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Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

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sich fesseln ließ, ein schönes Haus baute und der Bewunderung und Freundschaft der Großen seiner Zeit sich erfreute. Er war zu verschiedenen Malen in Madrid, wo er vom Könige mit Ehrenbezeigungen überhäuft und im Jahre 1629 nach England geschickt wurde, um über den Frieden zu unterhandeln, welchen er auch zu Stande brachte. Carl I. schlug ihn dort zum Ritter. Nach seiner Zurückkehr vermochte ihn die Infantin Isabella, zur diplomatischen Verhandlung nach Holland zu gehen. In der Zwischenzeit verheirathete er sich nach dem Tode seiner ersten Frau mit der schönen Helena Formann, welche er oft in seinen Gemälden verherrlicht hat. Aber alles dieses Glück an den Höfen und bei den Frauen bewahrte ihn nicht vor dem Podagra, welches nach langen Peinigungen ihm am 30. Mai 1640 den Tod brachte. Er wurde fürstlich in Antwerpen in der Kirche von St. Jacob bestattet.

Die Kunst, von keinem christlichen Gesammtgeiste mehr erfüllt, wurde dem Belieben des genialen Künstlers dienstbar, keinem mehr, als Rubens, welcher sich die venetianischen Formen zu eigen machte und die Katarakte seiner Zeit wie glühendes Erz hineinbrausen ließ.

Blutheißes Leben in höchstgesteigerter Leidenschaft, wo jede Muskel im Uebermuthe und Kampfe des Lebens ihre Kraft fühlt und jeder Nerve wild erregt aufzuckt, das ist der Charakter seiner Kunst. Guido

sich fesseln ließ, ein schönes Haus baute und der Bewunderung und Freundschaft der Großen seiner Zeit sich erfreute. Er war zu verschiedenen Malen in Madrid, wo er vom Könige mit Ehrenbezeigungen überhäuft und im Jahre 1629 nach England geschickt wurde, um über den Frieden zu unterhandeln, welchen er auch zu Stande brachte. Carl I. schlug ihn dort zum Ritter. Nach seiner Zurückkehr vermochte ihn die Infantin Isabella, zur diplomatischen Verhandlung nach Holland zu gehen. In der Zwischenzeit verheirathete er sich nach dem Tode seiner ersten Frau mit der schönen Helena Formann, welche er oft in seinen Gemälden verherrlicht hat. Aber alles dieses Glück an den Höfen und bei den Frauen bewahrte ihn nicht vor dem Podagra, welches nach langen Peinigungen ihm am 30. Mai 1640 den Tod brachte. Er wurde fürstlich in Antwerpen in der Kirche von St. Jacob bestattet.

Die Kunst, von keinem christlichen Gesammtgeiste mehr erfüllt, wurde dem Belieben des genialen Künstlers dienstbar, keinem mehr, als Rubens, welcher sich die venetianischen Formen zu eigen machte und die Katarakte seiner Zeit wie glühendes Erz hineinbrausen ließ.

Blutheißes Leben in höchstgesteigerter Leidenschaft, wo jede Muskel im Uebermuthe und Kampfe des Lebens ihre Kraft fühlt und jeder Nerve wild erregt aufzuckt, das ist der Charakter seiner Kunst. Guido

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[79/0089] sich fesseln ließ, ein schönes Haus baute und der Bewunderung und Freundschaft der Großen seiner Zeit sich erfreute. Er war zu verschiedenen Malen in Madrid, wo er vom Könige mit Ehrenbezeigungen überhäuft und im Jahre 1629 nach England geschickt wurde, um über den Frieden zu unterhandeln, welchen er auch zu Stande brachte. Carl I. schlug ihn dort zum Ritter. Nach seiner Zurückkehr vermochte ihn die Infantin Isabella, zur diplomatischen Verhandlung nach Holland zu gehen. In der Zwischenzeit verheirathete er sich nach dem Tode seiner ersten Frau mit der schönen Helena Formann, welche er oft in seinen Gemälden verherrlicht hat. Aber alles dieses Glück an den Höfen und bei den Frauen bewahrte ihn nicht vor dem Podagra, welches nach langen Peinigungen ihm am 30. Mai 1640 den Tod brachte. Er wurde fürstlich in Antwerpen in der Kirche von St. Jacob bestattet. Die Kunst, von keinem christlichen Gesammtgeiste mehr erfüllt, wurde dem Belieben des genialen Künstlers dienstbar, keinem mehr, als Rubens, welcher sich die venetianischen Formen zu eigen machte und die Katarakte seiner Zeit wie glühendes Erz hineinbrausen ließ. Blutheißes Leben in höchstgesteigerter Leidenschaft, wo jede Muskel im Uebermuthe und Kampfe des Lebens ihre Kraft fühlt und jeder Nerve wild erregt aufzuckt, das ist der Charakter seiner Kunst. Guido

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Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/89>, abgerufen am 28.04.2024.