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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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Herr dankt seines Vorfahren Jäger ab, deren
jeder Berg im Land seinen eigenen hat, und
hält dafür um so mehr Soldaten, weil diese in
seinem Sinn eigentlich den Fürsten machen.
Der eine lässt alle Schlösser seiner Voreltern
zusammenfallen und verwendet die Baukosten
auf Bibliotheken, Kunst- und Naturalien-Cabi-
nete, englische Gärten u. d. g. So lange es
nicht geht, wie bey Graf Friedrich Casimirn
in Hanau, der Dörfer und Aemter in Deutsch-
land verkaufte und versezte, um Nürnberger-
Spielsachen dafür zu kaufen, so kann sich der
redliche Diener noch damit trösten, dass das
verwendete Geld doch immer, es seye nun
auf diese oder eine andere Art, im Umlauf des
Landes bleibt und so gemeinnüzig angelegt wird.

Die einige passionirte Jagdlust und der damit
verbundene Wild-Schaden ist es, der einem
Land keinen Nutzen bringt und den Untertha-
nen seufzen macht; über Bau-Geist und Bau-
Lust eines Fürsten habe ich in keinem Land
Seufzer gehört, als in dem einigen, wo die
Handwerksleute, bey erschöpfter Casse des Lan-
desherrn, durch fünfzig Prügel gezwungen wur-
den, auf ihren Privat-Credit, ohne Zahlung
und Hofnung dazu, gleichwohl fortzuarbeiten

Herr dankt seines Vorfahren Jäger ab, deren
jeder Berg im Land seinen eigenen hat, und
hält dafür um so mehr Soldaten, weil diese in
seinem Sinn eigentlich den Fürsten machen.
Der eine läſst alle Schlösser seiner Voreltern
zusammenfallen und verwendet die Baukosten
auf Bibliotheken, Kunst- und Naturalien-Cabi-
nete, englische Gärten u. d. g. So lange es
nicht geht, wie bey Graf Friedrich Casimirn
in Hanau, der Dörfer und Aemter in Deutsch-
land verkaufte und versezte, um Nürnberger-
Spielsachen dafür zu kaufen, so kann sich der
redliche Diener noch damit trösten, daſs das
verwendete Geld doch immer, es seye nun
auf diese oder eine andere Art, im Umlauf des
Landes bleibt und so gemeinnüzig angelegt wird.

Die einige passionirte Jagdlust und der damit
verbundene Wild-Schaden ist es, der einem
Land keinen Nutzen bringt und den Untertha-
nen seufzen macht; über Bau-Geist und Bau-
Lust eines Fürsten habe ich in keinem Land
Seufzer gehört, als in dem einigen, wo die
Handwerksleute, bey erschöpfter Casse des Lan-
desherrn, durch fünfzig Prügel gezwungen wur-
den, auf ihren Privat-Credit, ohne Zahlung
und Hofnung dazu, gleichwohl fortzuarbeiten

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[170/0176] Herr dankt seines Vorfahren Jäger ab, deren jeder Berg im Land seinen eigenen hat, und hält dafür um so mehr Soldaten, weil diese in seinem Sinn eigentlich den Fürsten machen. Der eine läſst alle Schlösser seiner Voreltern zusammenfallen und verwendet die Baukosten auf Bibliotheken, Kunst- und Naturalien-Cabi- nete, englische Gärten u. d. g. So lange es nicht geht, wie bey Graf Friedrich Casimirn in Hanau, der Dörfer und Aemter in Deutsch- land verkaufte und versezte, um Nürnberger- Spielsachen dafür zu kaufen, so kann sich der redliche Diener noch damit trösten, daſs das verwendete Geld doch immer, es seye nun auf diese oder eine andere Art, im Umlauf des Landes bleibt und so gemeinnüzig angelegt wird. Die einige passionirte Jagdlust und der damit verbundene Wild-Schaden ist es, der einem Land keinen Nutzen bringt und den Untertha- nen seufzen macht; über Bau-Geist und Bau- Lust eines Fürsten habe ich in keinem Land Seufzer gehört, als in dem einigen, wo die Handwerksleute, bey erschöpfter Casse des Lan- desherrn, durch fünfzig Prügel gezwungen wur- den, auf ihren Privat-Credit, ohne Zahlung und Hofnung dazu, gleichwohl fortzuarbeiten

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/176>, abgerufen am 22.11.2024.