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Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

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Wort: Contrebande! während sich seine Rechte gierig über der Magengegend krümmt. Der Hochzeitsvater blickt sich in tödtlicher Verlegenheit um, dem Brautpaar ist jedes Lächeln aus dem Gesichte entwichen, selbst Christi Mutter faltet die Hände, zwischen ihrem Gesichte und dem des Bräutigams schiebt sich das Profil eines Senators hinein, welcher zwei Finger in der Hand eingeschlagen hat und drei ausstreckt mit der Frage: "es wird doch in Ordnung sein?" Nur um Christi Mund schwebt ein Lächeln.

Nirgends wird an der Tafel getrunken, so weit der schreckliche Blick des Zöllners schweift; nur dahinten in der Ecke trinken aus einem flachen Teller die wandernden Künstler und Spaßmacher bei der Hochzeit, der Jongleur und der Hanswurst, und zwischen ihnen zugleich die Sängerin, welche eine große Schüssel als Schirm vorhält; ebenso heimlich läßt sich hinter dem Stuhle der Braut ein lustiges Mädchen einen Trunk einschenken. Hinter dem Mauthdirector geht es desto lustiger zu. Abgekehrt von ihm trinkt stehend der idealste Weintrinker in Venedig. Er hat ein geniales, scharfgeschnittenes Gesicht; er ist ein Dichter oder Künstler. Er ist mager und feurig; sein Naturel ist mit dem des Weines verwandt. Zwischen den beiden Verwandten herrscht eine Sympathie des Blutes, einer sehnt sich zum anderen. Während seine Lippen die süße Fluth aus dem Glase einziehen, schlürft mit absolutem Bewußtsein seine feine Nase den in der Fluth

Wort: Contrebande! während sich seine Rechte gierig über der Magengegend krümmt. Der Hochzeitsvater blickt sich in tödtlicher Verlegenheit um, dem Brautpaar ist jedes Lächeln aus dem Gesichte entwichen, selbst Christi Mutter faltet die Hände, zwischen ihrem Gesichte und dem des Bräutigams schiebt sich das Profil eines Senators hinein, welcher zwei Finger in der Hand eingeschlagen hat und drei ausstreckt mit der Frage: „es wird doch in Ordnung sein?“ Nur um Christi Mund schwebt ein Lächeln.

Nirgends wird an der Tafel getrunken, so weit der schreckliche Blick des Zöllners schweift; nur dahinten in der Ecke trinken aus einem flachen Teller die wandernden Künstler und Spaßmacher bei der Hochzeit, der Jongleur und der Hanswurst, und zwischen ihnen zugleich die Sängerin, welche eine große Schüssel als Schirm vorhält; ebenso heimlich läßt sich hinter dem Stuhle der Braut ein lustiges Mädchen einen Trunk einschenken. Hinter dem Mauthdirector geht es desto lustiger zu. Abgekehrt von ihm trinkt stehend der idealste Weintrinker in Venedig. Er hat ein geniales, scharfgeschnittenes Gesicht; er ist ein Dichter oder Künstler. Er ist mager und feurig; sein Naturel ist mit dem des Weines verwandt. Zwischen den beiden Verwandten herrscht eine Sympathie des Blutes, einer sehnt sich zum anderen. Während seine Lippen die süße Fluth aus dem Glase einziehen, schlürft mit absolutem Bewußtsein seine feine Nase den in der Fluth

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[57/0067] Wort: Contrebande! während sich seine Rechte gierig über der Magengegend krümmt. Der Hochzeitsvater blickt sich in tödtlicher Verlegenheit um, dem Brautpaar ist jedes Lächeln aus dem Gesichte entwichen, selbst Christi Mutter faltet die Hände, zwischen ihrem Gesichte und dem des Bräutigams schiebt sich das Profil eines Senators hinein, welcher zwei Finger in der Hand eingeschlagen hat und drei ausstreckt mit der Frage: „es wird doch in Ordnung sein?“ Nur um Christi Mund schwebt ein Lächeln. Nirgends wird an der Tafel getrunken, so weit der schreckliche Blick des Zöllners schweift; nur dahinten in der Ecke trinken aus einem flachen Teller die wandernden Künstler und Spaßmacher bei der Hochzeit, der Jongleur und der Hanswurst, und zwischen ihnen zugleich die Sängerin, welche eine große Schüssel als Schirm vorhält; ebenso heimlich läßt sich hinter dem Stuhle der Braut ein lustiges Mädchen einen Trunk einschenken. Hinter dem Mauthdirector geht es desto lustiger zu. Abgekehrt von ihm trinkt stehend der idealste Weintrinker in Venedig. Er hat ein geniales, scharfgeschnittenes Gesicht; er ist ein Dichter oder Künstler. Er ist mager und feurig; sein Naturel ist mit dem des Weines verwandt. Zwischen den beiden Verwandten herrscht eine Sympathie des Blutes, einer sehnt sich zum anderen. Während seine Lippen die süße Fluth aus dem Glase einziehen, schlürft mit absolutem Bewußtsein seine feine Nase den in der Fluth

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Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/67>, abgerufen am 26.11.2024.