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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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ner nur im geringsten favorisiren/ wie man dann ein ausehnliches darauf se-
tzen darff/ ob der adversantische Concipist in dem Stande sey/ nur ein eini-
ges Exempel zu produciren/ daß vor dem Jahr 1106. eine Weibs-Person in
Hertzogthümern oder anderen solchen grossen Reichs-Landen succediret habe.

3. Solle Wulfhildis Herzogs Magni ältere/ Eilke aber die jüngere Toch-
ter gewesen seyn; Der Geguer lasse sich aber von seinem Landsmann PFEF-
FINGERO l. c. p. 126
belehren/ daß auf diese Stunde niemand sagen könne/
welche die Erstgebohrne gewesen.

4. Gibt der Gegner vor: Wulfhildis seye ohnstrittig Haeres Saxoniae ge-
wesen/ seye aber wegen der von der jüngeren Schwester Eilke auf das Land ge-
machten Praetension in dem Exercitio ihres Successions-Rechtes behindert
worden/ und also dissidia domestica zwischen ihnen entstanden. Es ist aber
die unverschämte Unwahrheit/ die nur erdacht werden kan/ so wohl/ daß eine
dieser beyden Schwestern Ansprach auf die Succession des Hertzogthums
Sachsen gemacht/ als auch/ daß über der vätterlichen Succession Uneinigkeit
zwischen beyden Schwestern entstanden seyen. Dann nicht nur alle schon ge-
melter massen von PFEFFINGERO, HAHNIO und STRUVIO gesammlete
von dieser Succession redende alte Historici gedencken weder von einem noch
dem andern auch nur ein Wort/ sondern auch bey denen neueren/ und zwar
denen Braunschweigischen Scribenten selber/ findet man eben so wenig auch
nur die allergeringste Spuhr von solchen Händeln oder einer solchen Praeten-
sion,
ohnerachtet mehrgedachter PFEFFINGER l. c. p. 59. und 126. so wohl
Wulf hildis als Eilke Lebenslauff/ nach seinem bekannten extraordinairen
Fleiß/ aus denen alten Scribenten auf das sorgfältigste zusammen getragen
hat. Will nun der Gegner nicht auch hier als ein Ertz-Falsarius passiren/ so
rette/ wann es ihme möglich ist/ seine Ehre.

Von diesen erdichteten dissidiis domesticis in dem Hertzoglich Sächsischen
Hause nun sollen einige Land-Stände die Gelegenheit ergriffen haben/ sich in
mehrere Freyheit zu setzen/ unter welchen sich dann auch die Ren-Stadt Hil-
desheim befunden habe/ die mit dem damaligen Dom-Probst Conrado hier-
unter causam communem gemacht und/ weil es über corium alienum, nemlich
des weltlichen Landes-Herrn Gerechtsame/ gegangen/ dem Dom-Probst eini-
ge Jura, welche sonst dem Duci Saxoniae, als Landes-Herrn/ zugestanden/ ein-
geraumet/ hingegen sich des Conradi Vorspruch und Recommendation bey
Kayserlicher Majestät stipuliret habe/ massen Conradus am Kayserlichen Hof
wohl gelitten gewesen seye und so gar das Amt eines Capellani in Aula Re-
gia
gehabt habe; hingegen seye der damalige Bischoff zu Hildesheim Brunin-
gus
ein zwar sehr vernünfftiger/ aber dabey überaus gottsförchtiger Herr ge-
wesen/ der sich um die weltliche Händel gar nicht bekümmert/ sondern bestän-
dig gebettet habe/ auch dahero endlich den Jammer und Greuel/ wie man mit
der weltlichen Obrigkeit umgegangen/ nicht mehr ansehen können/ dahero er
sein Bisthum resigniret und in das Stifft S. Bartholomaei zu Sültze bey Hil-
desheim sich begeben habe. So lautet die fernere Relation unseres Antago-
nist
en/ bey deme hier in eminenti gradu eintrifft/ was man sonst zu sagen
pflegt: er kan lügen/ als wann es gedruckt wäre. Dann wer diese narration
so obenhin ansihet/ sollte glauben/ der Autor müsse entweder selbst mit bey die-
ser zwischen dem Dom-Probsten und der Neu-Stadt getroffenen Abrede ge-
wesen oder ihme solche von des D. Fausten Mephistophele Haar-klein entdeckt
worden seyn/ so artig weiß er alle dabey vorgeloffene Intriguen an denen Fin-
geren her zu erzählen: alleine/ wer diese schöne Raritäten im Grund betrachtet/
wird leicht finden/ daß fast mehr Lügen als Worte in diesen Zeilen enthalten
seynd.

Dann

ner nur im geringſten favoriſiren/ wie man dann ein auſehnliches darauf ſe-
tzen darff/ ob der adverſantiſche Concipiſt in dem Stande ſey/ nur ein eini-
ges Exempel zu produciren/ daß vor dem Jahr 1106. eine Weibs-Perſon in
Hertzogthuͤmern oder anderen ſolchen groſſen Reichs-Landen ſuccediret habe.

