das durch tausend drückende Lagen ein¬ mal ganz unter die Herrschaft der Phan¬ tasie zurückgedrängt war, die nun über dasselbe ihre Rechte ausüben wollte. -- -- Die Seite war bis zur höchsten Span¬ nung hinaufgewunden und nun sprang sie. --
Als diese schreckliche Probe vorbei war, so fand sich Reiser wieder ganz allein, ohne einen Feund, ohne einen der sich seiner annahm. -- Er wollte doch jemanden seinen Kummer klagen, und ging zu J. . ., der sich von dem Augenblick fester wie jemals an ihn schloß, weil gerade das¬ selbe Bedürfniß bey ihm war, was Reisern zu ihm trieb. --
J. . .s Phantasie war ebenfalls bis auf den höchsten Grad gespannt, und sein Hang zum Theater überwiegend geworden, er bedurfte ei¬ nen, dem er seine geheimsten Wünsche, und seinen Kummer entdecken konnte. --
Nun hatten sein Vater und sein älterer Bru¬ der nicht ohne Grund befürchtet, daß der Hang zum Theater, durch den großen Beifall, den er sich durch sein Spiel erwarb, zu sehr genährt
3r Theil. O
das durch tauſend druͤckende Lagen ein¬ mal ganz unter die Herrſchaft der Phan¬ taſie zuruͤckgedraͤngt war, die nun uͤber daſſelbe ihre Rechte ausuͤben wollte. — — Die Seite war bis zur hoͤchſten Span¬ nung hinaufgewunden und nun ſprang ſie. —
Als dieſe ſchreckliche Probe vorbei war, ſo fand ſich Reiſer wieder ganz allein, ohne einen Feund, ohne einen der ſich ſeiner annahm. — Er wollte doch jemanden ſeinen Kummer klagen, und ging zu J. . ., der ſich von dem Augenblick feſter wie jemals an ihn ſchloß, weil gerade daſ¬ ſelbe Beduͤrfniß bey ihm war, was Reiſern zu ihm trieb. —
J. . .s Phantaſie war ebenfalls bis auf den hoͤchſten Grad geſpannt, und ſein Hang zum Theater uͤberwiegend geworden, er bedurfte ei¬ nen, dem er ſeine geheimſten Wuͤnſche, und ſeinen Kummer entdecken konnte. —
Nun hatten ſein Vater und ſein aͤlterer Bru¬ der nicht ohne Grund befuͤrchtet, daß der Hang zum Theater, durch den großen Beifall, den er ſich durch ſein Spiel erwarb, zu ſehr genaͤhrt
3r Theil. O
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[209/0219]
das durch tauſend druͤckende Lagen ein¬
mal ganz unter die Herrſchaft der Phan¬
taſie zuruͤckgedraͤngt war, die nun uͤber
daſſelbe ihre Rechte ausuͤben wollte. —
— Die Seite war bis zur hoͤchſten Span¬
nung hinaufgewunden und nun ſprang
ſie. —
Als dieſe ſchreckliche Probe vorbei war, ſo
fand ſich Reiſer wieder ganz allein, ohne einen
Feund, ohne einen der ſich ſeiner annahm. —
Er wollte doch jemanden ſeinen Kummer klagen,
und ging zu J. . ., der ſich von dem Augenblick
feſter wie jemals an ihn ſchloß, weil gerade daſ¬
ſelbe Beduͤrfniß bey ihm war, was Reiſern zu
ihm trieb. —
J. . .s Phantaſie war ebenfalls bis auf den
hoͤchſten Grad geſpannt, und ſein Hang zum
Theater uͤberwiegend geworden, er bedurfte ei¬
nen, dem er ſeine geheimſten Wuͤnſche, und ſeinen
Kummer entdecken konnte. —
Nun hatten ſein Vater und ſein aͤlterer Bru¬
der nicht ohne Grund befuͤrchtet, daß der Hang
zum Theater, durch den großen Beifall, den er
ſich durch ſein Spiel erwarb, zu ſehr genaͤhrt
3r Theil. O
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/219>, abgerufen am 16.02.2025.
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