Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Und droht die Krankheit dir mit schreckendem Gefieder -- Nagt nun am Herzen dir -- Und grinset dann der Tod Des Grabes Schreckenbild dich an -- so falle nieder Vor ihm und bet ihn an -- Verwesung ist dein Gott! Dann sinke in dein Grab -- vereine mit dem Staube Die Seele, die dem Wahn hier in dir selbst begrub -- Und werde, wenn du kannst, dem ewgen Nichts zum Raube, Du, den zum denkenden Geschöpfe Gott erhub. -- Wer seinen Gott verkennt, dem wird die Welt
zur Hölle -- Er selbst ist nur ein Traum, und um ihn her ist Wahn -- Und droht die Krankheit dir mit ſchreckendem Gefieder — Nagt nun am Herzen dir — Und grinſet dann der Tod Des Grabes Schreckenbild dich an — ſo falle nieder Vor ihm und bet ihn an — Verweſung iſt dein Gott! Dann ſinke in dein Grab — vereine mit dem Staube Die Seele, die dem Wahn hier in dir ſelbſt begrub — Und werde, wenn du kannſt, dem ewgen Nichts zum Raube, Du, den zum denkenden Geſchoͤpfe Gott erhub. — Wer ſeinen Gott verkennt, dem wird die Welt
zur Hoͤlle — Er ſelbſt iſt nur ein Traum, und um ihn her iſt Wahn — <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <pb facs="#f0126" n="116"/> <lg n="8"> <l>Und droht die Krankheit dir mit ſchreckendem</l><lb/> <l>Gefieder —</l><lb/> <l>Nagt nun am Herzen dir — Und grinſet dann</l><lb/> <l>der Tod</l><lb/> <l>Des Grabes Schreckenbild dich an — ſo falle</l><lb/> <l>nieder</l><lb/> <l>Vor ihm und bet ihn an — Verweſung iſt</l><lb/> <l>dein Gott!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Dann ſinke in dein Grab — vereine mit dem</l><lb/> <l>Staube</l><lb/> <l>Die Seele, die dem Wahn hier in dir ſelbſt</l><lb/> <l>begrub —</l><lb/> <l>Und werde, wenn du kannſt, dem ewgen Nichts</l><lb/> <l>zum Raube,</l><lb/> <l>Du, den zum denkenden Geſchoͤpfe Gott</l><lb/> <l>erhub. —</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer ſeinen Gott verkennt, dem wird die Welt</l><lb/> <l>zur Hoͤlle —</l><lb/> <l>Er ſelbſt iſt nur ein Traum, und um ihn her</l><lb/> <l>iſt Wahn —</l><lb/> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [116/0126]
Und droht die Krankheit dir mit ſchreckendem
Gefieder —
Nagt nun am Herzen dir — Und grinſet dann
der Tod
Des Grabes Schreckenbild dich an — ſo falle
nieder
Vor ihm und bet ihn an — Verweſung iſt
dein Gott!
Dann ſinke in dein Grab — vereine mit dem
Staube
Die Seele, die dem Wahn hier in dir ſelbſt
begrub —
Und werde, wenn du kannſt, dem ewgen Nichts
zum Raube,
Du, den zum denkenden Geſchoͤpfe Gott
erhub. —
Wer ſeinen Gott verkennt, dem wird die Welt
zur Hoͤlle —
Er ſelbſt iſt nur ein Traum, und um ihn her
iſt Wahn —
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