Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.heim unter Bischoff Ditmaro in dem Eilfften Seculo vitam communem quit- Den Schluß der paginae 25. machet der gegnerische Schrifften-Steller mit Pag. 26. diffundiret sich der Autor auf das Amt eines Dom-Probstens/ sen
heim unter Biſchoff Ditmaro in dem Eilfften Seculo vitam communem quit- Den Schluß der paginæ 25. machet der gegneriſche Schrifften-Steller mit Pag. 26. diffundiret ſich der Autor auf das Amt eines Dom-Probſtens/ ſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="10"/> heim unter Biſchoff <hi rendition="#aq">Ditmaro</hi> in dem Eilfften <hi rendition="#aq">Seculo vitam communem quit-<lb/> ti</hi>ret haben/ ſo lange aber <hi rendition="#aq">vita communis</hi> gedauret/ hat ja auch keiner weder<lb/> eine eigene <hi rendition="#aq">Præbende</hi> noͤhtig gehabt/ noch haben koͤnnen. Was endlich<lb/> Pagenburts <hi rendition="#aq">Aſſertum:</hi> als ob das Dom-Capitul vorher keinen Dom-<lb/> Probſt gehabt habe/ anbelanget/ ſo iſt augenſcheinlich/ daß er die Worte der<lb/> vorangezogenen Lateiniſchen Chronicken <hi rendition="#aq">paraphraſi</hi>rt/ dadurch aber denenſel-<lb/> ben/ wie in ſolchen Faͤllen gar leicht und <hi rendition="#aq">toto die</hi> geſchiehet/ einen falſchen<lb/> Verſtand oder doch etwas/ ſo darin nicht enthalten iſt/ beygemeſſen hat/ wie<lb/> dann auch uͤberhaupt dieſem <hi rendition="#aq">Autori,</hi> der zu End des 16den <hi rendition="#aq">Seculi</hi> geſchrieben/<lb/> in Sachen die 700. Jahr vor ſeiner Zeit geſchehen ſeyn ſollen/ ein vernuͤnfftiger<lb/> Mann und Kenner der Hiſtorie/ ſonderlich heutiges Tages/ auf ſein bloſſes<lb/> Wort in ſo wichtigen Umſtaͤnden/ und zwar billig nicht tranen wird/ um ſo<lb/> weniger/ als das <hi rendition="#aq">Original</hi> des <hi rendition="#aq">Autoris,</hi> ſo dem Gegner alle Tage vorgewiſen<lb/> werden kan/ ſich keiner aus dem Hoch-Stifftiſchen Archiv hierzu erhaltener<lb/> Nachrichten ruͤhmet/ ſondern <hi rendition="#aq">ingenuè</hi> geſtehet/ daß es aus andern <hi rendition="#aq">Autoribus</hi><lb/> zuſammengetragen worden ſeye. Und ſo bleibet dann der Schluß feſt/ daß der<lb/> Verſtand der alten Hildesheimiſchen <hi rendition="#aq">Chroniqu</hi>en/ ſo von dieſer Sache reden/<lb/> der ſeye: Biſchoff <hi rendition="#aq">Walbertus</hi> habe die Stiffts-Guͤter mit dem Capitel getheilt/<lb/> demſelben zu ſeiner <hi rendition="#aq">Competen</hi>tz den dritten Theil davon uͤberlaſſen und an den<lb/> vorhin ſchon bey dem Dom-Capitul zwar vorhanden geweſenen/ aber doch nicht<lb/> ſo viel als hernach zu bedeuten gehabten Dom-Probſt ſeine bishero uͤber die-<lb/> ſen nunmehro Dom-Capitulariſchen Drittheil gehabte <hi rendition="#aq">Jura</hi> uͤbertragen und<lb/> aus Gelegenheit der mit dem Amt eines Dom-Probſtens vorgegangenen ſo<lb/><hi rendition="#aq">notabl</hi>en Veraͤnderung/ demſelben auch einen neuen nach Erforderung der Um-<lb/> ſtaͤnde eingerichteten Staat vorgeſchrieben.</p><lb/> <p>Den Schluß der <hi rendition="#aq">paginæ</hi> 25. machet der gegneriſche Schrifften-Steller mit<lb/> einer aus <hi rendition="#aq">Cranzio</hi> entlehnten <hi rendition="#aq">Reflexion,</hi> welche ein ſo groͤſſeres Anzeigen von<lb/> des <hi rendition="#aq">Concipiſt</hi>ens vergallten Gemuͤht gibt/ weilen nicht nur <hi rendition="#aq">Cranzius</hi> des<lb/> Stiffts Hildesheim oder des daſigen Dom-Capituls mit keinem Wort geden-<lb/> cket/ vielmehr nur uͤberhaupt eine Vergleichung ſeiner und der vorigen Zeiten<lb/> anſtellet/ folglich ein ſo <hi rendition="#aq">general</hi>es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">a</hi>ſſertum absque nota injuriæ & caninæ in-<lb/> vidiæ</hi> auf einzele <hi rendition="#aq">Corpora</hi> oder <hi rendition="#aq">Collegia</hi> nicht/ ſonderlich bey ermanglenden<lb/> Beweiß und ſo in den Tag hinein/ <hi rendition="#aq">applici</hi>rt werden kan/ ſondern weilen auch<lb/> der Gegner ſelbſten/ wann er nur noch einige Schaam in ſich hat/ ohne vor<lb/> ſich ſelbſten zu erroͤhten/ nicht ſagen kan/ daß eine ſolche <hi rendition="#aq">Cataſtrophe</hi> und <hi rendition="#aq">con-<lb/> verſio rerum</hi> ſich nur bey dem Geiſtlichen und nicht eben ſo wohl auch bey den<lb/> Weltlichen <hi rendition="#aq">per omnia genera & per omnes claſſes</hi> zugetragen habe. 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heim unter Biſchoff Ditmaro in dem Eilfften Seculo vitam communem quit-
