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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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auf die Nacht ein Bette geben, wo er des sanf¬
testen Schlafes genoß, weil er auf keine Zu¬
kunft mehr rechnete, und von keinem einzigen
Gedanken an die Zukunft oder an sein eigenes
Schicksal mehr gestört wurde, denn nun war
er mit seinen Aussichten ganz am Ende.

Am andern Morgen aber fühlte er, daß
dieser wohlthätige Schlaf aufs neue seine schlum¬
mernden Kräfte erweckt hatte -- er fühlte wie¬
der statt der Lähmung einen gewissen Trotz und
Erbitterung gegen das Schicksal, wodurch er
Muth bekam, noch einmal alles zu dulden, und
alles zu wagen, um seinen Endzweck dennoch
zu erreichen: er entschloß sich, der Barzanti¬
schen Schauspielergesellschaft nachzureisen, und
von Eisenach bis Mühlhausen denselben Weg,
den er gekommen war, wieder zurückgehn.

Nachdem er nun in dem Gasthofe seine
Zeche bezahlt hatte, so blieben ihm von seinem
ganzen Vermögen noch fünf oder sechs Dreier
übrig, womit er auf die Wartenburg stieg,
und von da die weite und schöne Gegend vor
sich übersahe.

auf die Nacht ein Bette geben, wo er des ſanf¬
teſten Schlafes genoß, weil er auf keine Zu¬
kunft mehr rechnete, und von keinem einzigen
Gedanken an die Zukunft oder an ſein eigenes
Schickſal mehr geſtoͤrt wurde, denn nun war
er mit ſeinen Ausſichten ganz am Ende.

Am andern Morgen aber fuͤhlte er, daß
dieſer wohlthaͤtige Schlaf aufs neue ſeine ſchlum¬
mernden Kraͤfte erweckt hatte — er fuͤhlte wie¬
der ſtatt der Laͤhmung einen gewiſſen Trotz und
Erbitterung gegen das Schickſal, wodurch er
Muth bekam, noch einmal alles zu dulden, und
alles zu wagen, um ſeinen Endzweck dennoch
zu erreichen: er entſchloß ſich, der Barzanti¬
ſchen Schauſpielergeſellſchaft nachzureiſen, und
von Eiſenach bis Muͤhlhauſen denſelben Weg,
den er gekommen war, wieder zuruͤckgehn.

Nachdem er nun in dem Gaſthofe ſeine
Zeche bezahlt hatte, ſo blieben ihm von ſeinem
ganzen Vermoͤgen noch fuͤnf oder ſechs Dreier
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und von da die weite und ſchoͤne Gegend vor
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[79/0093] auf die Nacht ein Bette geben, wo er des ſanf¬ teſten Schlafes genoß, weil er auf keine Zu¬ kunft mehr rechnete, und von keinem einzigen Gedanken an die Zukunft oder an ſein eigenes Schickſal mehr geſtoͤrt wurde, denn nun war er mit ſeinen Ausſichten ganz am Ende. Am andern Morgen aber fuͤhlte er, daß dieſer wohlthaͤtige Schlaf aufs neue ſeine ſchlum¬ mernden Kraͤfte erweckt hatte — er fuͤhlte wie¬ der ſtatt der Laͤhmung einen gewiſſen Trotz und Erbitterung gegen das Schickſal, wodurch er Muth bekam, noch einmal alles zu dulden, und alles zu wagen, um ſeinen Endzweck dennoch zu erreichen: er entſchloß ſich, der Barzanti¬ ſchen Schauſpielergeſellſchaft nachzureiſen, und von Eiſenach bis Muͤhlhauſen denſelben Weg, den er gekommen war, wieder zuruͤckgehn. Nachdem er nun in dem Gaſthofe ſeine Zeche bezahlt hatte, ſo blieben ihm von ſeinem ganzen Vermoͤgen noch fuͤnf oder ſechs Dreier uͤbrig, womit er auf die Wartenburg ſtieg, und von da die weite und ſchoͤne Gegend vor ſich uͤberſahe.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/93>, abgerufen am 22.11.2024.