Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Das Gedicht über die Welt, war weit mehr Der Mensch entschwinget sich dem Staube Und mit ihm seine Welt -- Dem Grabe wird der Mensch zum Raube, Und mit ihm seine Welt. -- Philipp Reiser tadelte diß Gedicht durch¬ Der häuft sich seine Welt mit Schätzen, Und der mit Lorbern an; Und jeder findet sein Ergötzen Am Spiel, das er ersann. -- Reisers Phantasie lag jetzt mit seiner Denk¬ Das Gedicht uͤber die Welt, war weit mehr Der Menſch entſchwinget ſich dem Staube Und mit ihm ſeine Welt — Dem Grabe wird der Menſch zum Raube, Und mit ihm ſeine Welt. — Philipp Reiſer tadelte diß Gedicht durch¬ Der haͤuft ſich ſeine Welt mit Schaͤtzen, Und der mit Lorbern an; Und jeder findet ſein Ergoͤtzen Am Spiel, das er erſann. — Reiſers Phantaſie lag jetzt mit ſeiner Denk¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0114" n="104"/> <p>Das Gedicht uͤber die Welt, war weit mehr<lb/> Spekulation als Gedicht, und wurde daher das<lb/> Gezwungenſte, was man ſich denken kann, es<lb/> hub ſich an:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Menſch entſchwinget ſich dem Staube</l><lb/> <l>Und mit ihm ſeine Welt —</l><lb/> <l>Dem Grabe wird der Menſch zum Raube,</l><lb/> <l>Und mit ihm ſeine Welt. —</l><lb/> </lg> <p>Philipp Reiſer tadelte diß Gedicht durch¬<lb/> weg, ausgenommen folgenden Vers, den er er¬<lb/> traͤglich fand:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der haͤuft ſich ſeine Welt mit Schaͤtzen,</l><lb/> <l>Und der mit Lorbern an;</l><lb/> <l>Und jeder findet ſein Ergoͤtzen</l><lb/> <l>Am Spiel, das er erſann. —</l><lb/> </lg> <p>Reiſers Phantaſie lag jetzt mit ſeiner Denk¬<lb/> kraft im Kampfe; ſie wollte bei jeder Gelegen¬<lb/> heit in das Gebiet derſelben eingreifen, und die<lb/> allerabſtrakteſten Begriffe wieder in Bilder huͤl¬<lb/> ken — Diß war fuͤr Reiſern oft ein aͤngſtlicher<lb/> qualvoller Zuſtand — und in einem ſolchen Zu¬<lb/> ſtande hatte er das Gedicht uͤber die Welt her¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [104/0114]
Das Gedicht uͤber die Welt, war weit mehr
Spekulation als Gedicht, und wurde daher das
Gezwungenſte, was man ſich denken kann, es
hub ſich an:
Der Menſch entſchwinget ſich dem Staube
Und mit ihm ſeine Welt —
Dem Grabe wird der Menſch zum Raube,
Und mit ihm ſeine Welt. —
Philipp Reiſer tadelte diß Gedicht durch¬
weg, ausgenommen folgenden Vers, den er er¬
traͤglich fand:
Der haͤuft ſich ſeine Welt mit Schaͤtzen,
Und der mit Lorbern an;
Und jeder findet ſein Ergoͤtzen
Am Spiel, das er erſann. —
Reiſers Phantaſie lag jetzt mit ſeiner Denk¬
kraft im Kampfe; ſie wollte bei jeder Gelegen¬
heit in das Gebiet derſelben eingreifen, und die
allerabſtrakteſten Begriffe wieder in Bilder huͤl¬
ken — Diß war fuͤr Reiſern oft ein aͤngſtlicher
qualvoller Zuſtand — und in einem ſolchen Zu¬
ſtande hatte er das Gedicht uͤber die Welt her¬
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/114>, abgerufen am 22.07.2024. |