Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.danken und Ausdrücke desselben für würdig hält, Anton Reisers Triumph dauerte nicht lange danken und Ausdruͤcke deſſelben fuͤr wuͤrdig haͤlt, Anton Reiſers Triumph dauerte nicht lange <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0118" n="108"/> danken und Ausdruͤcke deſſelben fuͤr wuͤrdig haͤlt,<lb/> in Muſik geſetzt zu werden. — Jedes Wort<lb/> ſcheint dadurch gleichſam einen hoͤhern Werth zu<lb/> erhalten — und die Empfindung, welche Anton<lb/> Reiſern daruͤber anwandelte, wenn er ſeine<lb/> Arien ſingen hoͤrte, mag vielleicht bei einem jeden,<lb/> der einmal ſein eigenes Singeſtuͤck vollſtimmig,<lb/> und bei einer betraͤchtlichen Anzahl Zuſchauer<lb/> auffuͤhren hoͤrte, ſich im Innern ſeiner Seele<lb/> geregt haben; auch hat man lebende Beiſpiele<lb/> davon, was dergleichen Triumphe fuͤr unerhoͤrte<lb/> Ausbruͤche der Eitelkeit bei gewiſſen Perſonen<lb/> veranlaßt haben. —</p><lb/> <p>Anton Reiſers Triumph dauerte nicht lange<lb/> — denn ſobald man erfuhr, wer der Verfaſſer die¬<lb/> ſer Verſe ſey, ſo fand man daran allerlei zu tadeln,<lb/> und einige von den Chorſchuͤlern, welche Kleiſts<lb/> Gedichte geleſen hatten, behaupteten gradezu,<lb/> daß ſie aus dem Kleiſt ausgeſchrieben waͤren. —<lb/> Nun mochten freilich wohl Reminiſzenzien darin<lb/> ſeyn, aber der letzte Gedanke, von dem <hi rendition="#fr">was<lb/> Gott zum Seyn erleſen</hi> habe, drehte ſich wie¬<lb/> der um Reiſers metaphyſiſche Spekulation, in<lb/> wie fern nur den lebenden und denkenden Ge¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [108/0118]
danken und Ausdruͤcke deſſelben fuͤr wuͤrdig haͤlt,
in Muſik geſetzt zu werden. — Jedes Wort
ſcheint dadurch gleichſam einen hoͤhern Werth zu
erhalten — und die Empfindung, welche Anton
Reiſern daruͤber anwandelte, wenn er ſeine
Arien ſingen hoͤrte, mag vielleicht bei einem jeden,
der einmal ſein eigenes Singeſtuͤck vollſtimmig,
und bei einer betraͤchtlichen Anzahl Zuſchauer
auffuͤhren hoͤrte, ſich im Innern ſeiner Seele
geregt haben; auch hat man lebende Beiſpiele
davon, was dergleichen Triumphe fuͤr unerhoͤrte
Ausbruͤche der Eitelkeit bei gewiſſen Perſonen
veranlaßt haben. —
Anton Reiſers Triumph dauerte nicht lange
— denn ſobald man erfuhr, wer der Verfaſſer die¬
ſer Verſe ſey, ſo fand man daran allerlei zu tadeln,
und einige von den Chorſchuͤlern, welche Kleiſts
Gedichte geleſen hatten, behaupteten gradezu,
daß ſie aus dem Kleiſt ausgeſchrieben waͤren. —
Nun mochten freilich wohl Reminiſzenzien darin
ſeyn, aber der letzte Gedanke, von dem was
Gott zum Seyn erleſen habe, drehte ſich wie¬
der um Reiſers metaphyſiſche Spekulation, in
wie fern nur den lebenden und denkenden Ge¬
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