Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Wachtelhündchen hat sie auf dem Schooße, während ihr Kammermädchen beschäftigt ist, ihr die Haarschleife zu stecken. So ist die junge Dame mit ihrer Toilette fertig bis zum Frühstücke, welches der Page herbeibringt. Sie wird später ausgehen, vielleicht zum Morgenbesuch an des Künstlers Wohnung vorbei; denn ihr prächtiger, blauer, mit Atlas gefütterter Mantel liegt bereits auf dem Armstuhle, ihr zur Seite. Das Liebesverhältniß zwischen dem Künstler und seiner Dame scheint Fortschritte gemacht zu haben im
Duett.

Die Schöne ist ein Kind vornehmer Aeltern. Wir sehen sie hier in einem fürstlichen Gemache, oder hat nur des Künstlers Phantasie eine solche Umgebung um sie her gezaubert? Sie steht mit ihrem blonden Lockenköpfchen am Clavier, hinter ihr in reichem, blauseidenen Gewande, den Arm auf die Stuhllehne gelegt, ihre noch hübsche Mutter. Der Anbeter der Clavierspielerin sitzt vor ihr an der Ecke des Claviers mit dem Notenbuche und singt ihr herzschmelzend vor, von ihr vielleicht im Duett und mit Clavierbegleitung unterstützt. Sein Mund spitzt sich zu Flötentönen zusammen; man sieht es der Nase an, daß sie Hoboenklänge vorbringen hilft. Und wie hat er sich herausgeputzt, unwiderstehlich! Und wie elegant einnehmend sitzt er da! Wie zierlich sind die Füße über das Kreuz und der Hut coquett auf den Schooß

Wachtelhündchen hat sie auf dem Schooße, während ihr Kammermädchen beschäftigt ist, ihr die Haarschleife zu stecken. So ist die junge Dame mit ihrer Toilette fertig bis zum Frühstücke, welches der Page herbeibringt. Sie wird später ausgehen, vielleicht zum Morgenbesuch an des Künstlers Wohnung vorbei; denn ihr prächtiger, blauer, mit Atlas gefütterter Mantel liegt bereits auf dem Armstuhle, ihr zur Seite. Das Liebesverhältniß zwischen dem Künstler und seiner Dame scheint Fortschritte gemacht zu haben im
Duett.

Die Schöne ist ein Kind vornehmer Aeltern. Wir sehen sie hier in einem fürstlichen Gemache, oder hat nur des Künstlers Phantasie eine solche Umgebung um sie her gezaubert? Sie steht mit ihrem blonden Lockenköpfchen am Clavier, hinter ihr in reichem, blauseidenen Gewande, den Arm auf die Stuhllehne gelegt, ihre noch hübsche Mutter. Der Anbeter der Clavierspielerin sitzt vor ihr an der Ecke des Claviers mit dem Notenbuche und singt ihr herzschmelzend vor, von ihr vielleicht im Duett und mit Clavierbegleitung unterstützt. Sein Mund spitzt sich zu Flötentönen zusammen; man sieht es der Nase an, daß sie Hoboenklänge vorbringen hilft. Und wie hat er sich herausgeputzt, unwiderstehlich! Und wie elegant einnehmend sitzt er da! Wie zierlich sind die Füße über das Kreuz und der Hut coquett auf den Schooß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="180"/>
Wachtelhündchen hat sie auf dem Schooße, während ihr Kammermädchen beschäftigt ist, ihr die Haarschleife zu stecken. So ist die junge Dame mit ihrer Toilette fertig bis zum Frühstücke, welches der Page herbeibringt. Sie wird später ausgehen, vielleicht zum Morgenbesuch an des Künstlers Wohnung vorbei; denn ihr prächtiger, blauer, mit Atlas gefütterter Mantel liegt bereits auf dem Armstuhle, ihr zur Seite. Das Liebesverhältniß zwischen dem Künstler und seiner Dame scheint Fortschritte gemacht zu haben im<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Duett.</hi></hi></p>
        <p>Die Schöne ist ein Kind vornehmer Aeltern. Wir sehen sie hier in einem fürstlichen Gemache, oder hat nur des Künstlers Phantasie eine solche Umgebung um sie her gezaubert? Sie steht mit ihrem blonden Lockenköpfchen am Clavier, hinter ihr in reichem, blauseidenen Gewande, den Arm auf die Stuhllehne gelegt, ihre noch hübsche Mutter. Der Anbeter der Clavierspielerin sitzt vor ihr an der Ecke des Claviers mit dem Notenbuche und singt ihr herzschmelzend vor, von ihr vielleicht im Duett und mit Clavierbegleitung unterstützt. Sein Mund spitzt sich zu Flötentönen zusammen; man sieht es der Nase an, daß sie Hoboenklänge vorbringen hilft. Und wie hat er sich herausgeputzt, unwiderstehlich! Und wie elegant einnehmend sitzt er da! Wie zierlich sind die Füße über das Kreuz und der Hut coquett auf den Schooß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0190] Wachtelhündchen hat sie auf dem Schooße, während ihr Kammermädchen beschäftigt ist, ihr die Haarschleife zu stecken. So ist die junge Dame mit ihrer Toilette fertig bis zum Frühstücke, welches der Page herbeibringt. Sie wird später ausgehen, vielleicht zum Morgenbesuch an des Künstlers Wohnung vorbei; denn ihr prächtiger, blauer, mit Atlas gefütterter Mantel liegt bereits auf dem Armstuhle, ihr zur Seite. Das Liebesverhältniß zwischen dem Künstler und seiner Dame scheint Fortschritte gemacht zu haben im Duett. Die Schöne ist ein Kind vornehmer Aeltern. Wir sehen sie hier in einem fürstlichen Gemache, oder hat nur des Künstlers Phantasie eine solche Umgebung um sie her gezaubert? Sie steht mit ihrem blonden Lockenköpfchen am Clavier, hinter ihr in reichem, blauseidenen Gewande, den Arm auf die Stuhllehne gelegt, ihre noch hübsche Mutter. Der Anbeter der Clavierspielerin sitzt vor ihr an der Ecke des Claviers mit dem Notenbuche und singt ihr herzschmelzend vor, von ihr vielleicht im Duett und mit Clavierbegleitung unterstützt. Sein Mund spitzt sich zu Flötentönen zusammen; man sieht es der Nase an, daß sie Hoboenklänge vorbringen hilft. Und wie hat er sich herausgeputzt, unwiderstehlich! Und wie elegant einnehmend sitzt er da! Wie zierlich sind die Füße über das Kreuz und der Hut coquett auf den Schooß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-04T10:41:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-04T10:41:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/190
Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/190>, abgerufen am 06.05.2024.