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Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

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der rauhen Morgenluft berührt wird; alte Frauen verstehen, Kinder zu behandeln. Hinter der Alten stehen zwei andere Hoffräulein, das nächste, im rothen Gewande, blickt verschämt hinweg, das zweite, gleich hinter der Prinzessin, neugierig auf den frischen Buben.

Wie fürstlich steht die Prinzessin hier! Sie ist eine hohe, stolze, lombardische Blondine mit der Krone auf den reichen Haarflechten, die linke Hand in die Taille gelegt, welche durch den Bausch des aufgeschürzten, prächtigen Gewandes mit eingewirkten großen Blumen noch mehr hervorgehoben wird, den rechten Arm um den Nacken eines Fräuleins gelegt, welches in höfischer Gewohnheit sich unter ihr beugt, um es ihr bequem zu machen, und dabei auf den Knaben deutet. Ein phantastisch geputzter Mohrenzwerg, ein kleiner Mephistophiles mit rother Mütze und Hahnenfeder, steht zwischen zwei aneinander gefesselten Windspielen. Dahinter trägt eine Mohrin das Schooßhündchen. Beide gebrauchte der Maler, um durch den Gegensatz, welchen sie in ihrer häßlichen Erscheinung zu der schönen, schlanken Fürstin darstellen, diese noch mehr hervorzuheben. Die Fürstin scheint das Absonderliche und die Hunde zu lieben, wie es häufig bei vornehmen, kinderlosen Frauen der Fall ist. Mit dem Knaben ist ihr geholfen. Sie schlägt die Augen fast schwermüthig nieder. Ein schmerzlicher Zug spielt um ihren schönen, stolzen Mund. Sollte dieser Knabe und die Geschichte seiner Aussetzung

der rauhen Morgenluft berührt wird; alte Frauen verstehen, Kinder zu behandeln. Hinter der Alten stehen zwei andere Hoffräulein, das nächste, im rothen Gewande, blickt verschämt hinweg, das zweite, gleich hinter der Prinzessin, neugierig auf den frischen Buben.

Wie fürstlich steht die Prinzessin hier! Sie ist eine hohe, stolze, lombardische Blondine mit der Krone auf den reichen Haarflechten, die linke Hand in die Taille gelegt, welche durch den Bausch des aufgeschürzten, prächtigen Gewandes mit eingewirkten großen Blumen noch mehr hervorgehoben wird, den rechten Arm um den Nacken eines Fräuleins gelegt, welches in höfischer Gewohnheit sich unter ihr beugt, um es ihr bequem zu machen, und dabei auf den Knaben deutet. Ein phantastisch geputzter Mohrenzwerg, ein kleiner Mephistophiles mit rother Mütze und Hahnenfeder, steht zwischen zwei aneinander gefesselten Windspielen. Dahinter trägt eine Mohrin das Schooßhündchen. Beide gebrauchte der Maler, um durch den Gegensatz, welchen sie in ihrer häßlichen Erscheinung zu der schönen, schlanken Fürstin darstellen, diese noch mehr hervorzuheben. Die Fürstin scheint das Absonderliche und die Hunde zu lieben, wie es häufig bei vornehmen, kinderlosen Frauen der Fall ist. Mit dem Knaben ist ihr geholfen. Sie schlägt die Augen fast schwermüthig nieder. Ein schmerzlicher Zug spielt um ihren schönen, stolzen Mund. Sollte dieser Knabe und die Geschichte seiner Aussetzung

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[52/0062] der rauhen Morgenluft berührt wird; alte Frauen verstehen, Kinder zu behandeln. Hinter der Alten stehen zwei andere Hoffräulein, das nächste, im rothen Gewande, blickt verschämt hinweg, das zweite, gleich hinter der Prinzessin, neugierig auf den frischen Buben. Wie fürstlich steht die Prinzessin hier! Sie ist eine hohe, stolze, lombardische Blondine mit der Krone auf den reichen Haarflechten, die linke Hand in die Taille gelegt, welche durch den Bausch des aufgeschürzten, prächtigen Gewandes mit eingewirkten großen Blumen noch mehr hervorgehoben wird, den rechten Arm um den Nacken eines Fräuleins gelegt, welches in höfischer Gewohnheit sich unter ihr beugt, um es ihr bequem zu machen, und dabei auf den Knaben deutet. Ein phantastisch geputzter Mohrenzwerg, ein kleiner Mephistophiles mit rother Mütze und Hahnenfeder, steht zwischen zwei aneinander gefesselten Windspielen. Dahinter trägt eine Mohrin das Schooßhündchen. Beide gebrauchte der Maler, um durch den Gegensatz, welchen sie in ihrer häßlichen Erscheinung zu der schönen, schlanken Fürstin darstellen, diese noch mehr hervorzuheben. Die Fürstin scheint das Absonderliche und die Hunde zu lieben, wie es häufig bei vornehmen, kinderlosen Frauen der Fall ist. Mit dem Knaben ist ihr geholfen. Sie schlägt die Augen fast schwermüthig nieder. Ein schmerzlicher Zug spielt um ihren schönen, stolzen Mund. Sollte dieser Knabe und die Geschichte seiner Aussetzung

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Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/62>, abgerufen am 27.04.2024.