der Einsicht, Redlichkeit und unerschütterlichen Muths, als la Porte, der Cammerdiener des jungen Königs Ludwigs XIV. in Frankreich war, welche schätzbare Person kann er vor seinen Herrn, dessen Haus und ganzen Staat werden? Wie ehrwürdig und gesegnet kann er seinen Dienst zum Trost, Unterstützung und Rettung ganzer Familien, und vieler einzelnen würdigen Menschen machen? Wie kann er, zumahlen bey hitzigen feurigen Herrn, oft durch blosses Stillschweigen oder eine zu rechter Zeit angebrachte Rede nützen? Wie wahr ist es, dass in manchem Cammerdiener eine Kö- nigs-Seele wohnt, dessen Herr, wenn es nach Verdienst gienge, nicht werth wäre, ihm die Schuhriemen aufzulösen? Welche Summe von Unheil für die Person eines Herrn, dessen Haus und Land, datirt sich aber auch in seinen ersten Anfängen von den Verführungen, Insinuationen und Eingebungen eines solchen Augendieners? Wie viele Schurken sind schon durch sie geho- ben, wie mancher redliche Mann durch sie gestürzt worden? Und wie gerecht ist, wenn der Graf von Bar*) darüber seufzet:
Puis-
*)Epitres diverses.
der Einsicht, Redlichkeit und unerschütterlichen Muths, als la Porte, der Cammerdiener des jungen Königs Ludwigs XIV. in Frankreich war, welche schätzbare Person kann er vor seinen Herrn, dessen Haus und ganzen Staat werden? Wie ehrwürdig und gesegnet kann er seinen Dienst zum Trost, Unterstützung und Rettung ganzer Familien, und vieler einzelnen würdigen Menschen machen? Wie kann er, zumahlen bey hitzigen feurigen Herrn, oft durch bloſses Stillschweigen oder eine zu rechter Zeit angebrachte Rede nützen? Wie wahr ist es, daſs in manchem Cammerdiener eine Kö- nigs-Seele wohnt, dessen Herr, wenn es nach Verdienst gienge, nicht werth wäre, ihm die Schuhriemen aufzulösen? Welche Summe von Unheil für die Person eines Herrn, dessen Haus und Land, datirt sich aber auch in seinen ersten Anfängen von den Verführungen, Insinuationen und Eingebungen eines solchen Augendieners? Wie viele Schurken sind schon durch sie geho- ben, wie mancher redliche Mann durch sie gestürzt worden? Und wie gerecht ist, wenn der Graf von Bar*) darüber seufzet:
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*)Epitres diverses.
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der Einsicht, Redlichkeit und unerschütterlichen
Muths, als la Porte, der Cammerdiener des
jungen Königs Ludwigs XIV. in Frankreich
war, welche schätzbare Person kann er vor
seinen Herrn, dessen Haus und ganzen Staat
werden? Wie ehrwürdig und gesegnet kann
er seinen Dienst zum Trost, Unterstützung und
Rettung ganzer Familien, und vieler einzelnen
würdigen Menschen machen? Wie kann er,
zumahlen bey hitzigen feurigen Herrn, oft durch
bloſses Stillschweigen oder eine zu rechter
Zeit angebrachte Rede nützen? Wie wahr ist
es, daſs in manchem Cammerdiener eine Kö-
nigs-Seele wohnt, dessen Herr, wenn es nach
Verdienst gienge, nicht werth wäre, ihm die
Schuhriemen aufzulösen? Welche Summe von
Unheil für die Person eines Herrn, dessen Haus
und Land, datirt sich aber auch in seinen ersten
Anfängen von den Verführungen, Insinuationen
und Eingebungen eines solchen Augendieners?
Wie viele Schurken sind schon durch sie geho-
ben, wie mancher redliche Mann durch sie
gestürzt worden? Und wie gerecht ist, wenn
der Graf von Bar *) darüber seufzet:
Puis-
*) Epitres diverses.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/150>, abgerufen am 22.07.2024.
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