3. Solle Wulfhildis Herzogs Magni aͤltere/ Eilke aber die juͤngere Toch-
ter geweſen ſeyn; Der Geguer laſſe ſich aber von ſeinem Landsmann PFEF-
FINGERO l. c. p. 126
belehren/ daß auf dieſe Stunde niemand ſagen koͤnne/
welche die Erſtgebohrne geweſen.

4. Gibt der Gegner vor: Wulfhildis ſeye ohnſtrittig Hæres Saxoniæ ge-
weſen/ ſeye aber wegen der von der juͤngeren Schweſter Eilke auf das Land ge-
machten Prætenſion in dem Exercitio ihres Succeſſions-Rechtes behindert
worden/ und alſo diſſidia domeſtica zwiſchen ihnen entſtanden. Es iſt aber
die unverſchaͤmte Unwahrheit/ die nur erdacht werden kan/ ſo wohl/ daß eine
dieſer beyden Schweſtern Anſprach auf die Succeſſion des Hertzogthums
Sachſen gemacht/ als auch/ daß uͤber der vaͤtterlichen Succeſſion Uneinigkeit
zwiſchen beyden Schweſtern entſtanden ſeyen. Dann nicht nur alle ſchon ge-
melter maſſen von PFEFFINGERO, HAHNIO und STRUVIO geſammlete
von dieſer Succeſſion redende alte Hiſtorici gedencken weder von einem noch
dem andern auch nur ein Wort/ ſondern auch bey denen neueren/ und zwar
denen Braunſchweigiſchen Scribenten ſelber/ findet man eben ſo wenig auch
nur die allergeringſte Spuhr von ſolchen Haͤndeln oder einer ſolchen Præten-
ſion,
ohnerachtet mehrgedachter PFEFFINGER l. c. p. 59. und 126. ſo wohl
Wulf hildis als Eilke Lebenslauff/ nach ſeinem bekannten extraordinairen
Fleiß/ aus denen alten Scribenten auf das ſorgfaͤltigſte zuſammen getragen
hat. Will nun der Gegner nicht auch hier als ein Ertz-Falſarius paſſiren/ ſo
rette/ wann es ihme moͤglich iſt/ ſeine Ehre.

Von dieſen erdichteten diſſidiis domeſticis in dem Hertzoglich Saͤchſiſchen
Hauſe nun ſollen einige Land-Staͤnde die Gelegenheit ergriffen haben/ ſich in
mehrere Freyheit zu ſetzen/ unter welchen ſich dann auch die Ren-Stadt Hil-
desheim befunden habe/ die mit dem damaligen Dom-Probſt Conrado hier-
unter cauſam communem gemacht und/ weil es uͤber corium alienum, nemlich
des weltlichen Landes-Herrn Gerechtſame/ gegangen/ dem Dom-Probſt eini-
ge Jura, welche ſonſt dem Duci Saxoniæ, als Landes-Herrn/ zugeſtanden/ ein-
geraumet/ hingegen ſich des Conradi Vorſpruch und Recommendation bey
Kayſerlicher Majeſtaͤt ſtipuliret habe/ maſſen Conradus am Kayſerlichen Hof
wohl gelitten geweſen ſeye und ſo gar das Amt eines Capellani in Aula Re-
gia
gehabt habe; hingegen ſeye der damalige Biſchoff zu Hildesheim Brunin-
gus
ein zwar ſehr vernuͤnfftiger/ aber dabey uͤberaus gottsfoͤrchtiger Herr ge-
weſen/ der ſich um die weltliche Haͤndel gar nicht bekuͤmmert/ ſondern beſtaͤn-
dig gebettet habe/ auch dahero endlich den Jammer und Greuel/ wie man mit
der weltlichen Obrigkeit umgegangen/ nicht mehr anſehen koͤnnen/ dahero er
ſein Biſthum reſigniret und in das Stifft S. Bartholomæi zu Suͤltze bey Hil-
desheim ſich begeben habe. So lautet die fernere Relation unſeres Antago-
niſt
en/ bey deme hier in eminenti gradu eintrifft/ was man ſonſt zu ſagen
pflegt: er kan luͤgen/ als wann es gedruckt waͤre. Dann wer dieſe narration
ſo obenhin anſihet/ ſollte glauben/ der Autor muͤſſe entweder ſelbſt mit bey die-
ſer zwiſchen dem Dom-Probſten und der Neu-Stadt getroffenen Abrede ge-
weſen oder ihme ſolche von des D. Fauſten Mephiſtophele Haar-klein entdeckt
worden ſeyn/ ſo artig weiß er alle dabey vorgeloffene Intriguen an denen Fin-
geren her zu erzaͤhlen: alleine/ wer dieſe ſchoͤne Raritaͤten im Grund betrachtet/
wird leicht finden/ daß faſt mehr Luͤgen als Worte in dieſen Zeilen enthalten
ſeynd.

