Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

hatte, gerade zu, aber er behielt auch nicht einen
Heller übrig, und befand sich nun achtzehn Mei¬
len von H. . ., zwölf Meilen von dem Ort, wo
seine Eltern wohnten, und sechs Meilen von
Bremen. -- Er gab vor, daß er nun nicht nach
der Seeküste mitfahren könne, weil er überlegt
habe, daß es ihn doch zu lange aufhalten würde,
und so wanderte er nun, froh, daß er noch so
mit Ehren davon gekommen war, aus seiner
nächtlichen Herberge den geraden Weg wieder
auf Bremen zu. --

Sein Brief an den Kaufmannsdiener in Bre¬
men war nun noch seine einzige Hoffnung --
ohne diesen war er, zwölf Meilen weit, bis zu
dem Wohnorte seiner Eltern, von aller Welt
verlassen. --

Er war noch nüchtern, wie er seine Reise an¬
trat, und mußte sich nun darauf gefaßt machen,
den ganzen Tag so zu bleiben. -- Der Weg,
welcher anfänglich längst dem Ufer der Weser
hinging, war sandigt, und ermüdend -- dem
ohngeachtet aber ging er gutes Muths fort, bis
es gegen Mittag kam, und die Sonnenhitze
brennend wurde. --

hatte, gerade zu, aber er behielt auch nicht einen
Heller uͤbrig, und befand ſich nun achtzehn Mei¬
len von H. . ., zwoͤlf Meilen von dem Ort, wo
ſeine Eltern wohnten, und ſechs Meilen von
Bremen. — Er gab vor, daß er nun nicht nach
der Seekuͤſte mitfahren koͤnne, weil er uͤberlegt
habe, daß es ihn doch zu lange aufhalten wuͤrde,
und ſo wanderte er nun, froh, daß er noch ſo
mit Ehren davon gekommen war, aus ſeiner
naͤchtlichen Herberge den geraden Weg wieder
auf Bremen zu. —

Sein Brief an den Kaufmannsdiener in Bre¬
men war nun noch ſeine einzige Hoffnung —
ohne dieſen war er, zwoͤlf Meilen weit, bis zu
dem Wohnorte ſeiner Eltern, von aller Welt
verlaſſen. —

Er war noch nuͤchtern, wie er ſeine Reiſe an¬
trat, und mußte ſich nun darauf gefaßt machen,
den ganzen Tag ſo zu bleiben. — Der Weg,
welcher anfaͤnglich laͤngſt dem Ufer der Weſer
hinging, war ſandigt, und ermuͤdend — dem
ohngeachtet aber ging er gutes Muths fort, bis
es gegen Mittag kam, und die Sonnenhitze
brennend wurde. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0174" n="164"/>
hatte, gerade zu, aber er behielt auch nicht einen<lb/>
Heller u&#x0364;brig, und befand &#x017F;ich nun achtzehn Mei¬<lb/>
len von H. . ., zwo&#x0364;lf Meilen von dem Ort, wo<lb/>
&#x017F;eine Eltern wohnten, und &#x017F;echs Meilen von<lb/>
Bremen. &#x2014; Er gab vor, daß er nun nicht nach<lb/>
der Seeku&#x0364;&#x017F;te mitfahren ko&#x0364;nne, weil er u&#x0364;berlegt<lb/>
habe, daß es ihn doch zu lange aufhalten wu&#x0364;rde,<lb/>
und &#x017F;o wanderte er nun, froh, daß er noch &#x017F;o<lb/>
mit Ehren davon gekommen war, aus &#x017F;einer<lb/>
na&#x0364;chtlichen Herberge den geraden Weg wieder<lb/>
auf Bremen zu. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Sein Brief an den Kaufmannsdiener in Bre¬<lb/>
men war nun noch &#x017F;eine einzige Hoffnung &#x2014;<lb/>
ohne die&#x017F;en war er, zwo&#x0364;lf Meilen weit, bis zu<lb/>
dem Wohnorte &#x017F;einer Eltern, von aller Welt<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Er war noch nu&#x0364;chtern, wie er &#x017F;eine Rei&#x017F;e an¬<lb/>
trat, und mußte &#x017F;ich nun darauf gefaßt machen,<lb/>
den ganzen Tag &#x017F;o zu bleiben. &#x2014; Der Weg,<lb/>
welcher anfa&#x0364;nglich la&#x0364;ng&#x017F;t dem Ufer der We&#x017F;er<lb/>
hinging, war &#x017F;andigt, und ermu&#x0364;dend &#x2014; dem<lb/>
ohngeachtet aber ging er gutes Muths fort, bis<lb/>
es gegen Mittag kam, und die Sonnenhitze<lb/>
brennend wurde. &#x2014;</p><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0174] hatte, gerade zu, aber er behielt auch nicht einen Heller uͤbrig, und befand ſich nun achtzehn Mei¬ len von H. . ., zwoͤlf Meilen von dem Ort, wo ſeine Eltern wohnten, und ſechs Meilen von Bremen. — Er gab vor, daß er nun nicht nach der Seekuͤſte mitfahren koͤnne, weil er uͤberlegt habe, daß es ihn doch zu lange aufhalten wuͤrde, und ſo wanderte er nun, froh, daß er noch ſo mit Ehren davon gekommen war, aus ſeiner naͤchtlichen Herberge den geraden Weg wieder auf Bremen zu. — Sein Brief an den Kaufmannsdiener in Bre¬ men war nun noch ſeine einzige Hoffnung — ohne dieſen war er, zwoͤlf Meilen weit, bis zu dem Wohnorte ſeiner Eltern, von aller Welt verlaſſen. — Er war noch nuͤchtern, wie er ſeine Reiſe an¬ trat, und mußte ſich nun darauf gefaßt machen, den ganzen Tag ſo zu bleiben. — Der Weg, welcher anfaͤnglich laͤngſt dem Ufer der Weſer hinging, war ſandigt, und ermuͤdend — dem ohngeachtet aber ging er gutes Muths fort, bis es gegen Mittag kam, und die Sonnenhitze brennend wurde. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/174
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/174>, abgerufen am 21.11.2024.