lich, seinen guten Herrn überleben zu müssen. Auch von diesen Zügen findet man noch, in grössern und kleinern Beyspielen neuerer Zei- ten, jedoch je länger je seltener, hie und da Aehn- lichkeiten; und glücklich ist der Fürst, das Land und der Diener, wo es sich, wann es auch nur in leichten Umrissen und sanften Schattierungen wäre, noch also findet.
Der sogenannte dreyssigjährige Krieg und die damit verbundene über ganz Deutschland aus- gebreitete Unruhen; der darauf erfolgte, die Souverainetät der Deutschen Reichs-Stände gründende Westphälische Friede, und endlich die Errichtung der stehenden Heere und das Soldatiziren der meisten Fürsten, gaben der Sa- che ganz eine andere Richt- und Wendung. Die Nachahmung der französischen Formen vollen- dete endlich die neue Schöpfung; jeder Regent wollte, so weit ers vermochte, wenigstens im Kleinen, ein Ludwig XIV. seyn: Die Distanz zwischen ihm und seinen Dienern wurde im- mer weiter gespannt; wenn er auch nicht den Monarchen spielen konnte so stellte er doch den Potentaten vor, und zur Dankbarkeit wurden
lich, seinen guten Herrn überleben zu müssen. Auch von diesen Zügen findet man noch, in gröſsern und kleinern Beyspielen neuerer Zei- ten, jedoch je länger je seltener, hie und da Aehn- lichkeiten; und glücklich ist der Fürst, das Land und der Diener, wo es sich, wann es auch nur in leichten Umrissen und sanften Schattierungen wäre, noch also findet.
Der sogenannte dreyssigjährige Krieg und die damit verbundene über ganz Deutschland aus- gebreitete Unruhen; der darauf erfolgte, die Souverainetät der Deutschen Reichs-Stände gründende Westphälische Friede, und endlich die Errichtung der stehenden Heere und das Soldatiziren der meisten Fürsten, gaben der Sa- che ganz eine andere Richt- und Wendung. Die Nachahmung der französischen Formen vollen- dete endlich die neue Schöpfung; jeder Regent wollte, so weit ers vermochte, wenigstens im Kleinen, ein Ludwig XIV. seyn: Die Distanz zwischen ihm und seinen Dienern wurde im- mer weiter gespannt; wenn er auch nicht den Monarchen spielen konnte so stellte er doch den Potentaten vor, und zur Dankbarkeit wurden
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lich, seinen guten Herrn überleben zu müssen.
Auch von diesen Zügen findet man noch, in
gröſsern und kleinern Beyspielen neuerer Zei-
ten, jedoch je länger je seltener, hie und da Aehn-
lichkeiten; und glücklich ist der Fürst, das Land
und der Diener, wo es sich, wann es auch nur
in leichten Umrissen und sanften Schattierungen
wäre, noch also findet.
Der sogenannte dreyssigjährige Krieg und die
damit verbundene über ganz Deutschland aus-
gebreitete Unruhen; der darauf erfolgte, die
Souverainetät der Deutschen Reichs-Stände
gründende Westphälische Friede, und endlich
die Errichtung der stehenden Heere und das
Soldatiziren der meisten Fürsten, gaben der Sa-
che ganz eine andere Richt- und Wendung. Die
Nachahmung der französischen Formen vollen-
dete endlich die neue Schöpfung; jeder Regent
wollte, so weit ers vermochte, wenigstens im
Kleinen, ein Ludwig XIV. seyn: Die Distanz
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mer weiter gespannt; wenn er auch nicht den
Monarchen spielen konnte so stellte er doch den
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/219>, abgerufen am 23.11.2024.
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