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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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sechzehn Jahr) wohl sehr selten sind, ein Muster
von Tugend werden müssen.

Aber dies war es, was ihn immer wieder
niederschlug, die Meinung der Menschen von
ihm, welche er mit Gewalt nicht umändern
konnte, und die doch ohnerachtet aller seiner Be¬
strebungen, ein beßrer Mensch zu werden, sich
nicht ganz wieder zu seinem Vorthell lenken
wollte -- er schien es nun einmal zu sehr ver¬
dorben und zu sehr die Erwartung aller von ihm
getäuscht zu haben, als daß er sich je die vorige
Achtung und Liebe der Menschen hätte wieder
erwerben können. --

Insbesondre war ein Verdacht auf ihn gefal¬
len, der ihn sehr unverdienter Weise traf, --
dies war der Verdacht der Lüderlichkeit, weil
er bei einen so lüderlichen Menschen, wie G...
war, gewohnt hatte. -- Reiser war so weit hie¬
von entfernt, daß ihm drei Jahre nachher, da er
zufälliger Weise ein anatomisches Buch zu sehen
bekam, über gewisse Dinge ein Licht aufging,
wovon damals seine Begriffe noch sehr dunkel
und verworren waren.

ſechzehn Jahr) wohl ſehr ſelten ſind, ein Muſter
von Tugend werden muͤſſen.

Aber dies war es, was ihn immer wieder
niederſchlug, die Meinung der Menſchen von
ihm, welche er mit Gewalt nicht umaͤndern
konnte, und die doch ohnerachtet aller ſeiner Be¬
ſtrebungen, ein beßrer Menſch zu werden, ſich
nicht ganz wieder zu ſeinem Vorthell lenken
wollte — er ſchien es nun einmal zu ſehr ver¬
dorben und zu ſehr die Erwartung aller von ihm
getaͤuſcht zu haben, als daß er ſich je die vorige
Achtung und Liebe der Menſchen haͤtte wieder
erwerben koͤnnen. —

Insbeſondre war ein Verdacht auf ihn gefal¬
len, der ihn ſehr unverdienter Weiſe traf, —
dies war der Verdacht der Luͤderlichkeit, weil
er bei einen ſo luͤderlichen Menſchen, wie G...
war, gewohnt hatte. — Reiſer war ſo weit hie¬
von entfernt, daß ihm drei Jahre nachher, da er
zufaͤlliger Weiſe ein anatomiſches Buch zu ſehen
bekam, uͤber gewiſſe Dinge ein Licht aufging,
wovon damals ſeine Begriffe noch ſehr dunkel
und verworren waren.

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[18/0028] ſechzehn Jahr) wohl ſehr ſelten ſind, ein Muſter von Tugend werden muͤſſen. Aber dies war es, was ihn immer wieder niederſchlug, die Meinung der Menſchen von ihm, welche er mit Gewalt nicht umaͤndern konnte, und die doch ohnerachtet aller ſeiner Be¬ ſtrebungen, ein beßrer Menſch zu werden, ſich nicht ganz wieder zu ſeinem Vorthell lenken wollte — er ſchien es nun einmal zu ſehr ver¬ dorben und zu ſehr die Erwartung aller von ihm getaͤuſcht zu haben, als daß er ſich je die vorige Achtung und Liebe der Menſchen haͤtte wieder erwerben koͤnnen. — Insbeſondre war ein Verdacht auf ihn gefal¬ len, der ihn ſehr unverdienter Weiſe traf, — dies war der Verdacht der Luͤderlichkeit, weil er bei einen ſo luͤderlichen Menſchen, wie G... war, gewohnt hatte. — Reiſer war ſo weit hie¬ von entfernt, daß ihm drei Jahre nachher, da er zufaͤlliger Weiſe ein anatomiſches Buch zu ſehen bekam, uͤber gewiſſe Dinge ein Licht aufging, wovon damals ſeine Begriffe noch ſehr dunkel und verworren waren.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/28>, abgerufen am 21.11.2024.