seinem Vermögen hatte; und das Geld konnte in einem Tage verdient werden.
Der Entschluß, um diesen Tagelohn zu ar¬ beiten, war in dem Augenblicke bei Reisern schon so gewiß, daß er innerlich lachen mußte, daß der Arbeiter, während er mit ihm sprach, die Mütze vor ihm abnahm, und nicht wußte, daß sie vielleicht Morgen Kameraden seyn würden.
Das einzige, was seine Erbitterung, und Selbsthaß und Selbstverachtung mildern konnte, war dieser Entschluß, worinn er sich selbst wie¬ der ehrte. Denn nun wollte er seinen wahren Zustand seinem Wirth entdecken, seinen Degen, sein Kleid ihm für die Bezahlung lassen, und dann beim Schloßbau Steine zuführen.
Während nun dies in seinen Gedanken vor¬ ging, glaubte er selbst, es sey sein wahrer Ernst, und wußte nicht, daß seine Einbildungskraft ihn wieder täuschte, und daß er schon wieder in Gedanken eine Rolle spielte.
Denn als Handlanger beim Schloßbau war er nun das Niedrigste, was er nur seyn konnte; diese selbst gewählte freiwillige Niedrigkeit hatte einen außerordentlichen Reiz für ihn -- er lebte
ſeinem Vermoͤgen hatte; und das Geld konnte in einem Tage verdient werden.
Der Entſchluß, um dieſen Tagelohn zu ar¬ beiten, war in dem Augenblicke bei Reiſern ſchon ſo gewiß, daß er innerlich lachen mußte, daß der Arbeiter, waͤhrend er mit ihm ſprach, die Muͤtze vor ihm abnahm, und nicht wußte, daß ſie vielleicht Morgen Kameraden ſeyn wuͤrden.
Das einzige, was ſeine Erbitterung, und Selbſthaß und Selbſtverachtung mildern konnte, war dieſer Entſchluß, worinn er ſich ſelbſt wie¬ der ehrte. Denn nun wollte er ſeinen wahren Zuſtand ſeinem Wirth entdecken, ſeinen Degen, ſein Kleid ihm fuͤr die Bezahlung laſſen, und dann beim Schloßbau Steine zufuͤhren.
Waͤhrend nun dies in ſeinen Gedanken vor¬ ging, glaubte er ſelbſt, es ſey ſein wahrer Ernſt, und wußte nicht, daß ſeine Einbildungskraft ihn wieder taͤuſchte, und daß er ſchon wieder in Gedanken eine Rolle ſpielte.
Denn als Handlanger beim Schloßbau war er nun das Niedrigſte, was er nur ſeyn konnte; dieſe ſelbſt gewaͤhlte freiwillige Niedrigkeit hatte einen außerordentlichen Reiz fuͤr ihn — er lebte
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ſeinem Vermoͤgen hatte; und das Geld konnte
in einem Tage verdient werden.
Der Entſchluß, um dieſen Tagelohn zu ar¬
beiten, war in dem Augenblicke bei Reiſern
ſchon ſo gewiß, daß er innerlich lachen mußte,
daß der Arbeiter, waͤhrend er mit ihm ſprach, die
Muͤtze vor ihm abnahm, und nicht wußte, daß
ſie vielleicht Morgen Kameraden ſeyn wuͤrden.
Das einzige, was ſeine Erbitterung, und
Selbſthaß und Selbſtverachtung mildern konnte,
war dieſer Entſchluß, worinn er ſich ſelbſt wie¬
der ehrte. Denn nun wollte er ſeinen wahren
Zuſtand ſeinem Wirth entdecken, ſeinen Degen,
ſein Kleid ihm fuͤr die Bezahlung laſſen, und
dann beim Schloßbau Steine zufuͤhren.
Waͤhrend nun dies in ſeinen Gedanken vor¬
ging, glaubte er ſelbſt, es ſey ſein wahrer Ernſt,
und wußte nicht, daß ſeine Einbildungskraft
ihn wieder taͤuſchte, und daß er ſchon wieder
in Gedanken eine Rolle ſpielte.
Denn als Handlanger beim Schloßbau war
er nun das Niedrigſte, was er nur ſeyn konnte;
dieſe ſelbſt gewaͤhlte freiwillige Niedrigkeit hatte
einen außerordentlichen Reiz fuͤr ihn — er lebte
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/86>, abgerufen am 31.07.2024.
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