Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Judenkirchhof.

Ein Gewitter zieht wolkenquirlend am Himmel vorüber; die Sonne hinter Wolken und Bäumen sich verbergend, sendet einen sterbenden Blick auf einen Judenkirchhof bei den Ruinen eines alten Gebäudes. Der Kirchhof wird von einem wilden Waldbache durchschnitten, welcher über Steinblöcke herunter im Vordergrunde einen Wasserfall bildet. Ein knorriger Baumstrunk ist vom Ufer in die Wellen gestürzt und steht darin mit zwei riesigen, rauhen Beinen. Der Stamm, von dem ihn der Blitz herabgeschmettert hat, steht weiter zurück über dem Wasserfalle. Unfern davon steht ein zweiter verdorrter Baum, wie von Alter und Gram gebeugt, die dürren Arme zum gewitternächtigen Himmel emporstreckend. So sehen wir hier Israel und Juda bei einander. In der Mitte des Kirchhofes steht ein weißes, steinernes Grabmonument, dessen Vorderseite vom matten Tageslichte bestrahlt wird, in weißbläulichem Scheine. Rings umher ist Verwüstung, und Todesruhe nach ihr; nur der ewige Wanderer, der Gießbach, geht dazwischen durch, ruhelos, rastlos.

Die Jagd.

Vor uns liegt ein klarer Spiegel eines breiten, seichten Wassers mit darin und daran stehenden und sich spiegelnden Buchen und Pflanzen mitten im Walde.

Judenkirchhof.

Ein Gewitter zieht wolkenquirlend am Himmel vorüber; die Sonne hinter Wolken und Bäumen sich verbergend, sendet einen sterbenden Blick auf einen Judenkirchhof bei den Ruinen eines alten Gebäudes. Der Kirchhof wird von einem wilden Waldbache durchschnitten, welcher über Steinblöcke herunter im Vordergrunde einen Wasserfall bildet. Ein knorriger Baumstrunk ist vom Ufer in die Wellen gestürzt und steht darin mit zwei riesigen, rauhen Beinen. Der Stamm, von dem ihn der Blitz herabgeschmettert hat, steht weiter zurück über dem Wasserfalle. Unfern davon steht ein zweiter verdorrter Baum, wie von Alter und Gram gebeugt, die dürren Arme zum gewitternächtigen Himmel emporstreckend. So sehen wir hier Israel und Juda bei einander. In der Mitte des Kirchhofes steht ein weißes, steinernes Grabmonument, dessen Vorderseite vom matten Tageslichte bestrahlt wird, in weißbläulichem Scheine. Rings umher ist Verwüstung, und Todesruhe nach ihr; nur der ewige Wanderer, der Gießbach, geht dazwischen durch, ruhelos, rastlos.

Die Jagd.

Vor uns liegt ein klarer Spiegel eines breiten, seichten Wassers mit darin und daran stehenden und sich spiegelnden Buchen und Pflanzen mitten im Walde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0202" n="192"/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Judenkirchhof.</hi> </hi> </p>
        <p>Ein Gewitter zieht wolkenquirlend am Himmel vorüber; die Sonne hinter Wolken und Bäumen sich verbergend, sendet einen sterbenden Blick auf einen Judenkirchhof bei den Ruinen eines alten Gebäudes. Der Kirchhof wird von einem wilden Waldbache durchschnitten, welcher über Steinblöcke herunter im Vordergrunde einen Wasserfall bildet. Ein knorriger Baumstrunk ist vom Ufer in die Wellen gestürzt und steht darin mit zwei riesigen, rauhen Beinen. Der Stamm, von dem ihn der Blitz herabgeschmettert hat, steht weiter zurück über dem Wasserfalle. Unfern davon steht ein zweiter verdorrter Baum, wie von Alter und Gram gebeugt, die dürren Arme zum gewitternächtigen Himmel emporstreckend. So sehen wir hier Israel und Juda bei einander. In der Mitte des Kirchhofes steht ein weißes, steinernes Grabmonument, dessen Vorderseite vom matten Tageslichte bestrahlt wird, in weißbläulichem Scheine. Rings umher ist Verwüstung, und Todesruhe nach ihr; nur der ewige Wanderer, der Gießbach, geht dazwischen durch, ruhelos, rastlos.</p>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Jagd.</hi> </p>
        <p>Vor uns liegt ein klarer Spiegel eines breiten, seichten Wassers mit darin und daran stehenden und sich spiegelnden Buchen und Pflanzen mitten im Walde.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0202] Judenkirchhof. Ein Gewitter zieht wolkenquirlend am Himmel vorüber; die Sonne hinter Wolken und Bäumen sich verbergend, sendet einen sterbenden Blick auf einen Judenkirchhof bei den Ruinen eines alten Gebäudes. Der Kirchhof wird von einem wilden Waldbache durchschnitten, welcher über Steinblöcke herunter im Vordergrunde einen Wasserfall bildet. Ein knorriger Baumstrunk ist vom Ufer in die Wellen gestürzt und steht darin mit zwei riesigen, rauhen Beinen. Der Stamm, von dem ihn der Blitz herabgeschmettert hat, steht weiter zurück über dem Wasserfalle. Unfern davon steht ein zweiter verdorrter Baum, wie von Alter und Gram gebeugt, die dürren Arme zum gewitternächtigen Himmel emporstreckend. So sehen wir hier Israel und Juda bei einander. In der Mitte des Kirchhofes steht ein weißes, steinernes Grabmonument, dessen Vorderseite vom matten Tageslichte bestrahlt wird, in weißbläulichem Scheine. Rings umher ist Verwüstung, und Todesruhe nach ihr; nur der ewige Wanderer, der Gießbach, geht dazwischen durch, ruhelos, rastlos. Die Jagd. Vor uns liegt ein klarer Spiegel eines breiten, seichten Wassers mit darin und daran stehenden und sich spiegelnden Buchen und Pflanzen mitten im Walde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-04T10:41:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-04T10:41:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/202
Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/202>, abgerufen am 08.05.2024.