Und ob er sich gleich seinem Wirth nicht ganz entdeckte, so schien dieser doch gar nicht mehr daran zu zweifeln, daß er nun in Gotha bleiben, und seine theatralische Laufbahn hier antreten würde.
Voller Zutrauen zu sich selbst und seinem Schicksale, brachte nun Reiser in der Gesell¬ schaft des alten Hauptmanns, des Hoflaquaien und seines Wirths den Mittag höchst angenehm zu; und voll von schimmernden Aussichten, wor¬ in ihn alles bestärkte, überschritt er durch dieß Mittagsessen zum erstenmal im Tanmel der Freude, den Bestand seiner Kasse, und dünkte sich nun dadurch um desto fester an diesen Ort und an die hartnäckigste Verfolgung seines Plans gebunden.
Er machte nun fast täglich bei Eckhof seinen Besuch, und dieser rieth ihn, fürs erste die Pro¬ ben im Schauspielhause fleißig zu besuchen, wel¬ ches Reiser that, und den alten Eckhof hier ganz in seinem Elemente sahe, wie er auf jede Kleinigkeit aufmerksam war, und auch den er¬ sten Schauspielern noch manche Erinnerung gab. Auch wurde Reisern erlaubt, die Komödie un¬
Und ob er ſich gleich ſeinem Wirth nicht ganz entdeckte, ſo ſchien dieſer doch gar nicht mehr daran zu zweifeln, daß er nun in Gotha bleiben, und ſeine theatraliſche Laufbahn hier antreten wuͤrde.
Voller Zutrauen zu ſich ſelbſt und ſeinem Schickſale, brachte nun Reiſer in der Geſell¬ ſchaft des alten Hauptmanns, des Hoflaquaien und ſeines Wirths den Mittag hoͤchſt angenehm zu; und voll von ſchimmernden Ausſichten, wor¬ in ihn alles beſtaͤrkte, uͤberſchritt er durch dieß Mittagseſſen zum erſtenmal im Tanmel der Freude, den Beſtand ſeiner Kaſſe, und duͤnkte ſich nun dadurch um deſto feſter an dieſen Ort und an die hartnaͤckigſte Verfolgung ſeines Plans gebunden.
Er machte nun faſt taͤglich bei Eckhof ſeinen Beſuch, und dieſer rieth ihn, fuͤrs erſte die Pro¬ ben im Schauſpielhauſe fleißig zu beſuchen, wel¬ ches Reiſer that, und den alten Eckhof hier ganz in ſeinem Elemente ſahe, wie er auf jede Kleinigkeit aufmerkſam war, und auch den er¬ ſten Schauſpielern noch manche Erinnerung gab. Auch wurde Reiſern erlaubt, die Komoͤdie un¬
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Und ob er ſich gleich ſeinem Wirth nicht
ganz entdeckte, ſo ſchien dieſer doch gar nicht
mehr daran zu zweifeln, daß er nun in Gotha
bleiben, und ſeine theatraliſche Laufbahn hier
antreten wuͤrde.
Voller Zutrauen zu ſich ſelbſt und ſeinem
Schickſale, brachte nun Reiſer in der Geſell¬
ſchaft des alten Hauptmanns, des Hoflaquaien
und ſeines Wirths den Mittag hoͤchſt angenehm
zu; und voll von ſchimmernden Ausſichten, wor¬
in ihn alles beſtaͤrkte, uͤberſchritt er durch dieß
Mittagseſſen zum erſtenmal im Tanmel der
Freude, den Beſtand ſeiner Kaſſe, und duͤnkte
ſich nun dadurch um deſto feſter an dieſen Ort
und an die hartnaͤckigſte Verfolgung ſeines
Plans gebunden.
Er machte nun faſt taͤglich bei Eckhof ſeinen
Beſuch, und dieſer rieth ihn, fuͤrs erſte die Pro¬
ben im Schauſpielhauſe fleißig zu beſuchen, wel¬
ches Reiſer that, und den alten Eckhof hier
ganz in ſeinem Elemente ſahe, wie er auf jede
Kleinigkeit aufmerkſam war, und auch den er¬
ſten Schauſpielern noch manche Erinnerung gab.
Auch wurde Reiſern erlaubt, die Komoͤdie un¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/72>, abgerufen am 16.02.2025.
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