sten Fehler machen". Diss war nun freilich ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es ist auch kein Zweifel, dass die Cammerdiener Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige. Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer- den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig- stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch um so gewisser einträglichen Posten zu erhal- ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh- re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet, abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade dagegen. -- Der Herzog von St. Simon sagt hierüber in seinen Denkschriften: *) "Er be- handelte seine Bediente gut, sonderlich seine Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm- sten, theilte er sich am vertraulichsten und of- fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Hass hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele- genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen. Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas- senen der Römischen Kaiser gleich, denen der Staat und die Grossen hofirten. Sie wurden
*) I. B. S. 30.
sten Fehler machen„. Diſs war nun freilich ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es ist auch kein Zweifel, daſs die Cammerdiener Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige. Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer- den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig- stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch um so gewisser einträglichen Posten zu erhal- ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh- re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet, abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade dagegen. — Der Herzog von St. Simon sagt hierüber in seinen Denkschriften: *) „Er be- handelte seine Bediente gut, sonderlich seine Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm- sten, theilte er sich am vertraulichsten und of- fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Haſs hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele- genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen. Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas- senen der Römischen Kaiser gleich, denen der Staat und die Groſsen hofirten. Sie wurden
*) I. B. S. 30.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0152"n="146"/>
sten Fehler machen„. Diſs war nun freilich<lb/>
ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es<lb/>
ist auch kein Zweifel, daſs die Cammerdiener<lb/>
Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige.<lb/>
Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer-<lb/>
den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig-<lb/>
stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle<lb/>
Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich<lb/>
in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch<lb/>
um so gewisser einträglichen Posten zu erhal-<lb/>
ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh-<lb/>
re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet,<lb/>
abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade<lb/>
dagegen. — Der Herzog von St. Simon sagt<lb/>
hierüber in seinen Denkschriften: <noteplace="foot"n="*)">I. B. S. 30.</note>„Er be-<lb/>
handelte seine Bediente gut, sonderlich seine<lb/>
Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm-<lb/>
sten, theilte er sich am vertraulichsten und of-<lb/>
fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Haſs<lb/>
hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele-<lb/>
genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen.<lb/>
Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas-<lb/>
senen der Römischen Kaiser gleich, denen der<lb/>
Staat und die Groſsen hofirten. Sie wurden<lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0152]
sten Fehler machen„. Diſs war nun freilich
ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es
ist auch kein Zweifel, daſs die Cammerdiener
Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige.
Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer-
den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig-
stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle
Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich
in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch
um so gewisser einträglichen Posten zu erhal-
ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh-
re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet,
abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade
dagegen. — Der Herzog von St. Simon sagt
hierüber in seinen Denkschriften: *) „Er be-
handelte seine Bediente gut, sonderlich seine
Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm-
sten, theilte er sich am vertraulichsten und of-
fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Haſs
hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele-
genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen.
Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas-
senen der Römischen Kaiser gleich, denen der
Staat und die Groſsen hofirten. Sie wurden
*) I. B. S. 30.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/152>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.