Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.Gott habe die Masse, woraus er die Menschen Der erste Grund, warum es so und nicht an- "Bey einem Fürsten", schriebe selbst ein Kö- Gott habe die Masse, woraus er die Menschen Der erste Grund, warum es so und nicht an- „Bey einem Fürsten„, schriebe selbst ein Kö- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="133"/> Gott habe die Masse, woraus er die Menschen<lb/> erschaffen, in zwey Theile getheilt, und aus<lb/> dem einen die Prinzen, aus dem andern die<lb/> Lakayen gemacht. So scheint es auch in der<lb/> That zu seyn. In wie manchem gemeinen Mann<lb/> wohnt eine Königs-Seele, und wie mancher<lb/> Fürst würde kaum einen leidlichen Lakayen<lb/> vorstellen, oder doch die Livree ihm besser zu<lb/> Gesicht stehen, als ein Fürsten-Hut?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Der erste Grund, warum es so und nicht an-<lb/> ders ist, haftet nun freylich in der <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Erblichkeit</hi></hi><lb/> der Reiche und Länder bey solchen Familien,<lb/> deren Stamm-Väter die Macht oder Kunst ge-<lb/> habt haben, sich deren Besitz zu verschaffen.<lb/> So lange die Völker sich ihre Herrscher und<lb/> Häupter selbst wählen konnten, oder wo sie<lb/> solches noch können, trift man nicht allemal<lb/> just den würdigsten und tüchtigsten, aber doch<lb/> auch nicht den kundbar schlechtesten.</p><lb/> <p>„Bey einem Fürsten„, schriebe selbst ein Kö-<lb/> nig, Friedrich der Groſse, im Jahr 1764. an den<lb/> damals neuerwählten König Stanislaus Augustus<lb/> in Pohlen, „der für den Thron gebohren ist,<lb/> nimmt man es nicht so genau; man ist zufrie-<lb/> den, wenn er die gewöhnliche Naturgaben be-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0139]
Gott habe die Masse, woraus er die Menschen
erschaffen, in zwey Theile getheilt, und aus
dem einen die Prinzen, aus dem andern die
Lakayen gemacht. So scheint es auch in der
That zu seyn. In wie manchem gemeinen Mann
wohnt eine Königs-Seele, und wie mancher
Fürst würde kaum einen leidlichen Lakayen
vorstellen, oder doch die Livree ihm besser zu
Gesicht stehen, als ein Fürsten-Hut?
Der erste Grund, warum es so und nicht an-
ders ist, haftet nun freylich in der Erblichkeit
der Reiche und Länder bey solchen Familien,
deren Stamm-Väter die Macht oder Kunst ge-
habt haben, sich deren Besitz zu verschaffen.
So lange die Völker sich ihre Herrscher und
Häupter selbst wählen konnten, oder wo sie
solches noch können, trift man nicht allemal
just den würdigsten und tüchtigsten, aber doch
auch nicht den kundbar schlechtesten.
„Bey einem Fürsten„, schriebe selbst ein Kö-
nig, Friedrich der Groſse, im Jahr 1764. an den
damals neuerwählten König Stanislaus Augustus
in Pohlen, „der für den Thron gebohren ist,
nimmt man es nicht so genau; man ist zufrie-
den, wenn er die gewöhnliche Naturgaben be-
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