tiret haben/ ſo lange aber vita communis gedauret/ hat ja auch keiner weder
eine eigene Præbende noͤhtig gehabt/ noch haben koͤnnen. Was endlich
Pagenburts Aſſertum: als ob das Dom-Capitul vorher keinen Dom-
Probſt gehabt habe/ anbelanget/ ſo iſt augenſcheinlich/ daß er die Worte der
vorangezogenen Lateiniſchen Chronicken paraphraſirt/ dadurch aber denenſel-
ben/ wie in ſolchen Faͤllen gar leicht und toto die geſchiehet/ einen falſchen
Verſtand oder doch etwas/ ſo darin nicht enthalten iſt/ beygemeſſen hat/ wie
dann auch uͤberhaupt dieſem Autori, der zu End des 16den Seculi geſchrieben/
in Sachen die 700. Jahr vor ſeiner Zeit geſchehen ſeyn ſollen/ ein vernuͤnfftiger
Mann und Kenner der Hiſtorie/ ſonderlich heutiges Tages/ auf ſein bloſſes
Wort in ſo wichtigen Umſtaͤnden/ und zwar billig nicht tranen wird/ um ſo
weniger/ als das Original des Autoris, ſo dem Gegner alle Tage vorgewiſen
werden kan/ ſich keiner aus dem Hoch-Stifftiſchen Archiv hierzu erhaltener
Nachrichten ruͤhmet/ ſondern ingenuè geſtehet/ daß es aus andern Autoribus
zuſammengetragen worden ſeye. Und ſo bleibet dann der Schluß feſt/ daß der
Verſtand der alten Hildesheimiſchen Chroniquen/ ſo von dieſer Sache reden/
der ſeye: Biſchoff Walbertus habe die Stiffts-Guͤter mit dem Capitel getheilt/
demſelben zu ſeiner Competentz den dritten Theil davon uͤberlaſſen und an den
vorhin ſchon bey dem Dom-Capitul zwar vorhanden geweſenen/ aber doch nicht
ſo viel als hernach zu bedeuten gehabten Dom-Probſt ſeine bishero uͤber die-
ſen nunmehro Dom-Capitulariſchen Drittheil gehabte Jura uͤbertragen und
aus Gelegenheit der mit dem Amt eines Dom-Probſtens vorgegangenen ſo
notablen Veraͤnderung/ demſelben auch einen neuen nach Erforderung der Um-
ſtaͤnde eingerichteten Staat vorgeſchrieben.
Den Schluß der paginæ 25. machet der gegneriſche Schrifften-Steller mit
einer aus Cranzio entlehnten Reflexion, welche ein ſo groͤſſeres Anzeigen von
des Concipiſtens vergallten Gemuͤht gibt/ weilen nicht nur Cranzius des
Stiffts Hildesheim oder des daſigen Dom-Capituls mit keinem Wort geden-
cket/ vielmehr nur uͤberhaupt eine Vergleichung ſeiner und der vorigen Zeiten
anſtellet/ folglich ein ſo generales aſſertum absque nota injuriæ & caninæ in-
vidiæ auf einzele Corpora oder Collegia nicht/ ſonderlich bey ermanglenden
Beweiß und ſo in den Tag hinein/ applicirt werden kan/ ſondern weilen auch
der Gegner ſelbſten/ wann er nur noch einige Schaam in ſich hat/ ohne vor
ſich ſelbſten zu erroͤhten/ nicht ſagen kan/ daß eine ſolche Cataſtrophe und con-
verſio rerum ſich nur bey dem Geiſtlichen und nicht eben ſo wohl auch bey den
Weltlichen per omnia genera & per omnes claſſes zugetragen habe. Haͤtte
man diſſeits nicht mehr Conſideration vor hohe Standes-Perſonen und ſaͤhe
die ſich zu ihrem Vortheil ſeit Caroli M. ja ſeit weit wenigeren Zeiten ereignete
Veraͤnderungen mit gelaſſenern Augen an/ als der adverſantiſche Con-
cipiſt an ſich verſpuͤhren laͤſſet/ waͤren ſo viele bereits von andern in vorigen
und jetzigen Zeiten von denen weltlichen Staͤnden des Reichs augeſtimmte
Parodien in promptu, daß man glaubte/ ihme nichts ſchuldig zu bleiben: ſo
aber will man in angezeigter Abſicht den Gegner dermalen verſchonen und
ihne nur an das ihme hoffentlich noch aus der Schule bekannte Verslein er-
inneren: Tempora mutantur & nos mutamur in illis.
Pag. 26. diffundiret ſich der Autor auf das Amt eines Dom-Probſtens/
weilen etliche Privilegia Imperatoria, die er beſſer unten auf die Tortur bringet/
dadurch ſtattliche Erlaͤuterung erhielten/ ſcilicet wie ein Ofenloch der Sonnen
einen Glantz gibt. Was den zu ſolchem Ende angefuͤhrten locum Iſidori an-
belangt/ ſo koͤnte zwar einen ſeltſam duncken/ daß der Autor einen Spanier/
der 200. Jahr vor Stifftung des Biſthums Hildesheim verſtorben iſt/ erwei-
ſen
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