Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Himmels, die Natur aller erschaffenen Wesen und die Wirkungkräfte jedes Dämons."

Hier ist dieselbe Vision, nur verteufelt und gespenstig in verzerrten Traumbildern, welche zwischen Tod und Sünde aus dem Moder herausgeilen. Welche entsetzliche Fratzen brodeln hier aus dem uralten Chaos an das Licht der Oberwelt!

Hier krabbelt unter einer blauen Decke ein Thierwesen heran mit augenbelebtem Pferdeschädel und Wolfstatzen, auf welchem ein Incubus mit Hundeschädel und Gänsefuß in einer kleinen rosafarbenen Kaputze reitet und den Dudelsack bläst; auf seinem Schädel sitzt verkehrt ein Hühnchen, welches Kopf und Füße aus seinem Ei gesteckt hat, und sich unbequem macht. Eine Heerschaar von offenen Frosch- und Krötenmäulern, welche ein höllisches Concert macht, drängt auf den heiligen Antonius ein. Zwischen ihm und der Versucherin declamirt ein Frosch von der Emancipation des Fleisches. Ihm gegenüber sitzt ein Rabe oder Essenkehrer in seiner schwarzen Amtstracht, einen großen Besen in den Händen. Ein betrunkener Musikant, ein unsauberer Galgenvogel, auf dem Kopf eine blaue Mütze und Feder, und mit Vogelfüßen singt unzüchtige Lieder. Seine Frau mit dem Kuhkopf hat ein Exemplar von dem sauberen Liedchen: "Gedruckt in diesem Jahre" in der Hand. Eine schaurige Ungestalt, ein Froschmaul mit Rattenzähnen, hilft bei dieser Musik. Ueber dieser Tollheit oben flattern

Himmels, die Natur aller erschaffenen Wesen und die Wirkungkräfte jedes Dämons.“

Hier ist dieselbe Vision, nur verteufelt und gespenstig in verzerrten Traumbildern, welche zwischen Tod und Sünde aus dem Moder herausgeilen. Welche entsetzliche Fratzen brodeln hier aus dem uralten Chaos an das Licht der Oberwelt!

Hier krabbelt unter einer blauen Decke ein Thierwesen heran mit augenbelebtem Pferdeschädel und Wolfstatzen, auf welchem ein Incubus mit Hundeschädel und Gänsefuß in einer kleinen rosafarbenen Kaputze reitet und den Dudelsack bläst; auf seinem Schädel sitzt verkehrt ein Hühnchen, welches Kopf und Füße aus seinem Ei gesteckt hat, und sich unbequem macht. Eine Heerschaar von offenen Frosch- und Krötenmäulern, welche ein höllisches Concert macht, drängt auf den heiligen Antonius ein. Zwischen ihm und der Versucherin declamirt ein Frosch von der Emancipation des Fleisches. Ihm gegenüber sitzt ein Rabe oder Essenkehrer in seiner schwarzen Amtstracht, einen großen Besen in den Händen. Ein betrunkener Musikant, ein unsauberer Galgenvogel, auf dem Kopf eine blaue Mütze und Feder, und mit Vogelfüßen singt unzüchtige Lieder. Seine Frau mit dem Kuhkopf hat ein Exemplar von dem sauberen Liedchen: „Gedruckt in diesem Jahre“ in der Hand. Eine schaurige Ungestalt, ein Froschmaul mit Rattenzähnen, hilft bei dieser Musik. Ueber dieser Tollheit oben flattern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0138" n="128"/>
Himmels, die Natur aller erschaffenen Wesen und die Wirkungkräfte jedes Dämons.&#x201C;</p>
        <p>Hier ist dieselbe Vision, nur verteufelt und gespenstig in verzerrten Traumbildern, welche zwischen Tod und Sünde aus dem Moder herausgeilen. Welche entsetzliche Fratzen brodeln hier aus dem uralten Chaos an das Licht der Oberwelt!</p>
        <p>Hier krabbelt unter einer blauen Decke ein Thierwesen heran mit augenbelebtem Pferdeschädel und Wolfstatzen, auf welchem ein Incubus mit Hundeschädel und Gänsefuß in einer kleinen rosafarbenen Kaputze reitet und den Dudelsack bläst; auf seinem Schädel sitzt verkehrt ein Hühnchen, welches Kopf und Füße aus seinem Ei gesteckt hat, und sich unbequem macht. Eine Heerschaar von offenen Frosch- und Krötenmäulern, welche ein höllisches Concert macht, drängt auf den heiligen Antonius ein. Zwischen ihm und der Versucherin declamirt ein Frosch von der Emancipation des Fleisches. Ihm gegenüber sitzt ein Rabe oder Essenkehrer in seiner schwarzen Amtstracht, einen großen Besen in den Händen. Ein betrunkener Musikant, ein unsauberer Galgenvogel, auf dem Kopf eine blaue Mütze und Feder, und mit Vogelfüßen singt unzüchtige Lieder. Seine Frau mit dem Kuhkopf hat ein Exemplar von dem sauberen Liedchen: &#x201E;Gedruckt in diesem Jahre&#x201C; in der Hand. Eine schaurige Ungestalt, ein Froschmaul mit Rattenzähnen, hilft bei dieser Musik. Ueber dieser Tollheit oben flattern
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0138] Himmels, die Natur aller erschaffenen Wesen und die Wirkungkräfte jedes Dämons.“ Hier ist dieselbe Vision, nur verteufelt und gespenstig in verzerrten Traumbildern, welche zwischen Tod und Sünde aus dem Moder herausgeilen. Welche entsetzliche Fratzen brodeln hier aus dem uralten Chaos an das Licht der Oberwelt! Hier krabbelt unter einer blauen Decke ein Thierwesen heran mit augenbelebtem Pferdeschädel und Wolfstatzen, auf welchem ein Incubus mit Hundeschädel und Gänsefuß in einer kleinen rosafarbenen Kaputze reitet und den Dudelsack bläst; auf seinem Schädel sitzt verkehrt ein Hühnchen, welches Kopf und Füße aus seinem Ei gesteckt hat, und sich unbequem macht. Eine Heerschaar von offenen Frosch- und Krötenmäulern, welche ein höllisches Concert macht, drängt auf den heiligen Antonius ein. Zwischen ihm und der Versucherin declamirt ein Frosch von der Emancipation des Fleisches. Ihm gegenüber sitzt ein Rabe oder Essenkehrer in seiner schwarzen Amtstracht, einen großen Besen in den Händen. Ein betrunkener Musikant, ein unsauberer Galgenvogel, auf dem Kopf eine blaue Mütze und Feder, und mit Vogelfüßen singt unzüchtige Lieder. Seine Frau mit dem Kuhkopf hat ein Exemplar von dem sauberen Liedchen: „Gedruckt in diesem Jahre“ in der Hand. Eine schaurige Ungestalt, ein Froschmaul mit Rattenzähnen, hilft bei dieser Musik. Ueber dieser Tollheit oben flattern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-04T10:41:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-04T10:41:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/138
Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/138>, abgerufen am 05.05.2024.