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[31/0033] ner nur im geringſten favoriſiren/ wie man dann ein auſehnliches darauf ſe- tzen darff/ ob der adverſantiſche Concipiſt in dem Stande ſey/ nur ein eini- ges Exempel zu produciren/ daß vor dem Jahr 1106. eine Weibs-Perſon in Hertzogthuͤmern oder anderen ſolchen groſſen Reichs-Landen ſuccediret habe. 3. Solle Wulfhildis Herzogs Magni aͤltere/ Eilke aber die juͤngere Toch- ter geweſen ſeyn; Der Geguer laſſe ſich aber von ſeinem Landsmann PFEF- FINGERO l. c. p. 126 belehren/ daß auf dieſe Stunde niemand ſagen koͤnne/ welche die Erſtgebohrne geweſen. 4. Gibt der Gegner vor: Wulfhildis ſeye ohnſtrittig Hæres Saxoniæ ge- weſen/ ſeye aber wegen der von der juͤngeren Schweſter Eilke auf das Land ge- machten Prætenſion in dem Exercitio ihres Succeſſions-Rechtes behindert worden/ und alſo diſſidia domeſtica zwiſchen ihnen entſtanden. Es iſt aber die unverſchaͤmte Unwahrheit/ die nur erdacht werden kan/ ſo wohl/ daß eine dieſer beyden Schweſtern Anſprach auf die Succeſſion des Hertzogthums Sachſen gemacht/ als auch/ daß uͤber der vaͤtterlichen Succeſſion Uneinigkeit zwiſchen beyden Schweſtern entſtanden ſeyen. Dann nicht nur alle ſchon ge- melter maſſen von PFEFFINGERO, HAHNIO und STRUVIO geſammlete von dieſer Succeſſion redende alte Hiſtorici gedencken weder von einem noch dem andern auch nur ein Wort/ ſondern auch bey denen neueren/ und zwar denen Braunſchweigiſchen Scribenten ſelber/ findet man eben ſo wenig auch nur die allergeringſte Spuhr von ſolchen Haͤndeln oder einer ſolchen Præten- ſion, ohnerachtet mehrgedachter PFEFFINGER l. c. p. 59. und 126. ſo wohl Wulf hildis als Eilke Lebenslauff/ nach ſeinem bekannten extraordinairen Fleiß/ aus denen alten Scribenten auf das ſorgfaͤltigſte zuſammen getragen hat. Will nun der Gegner nicht auch hier als ein Ertz-Falſarius paſſiren/ ſo rette/ wann es ihme moͤglich iſt/ ſeine Ehre. Von dieſen erdichteten diſſidiis domeſticis in dem Hertzoglich Saͤchſiſchen Hauſe nun ſollen einige Land-Staͤnde die Gelegenheit ergriffen haben/ ſich in mehrere Freyheit zu ſetzen/ unter welchen ſich dann auch die Ren-Stadt Hil- desheim befunden habe/ die mit dem damaligen Dom-Probſt Conrado hier- unter cauſam communem gemacht und/ weil es uͤber corium alienum, nemlich des weltlichen Landes-Herrn Gerechtſame/ gegangen/ dem Dom-Probſt eini- ge Jura, welche ſonſt dem Duci Saxoniæ, als Landes-Herrn/ zugeſtanden/ ein- geraumet/ hingegen ſich des Conradi Vorſpruch und Recommendation bey Kayſerlicher Majeſtaͤt ſtipuliret habe/ maſſen Conradus am Kayſerlichen Hof wohl gelitten geweſen ſeye und ſo gar das Amt eines Capellani in Aula Re- gia gehabt habe; hingegen ſeye der damalige Biſchoff zu Hildesheim Brunin- gus ein zwar ſehr vernuͤnfftiger/ aber dabey uͤberaus gottsfoͤrchtiger Herr ge- weſen/ der ſich um die weltliche Haͤndel gar nicht bekuͤmmert/ ſondern beſtaͤn- dig gebettet habe/ auch dahero endlich den Jammer und Greuel/ wie man mit der weltlichen Obrigkeit umgegangen/ nicht mehr anſehen koͤnnen/ dahero er ſein Biſthum reſigniret und in das Stifft S. Bartholomæi zu Suͤltze bey Hil- desheim ſich begeben habe. So lautet die fernere Relation unſeres Antago- niſten/ bey deme hier in eminenti gradu eintrifft/ was man ſonſt zu ſagen pflegt: er kan luͤgen/ als wann es gedruckt waͤre. Dann wer dieſe narration ſo obenhin anſihet/ ſollte glauben/ der Autor muͤſſe entweder ſelbſt mit bey die- ſer zwiſchen dem Dom-Probſten und der Neu-Stadt getroffenen Abrede ge- weſen oder ihme ſolche von des D. Fauſten Mephiſtophele Haar-klein entdeckt worden ſeyn/ ſo artig weiß er alle dabey vorgeloffene Intriguen an denen Fin- geren her zu erzaͤhlen: alleine/ wer dieſe ſchoͤne Raritaͤten im Grund betrachtet/ wird leicht finden/ daß faſt mehr Luͤgen als Worte in dieſen Zeilen enthalten ſeynd. Dann

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/33>, abgerufen am 20.04.2024.