer und
zudringlicher ist, so auch hier. Doch auch so,
wie es ist, bey allen Mängeln, Unvollkommen-
heiten, ist’s noch immer besser, als wenns gar
nicht wäre.
Alle diese Erörterungen, wo der Monarch,
Fürst, Herr auf der einen, und sein Reich,
Volk, Land auf der andern Seite steht, gehören
vor die Hobbes, Miltons, Sacheverels,
Linguets, und die Sprecher der Wighs und
Torys der Menschheit.
Sie werden unter sich zanken, und keins kann
entscheiden; das Volk wird seufzen, murren
und gehorchen; wer die Hand auf dem Beutel
hat, hat auch den richtigsten Verstand, und
wer die meisten Soldaten halten kann, darf
wollen, was er will. Bald ist’s das Volk, bald
der Herr, so das eine, aber nicht das andere,
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