Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

seinen eigenen Fleiß zu nähren, und auf dem
Theater umsonst zu dienen. -- Dieser Entschluß
wurde immer lebhafter bei ihm, und er traute
seinen Kräften alles zu, sobald er nur wieder
einen Schimmer von Hoffnung vor sich sahe,
sein Ziel zu erreichen.

Während dieser Gedanken zog er sich an,
und ging zu Eckhof, dem er seinen Entschluß
entdeckte, und dessen Rath er sich ausbat, in¬
dem er versicherte, daß er für sich selbst leben
könne, ohne doch von der Art, wie er zu leben
dächte, sich etwas merken zu lassen.

Eckhof lobte und billigte seine Standhaftig¬
keit, und sagte ihm, er zweifle nicht, daß dieß
Anerbieten werde angenommen werden. Der
Bibliothekarius Reichardt, welchem Reiser eben
diesen Entschluß bekannt machte, versprach,
ihm den andern Tag Bescheid darauf zu geben.

Und nun kehrte Reiser voll neuer Hoffnung
wieder zu Hause -- sein ganzes Beginnen kam
ihm nun selber noch ehrenvoller vor, weil er
mit der Kunst zugleich den Fleiß in nützlichen
Geschäften und nährendem Erwerb verband --

E 3

ſeinen eigenen Fleiß zu naͤhren, und auf dem
Theater umſonſt zu dienen. — Dieſer Entſchluß
wurde immer lebhafter bei ihm, und er traute
ſeinen Kraͤften alles zu, ſobald er nur wieder
einen Schimmer von Hoffnung vor ſich ſahe,
ſein Ziel zu erreichen.

Waͤhrend dieſer Gedanken zog er ſich an,
und ging zu Eckhof, dem er ſeinen Entſchluß
entdeckte, und deſſen Rath er ſich ausbat, in¬
dem er verſicherte, daß er fuͤr ſich ſelbſt leben
koͤnne, ohne doch von der Art, wie er zu leben
daͤchte, ſich etwas merken zu laſſen.

Eckhof lobte und billigte ſeine Standhaftig¬
keit, und ſagte ihm, er zweifle nicht, daß dieß
Anerbieten werde angenommen werden. Der
Bibliothekarius Reichardt, welchem Reiſer eben
dieſen Entſchluß bekannt machte, verſprach,
ihm den andern Tag Beſcheid darauf zu geben.

Und nun kehrte Reiſer voll neuer Hoffnung
wieder zu Hauſe — ſein ganzes Beginnen kam
ihm nun ſelber noch ehrenvoller vor, weil er
mit der Kunſt zugleich den Fleiß in nuͤtzlichen
Geſchaͤften und naͤhrendem Erwerb verband —

E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0083" n="69"/>
&#x017F;einen eigenen Fleiß zu na&#x0364;hren, und auf dem<lb/>
Theater um&#x017F;on&#x017F;t zu dienen. &#x2014; Die&#x017F;er Ent&#x017F;chluß<lb/>
wurde immer lebhafter bei ihm, und er traute<lb/>
&#x017F;einen Kra&#x0364;ften alles zu, &#x017F;obald er nur wieder<lb/>
einen Schimmer von Hoffnung vor &#x017F;ich &#x017F;ahe,<lb/>
&#x017F;ein Ziel zu erreichen.</p><lb/>
      <p>Wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Gedanken zog er &#x017F;ich an,<lb/>
und ging zu Eckhof, dem er &#x017F;einen Ent&#x017F;chluß<lb/>
entdeckte, und de&#x017F;&#x017F;en Rath er &#x017F;ich ausbat, in¬<lb/>
dem er ver&#x017F;icherte, daß er fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t leben<lb/>
ko&#x0364;nne, ohne doch von der Art, wie er zu leben<lb/>
da&#x0364;chte, &#x017F;ich etwas merken zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
      <p>Eckhof lobte und billigte &#x017F;eine Standhaftig¬<lb/>
keit, und &#x017F;agte ihm, er zweifle nicht, daß dieß<lb/>
Anerbieten werde angenommen werden. Der<lb/>
Bibliothekarius Reichardt, welchem Rei&#x017F;er eben<lb/>
die&#x017F;en Ent&#x017F;chluß bekannt machte, ver&#x017F;prach,<lb/>
ihm den andern Tag Be&#x017F;cheid darauf zu geben.</p><lb/>
      <p>Und nun kehrte Rei&#x017F;er voll neuer Hoffnung<lb/>
wieder zu Hau&#x017F;e &#x2014; &#x017F;ein ganzes Beginnen kam<lb/>
ihm nun &#x017F;elber noch ehrenvoller vor, weil er<lb/>
mit der Kun&#x017F;t zugleich den Fleiß in nu&#x0364;tzlichen<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ften und na&#x0364;hrendem Erwerb verband &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3<lb/></fw>
</p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0083] ſeinen eigenen Fleiß zu naͤhren, und auf dem Theater umſonſt zu dienen. — Dieſer Entſchluß wurde immer lebhafter bei ihm, und er traute ſeinen Kraͤften alles zu, ſobald er nur wieder einen Schimmer von Hoffnung vor ſich ſahe, ſein Ziel zu erreichen. Waͤhrend dieſer Gedanken zog er ſich an, und ging zu Eckhof, dem er ſeinen Entſchluß entdeckte, und deſſen Rath er ſich ausbat, in¬ dem er verſicherte, daß er fuͤr ſich ſelbſt leben koͤnne, ohne doch von der Art, wie er zu leben daͤchte, ſich etwas merken zu laſſen. Eckhof lobte und billigte ſeine Standhaftig¬ keit, und ſagte ihm, er zweifle nicht, daß dieß Anerbieten werde angenommen werden. Der Bibliothekarius Reichardt, welchem Reiſer eben dieſen Entſchluß bekannt machte, verſprach, ihm den andern Tag Beſcheid darauf zu geben. Und nun kehrte Reiſer voll neuer Hoffnung wieder zu Hauſe — ſein ganzes Beginnen kam ihm nun ſelber noch ehrenvoller vor, weil er mit der Kunſt zugleich den Fleiß in nuͤtzlichen Geſchaͤften und naͤhrendem Erwerb verband — E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/83
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/83>, abgerufen am 25.11.2024.