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Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

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jungen Cavalier überlassen, welcher sich gelagert und dabei den battistbauschenden Arm der von Tröstemann gefaßt hat mit der Einladung, an seiner Seite Platz zu nehmen. Ob sie nachgeben wird? Da sie mit der Rechten das Oberkleid hinten in die Höhe zuckt, um den Sammt bei dem Sitzen nicht zu drücken, so hoffen wir für den kühnen Werber. Was hat die spröde Adelheid hier nicht Alles zu überwachen? Eben tritt ein anderer schöner, rosiger Cavalier, vielleicht der galante Antoni van Dyk, einen breitkrämpigen Federhut auf den dunkelblonden Locken, in weißem, mit goldenen Knöpfen besetztem Leibrocke, nachlässig den rothen Mantel in der Farbe der brennenden Liebe umgeworfen, die Stufen zum Garten herunter. Wie cavaliermäßig ruht die behandschuhte Hand auf dem Griffe des Degens, so daß er wie ein Spieß mit der Spitze nach dem Himmel zeigt! Wie sauber sitzen ihm die eleganten, elastisch über das Kniee hinaufgezogenen Reitstiefel! Wie absonderlich lassen sich dazu die rothen Unaussprechlichen! Alle diese Kleinigkeiten machen ihn zu dem, was er ist - zu einem gefährlichen, schönen Mann, in seiner Erscheinung gehoben durch den Feuerblick seines zuversichtlichen Auges, eine kühne Adlernase und sieggewohnte Lippen. Wie zierlich führt er die blonde Unschuld im weißatlasenen Kleide, das liebliche Käthchen in den Liebesgarten herein! Aber kaum nimmt die böse Adelheid den Feind gewahr, so hat sie auch schon mit

jungen Cavalier überlassen, welcher sich gelagert und dabei den battistbauschenden Arm der von Tröstemann gefaßt hat mit der Einladung, an seiner Seite Platz zu nehmen. Ob sie nachgeben wird? Da sie mit der Rechten das Oberkleid hinten in die Höhe zuckt, um den Sammt bei dem Sitzen nicht zu drücken, so hoffen wir für den kühnen Werber. Was hat die spröde Adelheid hier nicht Alles zu überwachen? Eben tritt ein anderer schöner, rosiger Cavalier, vielleicht der galante Antoni van Dyk, einen breitkrämpigen Federhut auf den dunkelblonden Locken, in weißem, mit goldenen Knöpfen besetztem Leibrocke, nachlässig den rothen Mantel in der Farbe der brennenden Liebe umgeworfen, die Stufen zum Garten herunter. Wie cavaliermäßig ruht die behandschuhte Hand auf dem Griffe des Degens, so daß er wie ein Spieß mit der Spitze nach dem Himmel zeigt! Wie sauber sitzen ihm die eleganten, elastisch über das Kniee hinaufgezogenen Reitstiefel! Wie absonderlich lassen sich dazu die rothen Unaussprechlichen! Alle diese Kleinigkeiten machen ihn zu dem, was er ist – zu einem gefährlichen, schönen Mann, in seiner Erscheinung gehoben durch den Feuerblick seines zuversichtlichen Auges, eine kühne Adlernase und sieggewohnte Lippen. Wie zierlich führt er die blonde Unschuld im weißatlasenen Kleide, das liebliche Käthchen in den Liebesgarten herein! Aber kaum nimmt die böse Adelheid den Feind gewahr, so hat sie auch schon mit

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[84/0094] jungen Cavalier überlassen, welcher sich gelagert und dabei den battistbauschenden Arm der von Tröstemann gefaßt hat mit der Einladung, an seiner Seite Platz zu nehmen. Ob sie nachgeben wird? Da sie mit der Rechten das Oberkleid hinten in die Höhe zuckt, um den Sammt bei dem Sitzen nicht zu drücken, so hoffen wir für den kühnen Werber. Was hat die spröde Adelheid hier nicht Alles zu überwachen? Eben tritt ein anderer schöner, rosiger Cavalier, vielleicht der galante Antoni van Dyk, einen breitkrämpigen Federhut auf den dunkelblonden Locken, in weißem, mit goldenen Knöpfen besetztem Leibrocke, nachlässig den rothen Mantel in der Farbe der brennenden Liebe umgeworfen, die Stufen zum Garten herunter. Wie cavaliermäßig ruht die behandschuhte Hand auf dem Griffe des Degens, so daß er wie ein Spieß mit der Spitze nach dem Himmel zeigt! Wie sauber sitzen ihm die eleganten, elastisch über das Kniee hinaufgezogenen Reitstiefel! Wie absonderlich lassen sich dazu die rothen Unaussprechlichen! Alle diese Kleinigkeiten machen ihn zu dem, was er ist – zu einem gefährlichen, schönen Mann, in seiner Erscheinung gehoben durch den Feuerblick seines zuversichtlichen Auges, eine kühne Adlernase und sieggewohnte Lippen. Wie zierlich führt er die blonde Unschuld im weißatlasenen Kleide, das liebliche Käthchen in den Liebesgarten herein! Aber kaum nimmt die böse Adelheid den Feind gewahr, so hat sie auch schon mit

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Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/94>, abgerufen am 28.04.2024.